Marktberichte

Dax leidet unter Anleihen-Wirbel Ängste belasten Wall Street

Sorgenvoller Blick eines Händlers an der Wall Street.

Sorgenvoller Blick eines Händlers an der Wall Street.

(Foto: REUTERS)

In den USA steht der Arbeitsmarktbericht an, ein leicht positives Vorzeichen gibt es schon. Die Kurse an der Wall Street zeigen trotzdem nach unten. Der Dax wird durch den Ausverkauf von Bundesanleihen unter Druck gesetzt - mit glimpflichem Ausgang.

Zinsängste und Griechenlandsorgen haben die Wall Street belastet. Besser als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten riefen ausgerechnet vor dem zum Wochenschluss anstehenden offiziellen Arbeitsmarktbericht der Regierung erneut das Schreckgespenst einer baldigen Zinserhöhung auf den Plan. In den USA hatten in der Vorwoche etwas weniger Bürger als prognostiziert erstmals Arbeitslosenhilfe beantragt - ein positives Signal. Dass der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für USA gesenkt und die US-Notenbank aufgefordert hatte, ihre erste Zinserhöhung seit Jahren bis ins Jahr 2016 aufzuschieben, beruhigte Anleger am Aktienmarkt nicht.

Dax
DAX 18.001,60

Der Dow-Jones-Index büßte 0,9 Prozent auf 17.906 Punkte ein, S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren 0,9 bzw. 0,8 Prozent. Umgesetzt wurden 730 (Vortag: 685) Millionen Titel. An der NYSE standen 721 (1.595) Kursgewinnern 2.425 (1.559) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 94 (94) Titel. "Der Fed gehen die Argumente für eine Verschiebung der Zinswende aus. Die Anzahl der heutigen Erstanträge am Arbeitsmarkt zählt zu den niedrigsten in den vergangenen 15 Jahren", kommentierten Doug Cote und Karyn Cavanaugh von Voya Investment die Daten. Die niedrige Produktivität der US-Industrie hielt indes an, was allerdings den Erwartungen entsprach.

Einen weiteren Dämpfer erhielt der Aktienmarkt durch die Tatsache, dass Griechenland seine Fälligkeit über 300 Millionen Euro gegenüber dem IWF am Freitag nicht bedienen wird. Insgesamt werden diesen Monat vier Tranchen an den IWF fällig. Griechenland kann diese bündeln.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Am Devisenmarkt erholte sich der Dollar im Gleichklang mit der Erholung am Rentenmarkt. Der Euro fiel nach Wechselkursen über 1,13 Dollar auf zuletzt 1,1239 zurück - auch gedrückt von den Schlagzeilen um Griechenland. Mit der Dollarstärke ging es an den Rohstoffmärkten abwärts.

Der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI gab um 2,8 Prozent auf 58,00 Dollar nach und schloss damit auf einem Einwochentief. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent ermäßigte sich um 2,8 Prozent auf 62,03 Dollar. Mit größer werdenden Sorgenfalten blickten Investoren dem Treffen des Erdölkartells Opec am Freitag entgegen. Anleger befürchteten, dass das Kartell nicht zu einem Preisauftrieb beitragen werde.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 82,78

Der Goldpreis stürzte auf ein Fünfwochentief. Dollarstärke und die positiven Arbeitsmarktdaten forderten ihren Tribut - trotz der gestiegenen Unsicherheit über den Fortgang des griechischen Dramas. Die Feinunze verbilligte sich um 0,8 Prozent und schloss bei 1.175 Dollar. Im Anschluss an das Settlement kostete das Edelmetall 1.177 Dollar im späten US-Handel.

Unter den Einzelaktien standen T-Mobile US und Dish Network im Blick. Mit den Angelegenheiten vertraute Personen berichteten über Gespräche über ein Zusammengehen beider Unternehmen. Für T-Mobile ging es um 2,6 Prozent nach oben, für Dish um 4,9 Prozent. Von den Spekulationen über eine Branchenkonsolidierung profitierten auch AT&T mit einem Aufschlag von 0,7 Prozent. J.P. Morgan hatte die Titel des Telekommunikationsanbieters zudem auf "Overweight" hochgestuft.

Dax rutscht ins Minus

Nach heftigen Verlusten in der ersten Tageshälfte hatte sich der Dax im späten Handel wieder etwas erholen können, schloss am Ende aber dennoch mit einem Minus von 0,7 Prozent bei 11.341 Punkten. Hintergrund der leichten Aufhellung war die Kurserholung bei Bundesanleihen. Nach anfänglichen Anschlussverkäufen am Morgen stiegen die Notierungen wieder, was für Entspannung sorgte. Bei den Verhandlungen zwischen Griechenland und den Gläubigern stand eine Einigung derweil weiter aus.

Am deutschen Rentenmarkt drehten die Notierungen von Bundesanleihen am Nachmittag in den grünen Bereich. Der Juni-Kontrakt stieg 40 Ticks auf 151,57. Im Tagestief hatte der Bund bei 149,60 notiert. Die Rendite zehnjähriger Titel fiel 5 Basispunkte auf 0,83. Am Donnerstag war der Anleihemarkt zunächst unter schweren Abgabedruck geraten - die Rendite stieg über 0,90 Prozent. EZB-Präsident Mario Draghi hatte auf der EZB-Pressekonferenz vor einer Phase der Volatilität an den Anleihemärkten gewarnt.

