Wirtschaft

Index fällt bei Praxistest durch Dax performt schlechter als es scheint

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(Foto: picture alliance / dpa)

Vor gut 30 Jahren ging der deutsche Aktienindex Dax an den Start. Das Jubiläum wird als großer Erfolg gefeiert. Doch dabei blieben ein paar Wahrheiten auf der Strecke.

Die erste offizielle Notiz des Dax belief sich am 1. Juli 1988 auf 1163 Punkte. Heute, also rund 30 Jahre später, steht das deutsche Standardbarometer bei mehr als 12.500 Zählern. Auf den ersten Blick sieht das nach einem grandiosen Erfolg aus. Gerne wird vorgerechnet, dass Anleger, die damals knapp 100.000 Euro investiert haben, heute Millionäre sind. Doch diese Aussage beinhaltet einige kapitale Irrtümer und Fehler.

  1. Der Dax von 1988 war ein völlig anderer als der Dax von heute. Zahlreiche Rohrkrepierer wurden über die Jahre aussortiert und durch neue Unternehmen ersetzt. Anleger, die diese Wechsel nachvollzogen haben, mussten erhebliche Transaktionskosten leisten. Im Dax spielen diese keine Rolle.
  2. Beim Dax handelt es sich um einen sogenannten Performanceindex: Die Dividenden fließen, reinvestiert, in den Index ein. Über den Daumen gepeilt machen die Ausschüttungen rund 40 Prozent der Wertentwicklung aus – so zumindest die Theorie. So hat sich der Dax als Performanceindex in den zurückliegenden zehn Jahren ziemlich genau verdoppelt.

In der Praxis mussten Anleger jedoch die Dividenden versteuern. Dazu kommen regelmäßige Depotgebühren und Spesen für das Abrechnungskonto. Die offizielle Dax-Berechnung erfolgt gewissermaßen brutto, netto bleibt dem Investor tatsächlich deutlich weniger übrig. Ergebnis: Deutschlands Leitindex führt in die Irre.

  1. Unter Berücksichtigung aller Kapitalmaßnahmen und Indexanpassungen seit 1988 fällt das Ergebnis für Investoren deutlich ernüchternder aus als es der offizielle Indexstand nahelegt. Real befindet sich die Dax-Performance dann schnell in der Nähe anderer Anlageklassen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Wertentwicklung um das Risiko, zum Beispiel um die Volatilität, bereinigt wird.
  2. Der Dax umfasst nur die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften, die börsennotiert sind. Die Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe, die im M- und SDax zusammengefasst sind, bleiben außen vor. Die plakative Aufforderung "nun doch endlich clever reich zu werden" und in den Dax zu investieren (wenn man schon bisher nicht dabei war), ist aus professioneller Sicht hanebüchen, da sie die Vorteile der Diversifikation völlig ausblendet.
  3. Der Blick in den Rückspiegel, also konkret auf 30 Jahre Dax-Historie, beinhaltet für Anleger ein enormes Risikopotenzial. Rückwirkend sehen – gerade auch theoretische – Performanceergebnisse immer dann besonders gut aus, wenn das Bewertungs- und Kursniveau bereits extrem hoch sind und sich strategische Neuanlagen eigentlich verbieten.

Dax-Index-Sparen für Rente ungeeignet

Banker empfehlen gerne Sparpläne mit regelmäßigen Dax-Investments, um die drohende Rentenlücke bei Anlegern und Sparern zu schließen. Doch das funktioniert nicht. Ein Anlegerleben dauert im Durchschnitt 30 bis 35 Jahre – typischerweise vom 30. Lebensjahr bis zum Renteneintritt. In der Regel sind Renditen auf das eingesetzte Kapital von mindestens fünf bis sieben Prozent notwendig, um die Rentenlücke zu schließen – und zwar nach Kosten. Bei einer realistischen Berechnung ist das mit Dax-Sparplänen nicht zu erreichen. Denn es gibt nur wenige Jahre, in denen die Dax-Performance netto, also nach Transaktionskosten, Bankgebühren und Steuern, bei sechs Prozent und mehr liegt.

Tatsächlich gibt es nur zwei bis drei Investitionsfenster innerhalb eines Anlegerlebens, die es zu nutzen gilt. Aktuell ist keins offen. Vielmehr sind auch die deutschen Standardwerte derzeit mit dem billigen Geld der Notbanken aufgeblasen.

Anleger sollten bedenken, dass der Dax allein seit den Nullerjahren bereits dreimal schwer abgestürzt ist: Zwischen 2000 und 2003 nach dem Platzen der Dot.com-Blase, 2008 noch der Pleite von Lehman Brothers und der Immobilienkrise in den USA sowie 2015 aus Angst vor einer wirtschaftlichen Vollbremsung Chinas. Daraus ergaben sich lukrative Einstiegschancen. Derzeit gilt es, geduldig zu sein und zu warten, bis sich das nächste Investmentfenster öffnet.

Uwe Günther ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der "BPM - Berlin Portfolio Management GmbH".

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Quelle: ntv.de

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