Marktberichte

Trump, Yellen, Draghi Die 12.000 raubt Dax-Anlegern letzten Nerv

Die Gemengelage am deutschen Aktienmarkt ist am Dienstag keine einfache: Die Anleger hoffen auf die 12.000er Marke und träumen vom Allzeithoch. Aber es kommt anders. Der Dax legt zunächst zu, fällt dann, dreht erneut.

Mit einem leichten Aufschlag hat sich der Dax am Dienstag am deutschen Aktienmarkt aus dem Handel verabschiedet. Händler hatten bereits am Morgen vor einer engen Handelsspanne gewarnt. Am Ende betrug sie rund 50 Punkte. Kleinste Impulse reichten aus: Beim Dax war es wieder einmal die Deutsche Bank, die ihren Abwärtstrend vom Montag munter fortsetzte. Auch die Wall lieferte kein positives Signal.

Der Dax schloss 0,1 Prozent im Plus bei 11.966 Punkten. Das Tagestief markierte er bei 11.935 Stellen. Am Montag war er 0,6 Prozent schwächer aus dem Handel gegangen, das Tagestief lag bei 11.922 Zählern. Der MDax gab 0,5 Prozent auf 23.265 Zähler nach. Der TecDax verabschiedete sich 0,6 Prozent fester mit 1942 Punkten aus dem Handel.

USA: Abschläge

An der New Yorker Wall Street startete der Handel schwach. Die Kurse erholten sich zwischenzeitlich um am Ende wieder nachzugeben. Die zunehmende Erwartung, dass die Federal Reserve in der kommenden Woche die Zinsen anheben werde, schüchtert die Anleger ein. US-Präsident Donald Trump kündigte zudem geringere Preise für Medikamente und mehr Konkurrenzkampf in der Branche an, was die Pharmawerte belastete. Zudem hielt die Verunsicherung über seine weiteren Pläne an, da Trump noch immer Details der angekündigten Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben schuldig blieb.

Der Dow-Jones-Index fiel um 0,1 Prozent auf 20.924 Punkte. Der breiter gefasste S&P gab um 0,3 Prozent auf 2368 Stellen nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor ebenfalls 0,3 Prozent auf 5834 Zähler.

Bei den Einzelwerten standen erneut die Snap-Aktien mit einem Minus von 10,3 Prozent im Blickpunkt. Nach dem furiosen Börsendebüt der Mutter des Messaging-Dienstes Snapchat in der vergangenen Woche ging es nun den zweiten Tag in Folge bergab. Bei den Pharmawerten gerieten nach der Trump-Ankündigung unter anderem die Titel von Pfizer mit einem Minus von 0,6 Prozent und Eli Lilly mit einem Abschlag von rund 1,3 Prozent unter Druck. Gut 45 Prozent in die Höhe schossen dagegen die Papiere von Nimble Storage. Der IT-Konzern Hewlett Packard Enterprise kündigte an, den Datenspeicher-Spezialisten für 1,1 Milliarden Dollar in bar zu übernehmen.

Dax: Autos, Banken, Immobilien

Hierzulande blickten die Anleger mit Spannung weiterhin auf die Titel der Deutschen Bank und nach Genf zum Autosalon, wo die Übernahme von Opel durch PSA im Fokus stand. Zudem blieb auch Volkswagen mit seinem "Diesel-Thema" ein Thema. Hier wurde über Entschädigungen an betroffene Autokäufer auch in Europa spekuliert. In Genf fuhren die Wolfsburger unter anderem mit dem vollelektrischen Bulli vor.

VW schlossen leicht fester, nachdem sie am Montag mit Abschlägen aus dem Handel gegangen waren. Zu den Topverlierern zählten erneut Deutsche Bank. Das Finanzinstitut hatte zu Wochenbeginn eine milliardenschwere Kapitalerhöhung angekündigt sowie einen umfassenden Konzernumbau. Daraufhin waren die Titel um rund 7 Prozent eingebrochen. Nun verabschiedeten sich Deutsche Bank-Papiere weitere etwa 1,5 Prozent tiefer aus dem Handel.

Beiersdorf verloren fast 1 Prozent. Negativ werteten Händler einen Bericht im "Handelsblatt", wonach keine Erhöhung der Dividende von 0,70 Euro geplant sei. Bis 2018 sei im Schnitt mit einer stetigen Anhebung auf mindestens 0,75 Euro gerechnet worden. "Das kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da die Aktie gerade an den Widerstand aus ihrem alten Allzeithoch gelaufen ist", sagte ein Händler: "Da ist die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen sehr hoch."

Vonovia schlossen mehr als 1 Prozent tiefer, nachdem sie im frühen Handelsverlauf noch fester notiert hatten. Die Immobiliengesellschaft hatte im vergangenen Jahr operativ etwas mehr verdient, als Analysten erwartet hatten. Die Dividende wurde angehoben, bleibt aber dennoch hinter den Erwartungen des Marktes um einen Cent zurück: Die Aktionäre sollen 1,12 Euro je Aktie nach zuletzt 0,94 Euro erhalten.

MDax: Steigt der Preis für Stada?

Stada drehten im Handelsverlauf ebenso ins Minus, verloren am Ende 0,5 Prozent. Es gab Pressemeldungen, wonach sich mehrere Finanzinvestoren zusammenschließen könnten, um ein gemeinsames Gebot abzugeben. Auch das Interesse des Staatsfonds GIC aus Singapur wurde erwähnt. "Das Kursniveau um 55 bis 58 Euro war nötig, damit die Investoren Einblick in die Bücher bekommen", sagte ein Händler: "Da müssen sie schon 10 bis 15 Prozent drauflegen, um bei Stada einzusteigen." Ein anderer Marktteilnehmer warnte allerdings: Das derzeitige Kursniveau sei bereits hoch.

