Marktberichte

Wall Street ebenfalls im Minus Zukunftsängste zwingen Dax zum Abstieg

Die Weltkonjunktur und die Brexit-Gefahr sorgen derzeit die Anleger am meisten.

Die Weltkonjunktur und die Brexit-Gefahr sorgen derzeit die Anleger am meisten.

(Foto: REUTERS)

Die Sorgen der Anleger um die Weltkonjunktur lasten auf dem deutschen Leitindex. Mehr als 100 Punkte sackt der Dax nach unten und nähert sich wieder der 10.000er-Marke. Dazu kommt noch der ungewisse Ausgang des Briten-Referendums, der Anlegern die Kauflaune vermiest.

Nicht aus dem Minus befreien konnte sich der Dax während des gesamten Handelstages. "Die gute Laune vom Wochenbeginn ist leider schon wieder verflogen", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel. Sorgen um die Weltwirtschaft und die Nervosität vor der Brexit-Abstimmung in Großbritannien hielten die Anleger am deutschen Aktienmarkt in Schach. Der Dax schloss am Ende 1,3 Prozent oder 128 Punkte im Minus und sank auf 10.089 Punkte. Sein Tagestief hatte der Leitindex bei 10.050 Punkten markiert.

Dax
DAX 17.917,28

Im Fokus standen Konjunkturdaten. "Es gab in den letzten Tagen schon einige Signale für eine schwächelnde Weltwirtschaft. Unter anderem hat die Weltbank ihre Prognose für das Weltwirtschaftswachstum nach unten korrigiert", sagte Dofel. Zudem gab es heute Daten zum Auftragseingang im japanischen Maschinenbau. Diese sind überraschend schwach ausgefallen. "Ein weiteres Signal für eine schwächelnde Weltwirtschaft. Das kommt an der Börse nicht gut an."

Die Märkte würden auch von der Tatsache beeinflusst, so Dofel, dass die Anleihen kaum noch Zinsen abwerfen, Staatsanleihen sind sogar ins Minuszins-Umfeld gerutscht. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe fällt auf ein neues Rekordtief bei 0,030 Prozent. Auch Unternehmensanleihen brächten immer weniger Ertrag, zumal nun auch die Europäische Zentralbank in diesem Feld der Unternehmensanleihen einkauft und damit die Erträge drückt. "Anleger gehen daher vermehrt in Rohstoff-Anlagen. Gold ist wieder gesucht, aber auch Öl- und Silberpreise steigen."

Im Fokus stand zudem Autobauer Volkswagen wegen neuer Nachrichten zur Abgasaffäre. Vor deren Auffliegen ist Medienberichten zufolge bei VW offenbar versucht worden, möglicherweise belastende Dokumente zu beseitigen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig gehe einem entsprechenden Verdacht nach, berichten "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft habe bestätigt, dass ein Ermittlungsverfahren gegen einen VW-Mitarbeiter wegen Urkundenunterdrückung und versuchter Strafvereitelung eröffnet worden sei.

Frankfurt: RWE setzt Erholungskurs fort, Eon am Ende

RWE
RWE 31,89

Der Dax schloss am Ende mit einem Verlust von 1,3 Prozent auf 10.089 Punkten. Für den MDax ging es 0,7 Prozent nach unten auf 20.672 Zähler. Der TecDax verzeichnete ebenfalls Verluste und sank um 1,1 Prozent auf 1679 Punkte. Rund 1,0 Prozent verlor der Euro-Stoxx-50, der auf 2990 Stellen nachgab.

Die beiden Extreme im Dax bildeten die Aktien beider Energieversorger: RWE standen mit einem Plus von 0,3 Prozent fast an der Spitze und setzten ihren Erholungskurs vom Vortag fort. Eon hingegen gerieten wie befürchtet deutlich unter Druck. Das Papier verlor 7,2 Prozent oder 0,67 auf 8,71 Euro. Bereinigt um den Dividendenabschlag von 0,50 Euro je Anteilsschein handelte die Aktie klar im Minus. "Hier könnte das gefürchtete Szenario laufen, dass sich alle von der Aktie trennen, sobald sie die letzte hohe Dividende eingestrichen haben", sagte ein Händler. Besonders negativ sei, dass es diesen Verkaufsdruck trotz eines gleichzeitig starken Upgrades durch Raymond James auf "Outperform" gebe.

