Wirtschaft

Dax-Schlusslicht nach Hiobsbotschaften Anleger strafen ThyssenKrupp ab

Heißes Eisen: "Die jüngsten Ereignisse zeigen mal wieder, wie schwer es ist, ThyssenKrupp zu restrukturieren."

Heißes Eisen: "Die jüngsten Ereignisse zeigen mal wieder, wie schwer es ist, ThyssenKrupp zu restrukturieren."

(Foto: REUTERS)

Die ThyssenKrupp-Aktie bricht nach den Hiobsbotschaften vom Wochenende ein. Anleger sprechen von einem endlosen Drama. Der Erlös für das US-Werk enttäuscht. Nun warten alle auf die angekündigte Kapitalerhöhung.

Für die Aktionäre ist des Stahlkonzerns Thyssenkrupp ist der erste Handelstag nach der Bilanzveröffentlichung ein schwarzer Tag. Die Aussicht auf eine Kapitalerhöhung drückt die Aktien um mehr als 8 Prozent ins Minus auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober - am Ende steht ein Kursverlust von 8,5 Prozent. Sie ist damit Schlusslicht im Dax. Nach dem verpassten Befreiungsschlag bei den Übersee-Stahlwerken droht dem Konzern zudem ein weiteres Verlustjahr.

ThyssenKrupp
ThyssenKrupp 4,97

Das sei ein Drama ohne Happy End, sagt Equinet-Analyst Stefan Freudenreich und empfiehlt die Aktien zum Verkauf. Auch die Experten der Credit Suisse schreiben in einem Kommentar: "Die jüngsten Ereignisse zeigen mal wieder, wie schwer es ist, ThyssenKrupp zu restrukturieren." Sie senkten das Kursziel auf 20 von 23,80 Euro - beließen die Bewertung aber auf "Outperform".

Schweden gehen bei Kapitalerhöhung wohl mit

Konzernchef Heinrich Hiesinger konnte seine Pläne zum Verkauf der beiden Problem-Stahlwerke in Übersee nur zum Teil umsetzen. Während die US-Fabrik für rund 1,1 Milliarden Euro an ArcelorMittal und Nippon Steel geht, bleibt das Unternehmen auf dem Rohstahlwerk in Brasilien sitzen. Zudem muss Thyssen den 2012 mit dem finnischen Outokumpu-Konzern vereinbarten milliardenschweren Verkauf der Edelstahltochter Inoxum teilweise rückabwickeln.

Die Lage etwas entspannen sollen nun weitere Einsparungen und eine Kapitalerhöhung von bis zu zehn Prozent. Diese könnte rund eine Milliarde Euro in die klamme Kasse des Mischkonzerns spülen.

Dabei zieht Finanzinvestor Cevian womöglich bei der geplanten Kapitalerhöhung mit. "Cevian schließt nicht aus, sich an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen", sagte eine Sprecherin des Hedgefonds. Die Schweden hatten im September mitgeteilt, die Schwelle von fünf Prozent bei ThyssenKrupp überschritten zu haben und anschließend ihren Anteil auf 6,1 Prozent erhöht.

"Der große Coup blieb aus"

"Auch wenn das US-Stahlwerk verkauft werden konnte, blieb der große Coup aus", sagt DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp in einem Kommentar. "Die Tatsache, dass der Inoxum-Deal zum Teil rückabgewickelt werden muss, ist zudem ein großer Rückschritt." Die Neuorientierung des Konzerns sei wohl komplexer und bedürfe einer längeren Zeit als bislang angenommen.

Die Kapitalerhöhung hängt nun wie ein Damoklesschwert über der Aktie von ThyssenKrupp. "Bevor sie kommt, werden sich die Anleger mit Käufen weiterhin stark zurückhalten", sagt ein Händler von Lang & Schwarz. Zudem dürften sich noch mehr Marktteilnehmer auf fallende Kurse positionieren. "Geschlossen werden diese Short-Positionen erst in der Kapitalerhöhung", sagt der Händler.

Ein anderer Marktteilnehmer verweist auf Konzernaussagen, nach denen die Planung für die Kapitalerhöhung abhängig von den Kapitalmarktbedingungen sei. "Der Dax steht auf Rekordstand bei 9.400 Punkten, besser können die Kapitalmarktbedingungen ja wohl kaum werden", sagt er. Er sei deshalb überrascht gewesen, dass die Kapitalerhöhung nicht bereits am Montag durchgeführt worden sei. Der Kurs werde sich erst mit der Kapitalerhöhung nachhaltig erholen, sagt auch dieser Händler.

Heino Ruland von Ruland Research befürchtet weitere Abschreibungen, weil ThyssenKrupp von Outokumpu das Werk in Terni und den deutschen Spezialwerkstoffhersteller VDM zurücknehme und dagegen einen Kredit von 1,2 Milliarden Euro nicht zurückbekomme. Darüber hinaus liege der Erlös für Alabama deutlich unter der ursprünglichen Erwartung.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

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