SDax: Tele Columbus überzeugt

Für Tele Columbus ging es am Ende knapp 1 Prozent nach oben. "Die Geschäftszahlen sind oberhalb meiner und der Konsenserwartung ausgefallen", hieß es von Cengiz Sen, Analyst bei Equinet. Die EBITDA-Marge habe durch Synergien nach den Zukäufen von Primacom und Pepcom profitiert und sei in Folge auf 57 nach 50 Prozent gestiegen. Ebenso habe das Unternehmen den längerfristigen Ausblick bestätigt.

GfK verloren indes etwa 0,5 Prozent. Der Freefloat in der Aktie fällt drastisch, aktuell liegt er nur noch bei 14,15 Prozent. Fällt der Streubesitzanteil unter die Marke von 10 Prozent, droht der Aktie der "Fast Exit" aus dem SDax. Sollte dieses Szenario in den kommenden Tagen eintreten, bildet die Februar-Rangliste der Deutschen Börse die Grundlage für die potentiellen Aufsteiger. "Hier sind die Aktien von Leifheit und MLP in einer guten Position", so ein Marktteilnehmer. Sollte der Streubesitz in GfK auf dem erreichten Niveau verharren, droht bei der nächsten regulären Index-Überprüfung im Juni der Abschied aus dem SDax.

TecDax: Software AG kauft zurück

Software AG gewannen fast 3 Prozent. Ein bis zu 100 Millionen Euro schweres Aktienrückkaufprogramm stützte. Es soll bis 15. Mai laufen. "Das entspricht rund 10 Millionen pro Woche", sagte ein Marktteilnehmer. Zudem sollen 2,6 Millionen eigene im Bestand gehaltene Aktien gelöscht werden. Damit sinke das Grundkapital um 3,29 Prozent und erhöhe entsprechend den Gewinn je Aktie. "Das sind eigentlich alles kleine Schritte, aber per Saldo wird das positive Signal an den Markt gesendet, dass sich Software um ihren Aktienwert kümmern", kommentierte ein anderer Händler.

Rohstoffe: Ölpreis bewegt sich

Der Ölpreis gibt nach zwischenzeitlichen Gewinnen leicht nach. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 55,83 Dollar. Das waren 0,3 Prozent weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) verlor 0,2 Prozent auf 53,07 Dollar.

Derzeit befindet sich der Ölpreis im Spannungsfeld zwischen Förderkürzungen wichtiger Förderländer wie Saudi-Arabien und Russland einerseits und Hinweisen auf eine steigende Produktion in den USA andererseits.

Devisen: Euro unter 1,06

Der Euro kehrte am Nachmittag in den Verlustmodus zurück. Die Gemeinschaftswährung wurde am Abend bei 1,0566 Dollar 0,14 Prozent schwächer und unter der 1,06er Marke gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0576 Dollar fest nach 1,0592 Dollar am Montag und 1,0565 Dollar am Freitag.

Ein überraschend deutlicher Rückgang der deutschen Industrieaufträge konnte dem Euro nichts anhaben. Zwar gingen die Aufträge laut Statistischem Bundesamt im Januar um 7,4 Prozent zurück und damit so stark wie seit Januar 2009 nicht mehr. Allerdings folgte die Schwäche auf einen überaus starken Vormonat.

Der australische Dollar legte indes nach einer Zinsentscheidung der australischen Notenbank um gut ein halbes Prozent zu. Die Notenbank ließ ihren Leitzins unverändert bei 1,5 Prozent. Den Währungshütern zufolge hatte sich das Umfeld für die Weltwirtschaft verbessert und der Konsum in Australien legte zuletzt stärker zu. Spekulationen auf eine Zinssenkung im Verlauf des Jahres wurden dadurch gedämpft. Mehr Bewegung könnte die Ratssitzung der EZB mit Äußerungen von Präsident Mario Draghi in den Devisenmarkt bringen. Auch die Sitzung der Fed steht noch an.

Asien: Uneinheitlich

Widerstandsfähig zeigten sich die Aktienmärkte in Ostasien. Trotz leichter Verluste an der Wall Street stiegen die Kurse zum Großteil. Die Märkte warteten nun auf die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag, von denen sie sich weitere Erkenntnisse über die potenzielle Zinspolitik der US-Notenbank erhofften, hieß es; die große Mehrheit an den Finanzmärkten rechnet inzwischen mit einer Zinserhöhung im März. Die Frage ist mittlerweile eher die, in welchem Tempo es danach weitergeht mit dem Zinserhöhungsprozess. "Vor den Jobdaten am Freitag werden wir viel Volatilität bei zinssensiblen Aktien sehen", so Handelsexperte Andrew Sullivan von Haitong Securities International.

Der Tokioter Nikkei-Index schloss 0,2 Prozent leichter bei 19.344 Punkten. Der Handel war allerdings dünn, viele Investoren hielten sich zunächst zurück. "Auch wenn wir nicht vorgeben wollen zu wissen, wie sich die politischen Ereignisse in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln, gehen wir davon aus, dass sie weiterhin die Schlagzeilen dominieren und Auswirkungen auf die Risikofreude der Investoren haben", schrieb Oliver Jones von Capital Economics.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans gewann 0,6 Prozent. In Hongkong zog der HSI 0,4 Prozent an. In Seoul ging es für den Kospi 0,6 Prozent nach oben. Der Shanghai Composite verabschiedete sich kaum verändert.

Quelle: ntv.de, mbo/bad/DJ/rts/dpa

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