Die starke Volatilität an den Märkten lag möglicherweise auch an "Fronleichnam". Die ausdünnenden Umsätze führten dazu, dass die Kursausschläge höher ausfielen. Mit dem Feiertag in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen fielen die für deutsche Aktien relevanten Bundesländer aus. In Österreich war die Börse ganz geschlossen.

Der Euro kam am Nachmittag von den Tageshochs um 1,1370 auf 1,1271 Dollar zurück. Der Renditerückgang am europäischen Anleihemarkt drückte auf den Euro. Dadurch verringert sich der Renditeabstand zum US-Markt, was den Euro relativ unattraktiver macht.

Zum Thema Griechenland gab es noch immer keinen Durchbruch. Griechenland und seine Geldgeber haben sich im Schuldenstreit in einigen Punkten angenähert, einige zentrale Probleme sind aber weiterhin ungeklärt. So werde von Griechenland in diesem Jahr nur noch ein Primärüberschuss von einem Prozent verlangt, sagte ein mit dem Vorschlag vertrauter Offizieller.

Im nächsten Jahr soll der Primärüberschuss, also der Haushaltssaldo ohne Zinszahlungen und Schuldentilgung, 2 Prozent erreichen, 2017 dann 3 Prozent und 2018 schließlich 3,5 Prozent. Ursprünglich hatte die Vorgabe für dieses Jahr auf 3 Prozent und für nächstes Jahr auf 4,5 Prozent gelautet. Allerdings sind die neuen Vorgaben für den Primärüberschuss immer noch höher als von Griechenland erhofft.

Deutschland: Telekom weiter stark

Der Dax verlor 0,7 Prozent auf 11.341 Punkte. Der MDax büßte 0,8 Prozent ein und sank auf 20.279 Zähler. Beim TecDax zeigte sich ein Minus von 0,7 Prozent auf 1692 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 0,6 Prozent nach oben.

Deutsche Telekom
Deutsche Telekom 21,64

Spitzenreiter unter den Gewinnern im Dax waren die Aktien der Deutschen Telekom mit einem Plus von 1,3 Prozent. Das Unternehmen hat einem Zeitungsbericht zufolge einen möglichen Partner für seine US-Mobilfunktochter gefunden. Der US-Bezahlfernsehanbieter Dish verhandele über einen milliardenschweren Zusammenschluss mit T-Mobile US, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider.

Weiterer Dax-Wert mit einem Plus war die Deutsche-Börse-Aktie, die 1,0 Prozent zulegte. Deutsche Bank stiegen um 0,2 Prozent.

BASF landeten mit einem Abschlag von 1,3 Prozent dagegen weit hinten im Dax. Der Chemieriese erwägt Insidern zufolge eine Übernahmeofferte für Syngenta und käme damit dem US-Saatgut- und Genpflanzen-Hersteller Monsanto in die Quere, der für die Schweizer 45 Milliarden Dollar auf den Tisch legen will. Schlusslicht waren RWE mit einem Minus von 2,9 Prozent.

Am Mittwochabend hat die Deutsche Börse Index-Änderungen bekannt gegeben. BB Biotech fielen wegen der TecDax-Entnahme um 1,2 Prozent. Zalando werden in den MDax aufgenommen und stiegen um 1,5 Prozent. Reifenhändler Delticom fielen aus dem SDax und verloren 1,7 Prozent.

Asien: Nikkei kaum unverändert

Die asiatischen Aktienmärkte entwickelten sich uneinheitlich. Während die chinesischen Börsen deutliche Verlusten hinnehmen mussten, tendierten die Indizes in Tokio im Handelsverlauf im Plus und beendeten den Handel schließlich kaum verändert. In Südkorea herrschte Kaufstimmung, die Börse lag im grünen Bereich.

In China drückte offenbar die Ankündigung von Brokerfirmen auf die Stimmung, das Marging Trading zu begrenzen. Bei dieser Form des Aktienhandels auf Termin müssen Anleger zunächst nur einen Bruchteil des Kaufpreises zahlen, die Broker geben ihnen im Prinzip einen kurzfristigen Kredit. Zudem rechnen Investoren mit weiteren Mega-Börsengängen, was zu einer Verschiebung von Kapital aus bestehenden Anlagen führen könnte.

Chinas CSI300-Index und der Shanghaier Composite-Index verloren am Donnerstag zeitweise mehr als drei Prozent. In Hongkong gab der Hang-Seng-Index mehr als ein Prozent nach. Der MSCI-Index asiatisch-pazifischer Aktien außerhalb Japans lag ebenfalls mehr als ein Prozent im Minus.

Die Aktienbörse in Tokio legte im Handelsverlauf zu. Vor allem die Hoffnung auf eine Einigung im griechischen Schuldenstreit treibe die Kurse an, sagten Händler. Der Tokioter Leitindex Nikkei der 225 führenden Werte schloss dann kaum verändert bei 20.488 Punkten. Der breiter gefasste Topix ging mit einem Plus von 0,23 Prozent und 1673 Zählern aus dem Handel.

Quelle: ntv.de, rpe/kst/wne/DJ/rts

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