Wirtschaft

Hedgefonds will mehr Macht ThyssenKrupp startet Kapitalerhöhung

Bislang gilt die mächtige Krupp-Stiftung als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme oder Zerschlagung ThyssenKrupps. Allerdings ist offen, ob sie sich an der Kapitalerhöhung beteiligt. Einem Hedgefonds könnte das in die Karten spielen.

Der turbulente Start in die neue Handelswoche geht auch nach Börsenschluss für ThyssenKrupp-Anleger weiter. Nachdem die Titel mit einem Abschlag von 8,5 Prozent geschlossen hatten und damit die Verliererliste im Leitindex Dax anführten, gab der angeschlagene Stahlriese Details zu seiner angekündigten Kapitalerhöhung bekannt. Noch am Abend solle die Erhöhung des Grundkapitals um zehn Prozent oder knapp 51,5 Millionen Aktien starten, teilte der Dax-Konzern mit.

ThyssenKrupp
ThyssenKrupp 4,85

Laut Händlern liegt die Preisspanne je Papier zwischen 17,05 Euro und dem Marktpreis von zuletzt 17,635 Euro. Die Platzierung läuft über ein sogenanntes beschleunigtes Verfahren, bei dem die Aktien institutionellen deutschen und internationalen Investoren angeboten werden.

Rund 900 Millionen Euro könnten so in die klammen Kassen fließen. Die beiden Großaktionäre - der Finanzinvestor Cevian und die mächtige Krupp-Stiftung - wollten sich zunächst nicht dazu äußern, ob sie sich an der Kapitalerhöhung beteiligen. Konzernchef Heinrich Hiesinger kämpft derzeit an vielen Fronten - neben dem Schuldenberg machen ThyssenKrupp auch Milliarden-Verluste zu schaffen. Experten halten eine weitere Kapitalmaßnahme für möglich.

Was ist mit der Sperrminorität?

Der Dax-Konzern hatte nach einem erneuten Verlust in Milliardenhöhe bereits eine Kapitalerhöhung von bis zu zehn Prozent angekündigt. Das Unternehmen drücken Schulden von fünf Milliarden Euro.

Im Zusammenhang mit der Aktienemission könnte der Finanzinvestor Cevian seine Macht in dem Ruhrkonzern weiter ausbauen. "Cevian schließt nicht aus, sich an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen", hatte eine Sprecherin erst am Morgen bekräftig. Die Schweden hatten im September mitgeteilt, ihren Anteil auf 6,1 Prozent erhöht zu haben. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Hedgefonds auch Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden will.

Bislang galt die mächtige Krupp-Stiftung mit ihrer Sperrminorität von 25,3 Prozent als Garant für den Erhalt des Konzerns mit 150.000 Mitarbeitern und als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme oder Zerschlagung. Sie ließ offen, ob sie bei einer Kapitalerhöhung mitzieht. "Wir äußern uns nicht öffentlich zu dem Anlageverhalten der Stiftung", sagte ein Sprecher. Die Stiftung finanziert ihre Arbeit allerdings auch wesentlich aus den Dividendenzahlungen von ThyssenKrupp - und diese fallen angesichts eines neuen Milliardenverlustes nun das zweite Mal in Folge aus. Bislang kann die Stiftung drei Vertreter direkt in den Aufsichtsrat entsenden. Schrumpft der Anteil bei einer Kapitalerhöhung unter die 25-Prozent-Marke, würden es künftig nur noch zwei sein. Den freien Platz könnte dann etwa Cevian einnehmen.

ThyssenKrupp braucht das Geld

ThyssenKrupp benötigt dringend die Einnahmen aus der Kapitalerhöhung, drücken den Konzern doch Schulden von fünf Milliarden Euro. Zugleich ist die Eigenkapitalquote auf 7,1 Prozent abgerutscht - der mit Abstand niedrigste Wert eines Dax-Konzerns.

Die Kapitalerhöhung könnte nicht der letzte Schritt sein. Bei weiteren Verlusten und Abschreibungen würde der Nutzen schnell verpuffen. Im kommenden Jahr habe ThyssenKrupp einen Refinanzierungsbedarf von 3,5 Milliarden Euro, erläuterte Warburg-Research-Analyst Björn Voss. Eine bislang nicht genutzte Kreditlinie von 2,5 Milliarden Euro laufe im Juni 2014 ab. Darüber hinaus müsse ThyssenKrupp in dem Monat noch eine Anleihe von einer Milliarde Euro bedienen.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts

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