Marktberichte

Hiobsbotschaft bei ThyssenKrupp Dax belastet erwartet

Der Dax am Donnerstag: Am Abend gingen Händler mit einem Abschlag von 1,0 Prozent nach Hause.

Der Dax am Donnerstag: Am Abend gingen Händler mit einem Abschlag von 1,0 Prozent nach Hause.

(Foto: REUTERS)

Kurz vor dem Wochenende müssen sich Anleger im deutschen Aktienhandel noch einmal auf bewegliche Kurse einstellen: Noch ist offen, welche Vorgaben stärker wirken - der leichte Rückenwind von der Wall Street oder der Abwärtssog aus Asien. Bei ThyssenKrupp lassen Gerüchte die Alarmglocken schrillen.

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Am deutschen Aktienmarkt rechnen Beobachter in Banken und Brokerhäusern mit einem verhaltenen Start in den Freitagshandel: Die späte Erholung an den US-Börsen sollte die Notierungen im frühen Geschäft stützen, hieß es am frühen Morgen im Handel. An der Wall Street setze sich die Meinung durch, dass die US-Notenbank an ihrer ultralockeren Geldpolitik länger als bislang erwartet festhalten wird. Marktstrategen werten dies als grundsätzlich positive Nachricht für Aktienanleger, warnen allerdings vor einem belastenden Effekt im Hinblick auf den Dollar.

Mit einem massiven Kurseinbruch bei ThyssenKrupp rechneten Händler am Morgen. "Das ist mehr als eine Hiobsbotschaft", sagte ein Händler mit Blick auf den möglicherweise geplatzten Verkauf zweier Stahlwerke an den brasilianischen Konkurrenten CSN. Wie das "Wall Street Journal Deutschland" berichtete, sollen die Verhandlungen an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert sein. Da in diesem Fall für ThyssenKrupp eine Totalabschreibung drohe, komme sofort wieder die Angst vor einer Kapitalerhöhung am Markt auf, meinte der Händler.

Als Belastungsfaktor erweisen sich am Morgen vor allem die Vorgaben aus Asien: In Tokio gibt der Nikkei-Index zeitweise knapp 3 Prozent nach. Beobachter verwiesen unter anderem auf eine enttäuschende Bilanz von Canon und ein stärkeren Yen, der die Exportwerte belastete. Der Shanghai-Composite verlor 0,7 Prozent.

Auch in Europa gebe es zahlreiche Hindernisse für einen weiteren Kursaufstieg, warnte ein Händler. Die nur mäßig laufende Berichtssaison könnte den Aufwärtsdrang drosseln. Die negativen Unternehmensnachrichten von BASF, Siemens oder Software AG hätten die entsprechenden Titel am Vortag teils erheblich belastet, hieß es. Dies habe auch am Gesamtmarkt für Abgabedruck gesorgt.

Siemens hatte am Vortag überraschend sein Renditeziel für 2014 vorzeitig aufgegeben und damit unter Analysten für erhebliches Aufsehen gesorgt: Eine operative Marge von zwölf Prozent sei bis dahin nicht erreichbar, teilten das Dax-Schwergewicht mit. "Die strukturellen Maßnahmen zur Portfoliooptimierung und Kostensenkung sind weitestgehend auf Kurs", hieß es. Siemens-Chef Peter Löscher wollte durch Stellenabbau und den Verkauf von wenig rentablen Sparten bis 2014 den Konzern eigentlich wieder vor die Konkurrenz bringen. Die Börsenreaktion auf die Absage fiel eindeutig aus: Die Siemens-Papiere sackten bis zum Abend um 5,9 Prozent ab.

Leicht positiv werden die Ergebnisse der Deutschen Börse gesehen. Der Marktbetreiber hatte am Vorabend nach Börsenschluss seine Zahlen vorgelegt. Die Gewinnschätzungen der Analysten konnten dank harter Sparmaßnahmen leicht übertroffen werden. Die Jahresprognose für 2013 konnte aber nicht erhöht werden.

Für Aufsehen sorgt zudem die Insolvenz von Max Bahr. Die Baumarktkette folgt damit ihrer Mutter Praktiker in die Pleite. Die Premiummarke galt bislang als Hoffnungsträger für einen "Turnaround" bei Praktiker.

Vor dem Wochenende stehen neue Ergebnisse zum zurückliegenden Quartal an: Geschäftszahlen gibt es unter anderem von Lafarge, Renault, Anglo American und Total zu verarbeiten.

Vivendi dürften vom fast vollständigen Verkauf des Videospielherstellers Activision profitieren, hieß es aus Frankreich. Der französische Konzern verkauft den Großteil seiner Beteiligung für 8,2 Milliarden Dollar und wird zukünftig nur noch 12 Prozent an Activision halten. Vivendi kann sich damit stärker auf die Konsolidierung im Telekomsektor konzentrieren.

An der Wall Street hatten die optimistische Anleger am Vorabend die Indizes nach einer Flut von Quartalszahlen mit Zukäufen leicht nach oben gehievt. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,1 Prozent auf 15.555 Punkte. Der S&P-500 erhöhte sich um 0,3 Prozent auf 1690 Zähler. Der Composite-Index der Nasdaq legte 0,7 Prozent auf 3605 Punkte zu.

Doch auch in den USA scheint die Luft dünner zu werden: "Ich wäre mit dem Markt hier etwas vorsichtig", sagte Dean Junkans, Chef-Anlagestratege bei der Wells Fargo Private Bank. Der S&P-500 habe bereits sein oberes Kursziel für 2013 erreicht: "Der Markt ist hier fair bewertet, nicht aber billig". Angesichts der Tatsache, dass die Börsen einen überkauften Eindruck machten, sei eine Korrektur an den Märkten denkbar, erklärte ein Beobachter.

An Konjunkturdaten steht am Nachmittag vor allem die zweite Lesung des Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan auf der Agenda. Die amtlichen Angaben zu den Verbraucherpreisen in Japan dürften außerhalb des Yen-Raums wenig direkte Wirkung zeigen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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