Marktberichte

Dax prallt an 8000 ab Eindeckungs-Rally muss warten

"Es ist ein unglaublicher Monat und ein ebenso unglaubliches Börsenjahr bislang."

"Es ist ein unglaublicher Monat und ein ebenso unglaubliches Börsenjahr bislang."

(Foto: REUTERS)

Unterstützung oder Widerstand? Die 8000er Marke entpuppt sich für den Dax mehr und mehr als echtes Hindernis. Das Tageshoch von 7999,50 Punkten zeigt das überdeutlich. Positive Impulse gibt es durchaus - etwa von der Bilanzfront. Ein neuer Anlauf ist damit gewiss.

Ein gebrauchter Tag: So lässt sich der Handel am deutschen Aktienmarkt am Dienstag zusammenfassen. Der Leitindex pendelte in einer engen Handelsspanne und versuchte sich zwar an der psychologisch wichtigen 8000er Marke. Überwinden konnte er sie aber nicht. Zunächst im Minus drehte der Leitindex am Vormittag ins Plus, verharrte dort bis zum Nachmittag und schloss dann mit leichten Verlusten.

Der Dax ging 0,2 Prozent tiefer bei 7966 Zählern aus dem Handel. Das Tageshoch markierte er bei 7999,5 Stellen, das Tagestief lag bei 7933,9. Der MDax zog 0,2 Prozent an auf 13.370 Punkte. Der TecDax schaffte immerhin ein Plus von 0,6 Prozent auf 927 Zähler. In den USA griffen die Anleger im frühen Handel erneut zu: Der Dow markierte ein weiteres Hoch, drehte aber dann auch leicht ins Minus.

Alles nur Psychologie

Der Verfall hält derzeit den Deckel auf dem Dax, sagte ein Marktstratege. Am Markt sind laut Eurex etwa doppelt so viele auslaufende Call-Positionen offen wie Put-Positionen. Die Calls überwiegen ab dem 7800er Basispreis, ab 7950 wird die Put-Seite schnell leer. Sehr hoch ist der Call-Überhang beim 8050er Basispreis mit 47.000 offenen Kontrakten. Ein Überwinden der Marke von 8050 Punkten dürfte also eine Eindeckungs-Rally im Dax auslösen. Ein erster Put-Überhang zeigt sich bei 7700 Punkten.

"Es wartet immer noch ziemlich viel Geld auf die Gelegenheit zum Einstieg", beschwörte Philippe Gijsels, Chef-Analyst von BNP Paribas Fortis Global Markets.

Kein Preisdruck

Positives kam von der Preisfront: Die Inflationsrate in Deutschland ist im Februar auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren gesunken. Waren und Dienstleistungen kosteten nur noch 1,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Januar hatte die Teuerung noch bei 1,7 Prozent gelegen. Die Inflationsrate bleibt damit unter der wichtigen Marke von knapp zwei Prozent, die für die Europäische Zentralbank (EZB) stabile Preise markiert.

Coba bis Munich Re

Im Dax gewannen Lufthansa am deutlichsten und schlossen mehr als 3 Prozent. Lange Zeit fester tendierten auch Commerzbank. Am Ende gingen die Papiere aber rund 3 Prozent schwächer aus dem Handel. Eine Kapitalerhöhung deutete sich an. Zuvor war bekannt geworden, dass die Bank offenbar mit Hochdruck an der Abwicklung ihres Immobilienfinanzierers, der früheren Eurohypo, arbeitet: Finanzkreisen zufolge wird derzeit ein Verkauf des britischen Kredit-Portfolios mit einem Gesamtvolumen von 5,7 Mrd. Euro (5 Mrd. Pfund) durchgespielt. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge sind die Finanzinvestoren Blackstone, Lone Star und Starwood Capital am britischen Immobilien-Geschäft interessiert.

