Wirtschaft

"Ich zerstöre Aktionärsvermögen" HVB-Chef spricht Klartext

"Das wird auf Jahre so sein und da bin ich nicht alleine damit": Theodor Weimer (Archivbild).

"Das wird auf Jahre so sein und da bin ich nicht alleine damit": Theodor Weimer (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Bei einer Veranstaltung in Frankfurt bricht es aus einem hochrangigen Bankfachmann heraus: Die Lehren, die der Staat aus der großen Finanzkrise zieht, werden die Branche tiefgreifend umkrempeln - mit einschneidenden Folgen für die gesamte deutsche Volkswirtschaft.

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Auf die Banken in Deutschland kommen aus Sicht von Theodor Weimer harte Zeiten zu. Die schärferen Vorschriften der Regulierer würden die Institute empfindlicher treffen als bekannt, sagte der Chef der Hypovereinsbank (HVB) bei einer Diskussionsrunde in Frankfurt. "Die Kosten sind exorbitant und werden das Geschäft verändern. Viele kleine Banken machen wir mit der Regulatorik und den IT-Anforderungen kaputt - das können die nicht mehr leisten."

Auch große europäische Institute werden nach seiner Einschätzung nicht mehr so profitabel sein wie in früheren Jahren, da sie mehr Eigenkapital vorhalten müssen und kaum noch riskante Geschäfte eingehen. "Ich gehe davon aus, dass Banken strukturell nicht mehr als zehn bis zwölf Prozent Eigenkapitalrendite nach Steuern generieren können", sagte Weimer. Die Unicredit-Tochter HVB, die im vergangenen Jahr mit einem Überschuss von 1,3 Mrd. Euro so viel Gewinn einfuhr wie keine andere Privatbank in Deutschland, sei von solchen Werten derzeit aber noch weit entfernt.

"Und da bin ich nicht alleine damit"

Die HVB habe Kapitalkosten von etwa zwölf Prozent, verdiene aber keine zwölf Prozent, sagte Weimer. "Ich zerstöre jedes Jahr - als ziemlich profitable Bank - 'shareholder value' in großem Maße. Das wird auf Jahre so sein und da bin ich nicht alleine damit." Eigentlich sei es die Aufgabe des Managements, den Gesamtwert des Unternehmens und damit auch das Aktionärsvermögen ('shareholder value') zu steigern. Für europäische Banken ist dies aus Sicht von Weimer derzeit aber kaum möglich.

Da wegen der regulatorischen Vorschriften auch noch große Unsicherheit herrsche, würden langfristig orientierte Investoren derzeit kein Geld in europäische Banken stecken, erklärte Weimer.

Für die Banken selbst seien viele Geschäfte wegen der härteren Auflagen im derzeitigen Umfeld nicht mehr attraktiv, sagte Weimer. "Wer heute noch Kommunalfinanzierung macht, hat das Geschäft nicht verstanden." Auch die Zahl an langfristigen Finanzierungen gehe deutlich zurück. Zudem müssten die Banken Teile der regulatorischen Mehrkosten an die Kunden weitergeben.

"Sich selber ins Knie"

Da sich deutsche Unternehmen stärker über Bankkredite finanzieren als in vielen anderen Ländern, ist Weimer überzeugt, dass die deutsche Volkswirtschaft unter den härteren Vorschriften überproportional leiden wird. "Deutschland schießt sich im Moment selber ins Knie."

Als Konsequenz aus der Wirtschafts- und Finanzkrise haben die Regulierer weltweit Vorschriften verschärft, um das Finanzsystem stabiler zu machen und künftige Krisen zu verhindern. In Deutschland wurden ab 2008 mehrere Banken wie etwa die Hypo Real Estate mit Staatsgeld vor dem Aus gerettet oder - wie etwa im Fall der Commerzbank - durch stille Einlagen gestützt, weshalb der Druck auf die Branche besonders hoch ist. Der Verband deutscher Privatbanken, dessen Leitung kürzlich der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, übernommen hat, bemüht sich nach eigenen Angaben, bei der Regulierung die aus der Sicht der Branche "richtige Balance zu finden".

Quelle: ntv.de, rts

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