Ebenfalls deutlich fester präsentierten sich Munich Re: Der weltgrößte Rückversicherer rechnet im laufenden Jahr nicht mit einer Wiederholung seines Erfolgs von 2012. "Für 2013 streben wir ein Ergebnis von annähernd 3 Mrd. Euro an", sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard. Dies wäre immer noch mehr als von Analysten zuletzt erwartet. Erst 2014 soll der Überschuss wieder steigen, hieß es nun im Geschäftsbericht. Im vergangenen Jahr hatte die Munich Re dank geringer Katastrophenschäden und lukrativer Börsengeschäfte unter dem Strich 3,2 Milliarden Euro verdient. Die Aktionäre sollen mit einer auf 7,00 Euro erhöhten Dividende an dem Erfolg teilhaben. Die Aktie gewann etwa ein halbes Prozent.

Evonik ist gerüstet

Der Börsenkandidat Evonik meldete trotz des Nachfragerückgangs in Europa einen Rekordgewinn. Das Konzernergebnis wuchs vom bisherigen Spitzenwert von gut 1 Mrd. Euro 2011 auf knapp 1,2 Mrd. Euro. Für 2013 erwartet das Management einen höheren Umsatz (2012: 13,6 Mrd. Euro) und operative Ergebnisse auf dem Stand von 2012, wie es von Unternehmensseite hieß. Der Singapur-Staatsfonds Temasek hat 4,6 Prozent an Evonik erworben. Bisher hielten die RAG-Stiftung knapp 75 und der Finanzinvestor CVC gut 25 Prozent. Beide wollen bis zu 10 Prozent der Anteile an der Börse platzieren.

Als einer der schwächsten Werte im deutschen Leitindex litten RWE-Titel unter anhaltend negativen Analystenstimmen. Die Anteilsscheine des Stromkonzerns büßten 0,9 Prozent ein.

Fraport bis Symrise

Im Nebenwerte-Index MDax brachen Symrise um etwa 1 Prozent ein. "Die Zahlen und die Dividende lagen leicht unter den Erwartungen", sagte Analyst Ruland. "Da nutzen Anleger die Gelegenheit zu Gewinnmitnahmen." In den vergangenen sechs Wochen hatten Symrise-Aktien knapp 14 Prozent zugelegt - mehr als doppelt so viel wie der MDax. Innerhalb dieses Zeitraums markierten sie mit 30,49 Euro ein Rekordhoch.

Fraport verloren rund 4 Prozent, nachdem der Flughafenbetreiber für 2013 einen Gewinnrückgang prognostiziert hat. Auch die Zahlen für das abgelaufene Jahr überzeugten Börsianer nicht. Einer von ihnen monierte, dass trotz der gestiegenen Umsatzes der Reingewinn stagniere.

Im TecDax setzten sich SMA Solar mit einem Plus von etwa 4 Prozent an die Spitze. Am anderen Ende standen Drägerwerk und Nordex mit Abgaben von rund 2 und 3,5 Prozent.

Solarworld verschiebt Bilanz-PK

Solarworld zogen mehr als 1 Prozent an. Der in Schieflage geratene Solarkonzern verschob wegen der Verhandlungen mit den Gläubigern die Veröffentlichung seiner Bilanz. "Sobald das Restrukturierungskonzept beschlossen ist, wird die Solarworld AG die Öffentlichkeit darüber informieren und den Jahresfinanzbericht im Rahmen einer Bilanzpressekonferenz und einer Analystenkonferenz vorstellen", so das Unternehmen.

Im Januar hatte Asbeck von den Gläubigern "gravierende Einschnitte" bei den Verbindlichkeiten gefordert, um das Überleben der Solarfirma zu sichern.

Loewe bleibt im Fokus

Nach der Ankündigung eines umfassenden Jobabbaus und den anschließenden Kursgewinnen, kamen Loewe-Titel nun wieder zurück. Die Papiere büßten rund 3,5 Prozent ein. Hintergrund könnte eine Personalie sein: Rainer Hecker verlässt die Spitze des Kontrollgremiums und macht Platz für seinen Nachfolger Michael Blatz, wie das Unternehmen mitteilte. Hecker begründete den Schritt mit der bevorstehenden Sanierung. "Mit den verabschiedeten Maßnahmen beginnt für das Unternehmen ein neuer Abschnitt der Unternehmensgeschichte. Dazu will ich den Weg frei machen."

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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