Die Aktie von Volkswagen wurde belastet durch Medienberichte, die Staatsanwaltschaft ermittele wegen mutmaßlicher Löschungen sensibler Daten zur Abgas-Affäre. Die Aktie schloss 2,2 Prozent im Minus und somit schwächer als der Gesamtmarkt.

USA: Wall Street schleppt sich mit leichtem Minus dahin

-An der Wall Street ist es am Donnerstag leicht abwärts gegangen. Die Anleger hielten sich zurück, nachdem eine dreitägige Gewinnserie den Dow-Jones-Index zurück über die Marke von 18.000 und den S&P-500 auf immer neue Jahreshochs getragen hatte. Der Dow Jones fiel um 0,1 Prozent auf 17.985 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 0,2 Prozent auf 2.115 Punkte abwärts. Der Nasdaq-Composite schloss mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 4.959 Punkten.

Konjunktursorgen dämpfen auch dort die Stimmung. Die am frühen Morgen veröffentlichten Daten zu den japanischen Maschinenbauorders fielen überraschend schwach aus und passten damit in das pessimistische Bild, das die Weltbank in ihren jüngsten Konjunkturprognosen gezeichnet hatte. Die Institution hatte am Dienstagabend ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft gesenkt.

Unter den Einzelwerten an der Börse stürzten Restoration Hardware um gut 21 Prozent ab, nachdem das Unternehmen am Vorabend nach US-Börsenschluss enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt hat.

Der Kurs von Linkedin stieg um 2 Prozent, nachdem die Analysten von RBC die Aktie auf "Outperform" von "Sector Perform" hochgestuft haben. Solar City rutschten trotz einer Hochstufung durch RW Baird auf "Outperform" von "Neutral" ins Minus und gaben 1,8 Prozent nach.

Devisen: Euro rutscht unter 1,14er-Marke

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Kurs des Euro ist deutlich unter Druck geraten. Die Gemeinschaftswährung kostete nur noch etwa 1,1320 Dollar, nachdem er am Mittwoch über 1,14 Dollar gestiegen war. Teilnehmer sprachen von einer Gegenbewegung, nachdem die US-Devise mit dem schwachen Jobbericht vom Freitag unter Druck gekommen war.

Die Nachricht, dass die EZB auch Unternehmensanleihen mit niedriger Kreditwürdigkeit kauft, habe die Kursverluste beim Euro ausgelöst, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Die Notenbank hat laut Medienberichten auch Papiere gekauft, die von einigen Ratingagenturen als Ramsch bewertet werden. Voraussetzung für einen Kauf ist, dass zumindest eine Agentur dem Unternehmen eine Note im als sicher geltenden Investmentbereich gibt. Das Programm der Notenbank war am Mittwoch gestartet.

Der Dollar habe zudem von gesunkenen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA profitiert, sagte Gitzel. Nach dem am Freitag veröffentlichten schwachen Arbeitsmarktbericht für Mai waren Zweifel aufgekommen, ob die US-Wirtschaft möglicherweise plötzliche Schwäche zeigt. Dies hatte den Dollarkurs auf Talfahrt geschickt. "Sinkende Anträge auf Arbeitslosenhilfe sprechen aber gegen die These einer abflauenden US-Wirtschaft", sagte Gitzel.

Rohstoffe: Ölpreise pausieren bei Aufstieg

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 89,32

Die zuletzt stetig gestiegenen Ölpreise kamen im Einklang mit den Aktienmärkten zurück. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel zum Settlement um 1,3 Prozent auf 50,56 Dollar. Die Experten des Analysehauses Cowen erwarten bei den am Freitag anstehenden Daten zu den aktiven Bohranlagen in den USA einen Anstieg. Mit der Verdoppelung des Ölpreises seit dem Wintertief wird das Geschäft für die Firmen wieder zunehmend attraktiv.

Die Feinunze Gold stieg im späten Handel um 0,3 Prozent auf 1.269 Dollar und erreichte damit den höchsten Stand seit Mitte Mai.

Asien: Nikkei verliert, kein Handel in China

Die Aktienmärkte in Fernost haben überwiegend nachgegeben und folgten der Tokioter Börse ins Minus. Experten verwiesen auf den starken Yen, der insbesondere Exporttitel belaste. Die Börsen in Hongkong und Shanghai waren wegen eines Feiertags geschlossen.

In Tokio ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,97 Prozent tiefer aus dem Handel bei 16.668 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index sank um ein Prozent auf 1337 Punkte. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans tendierte 0,1 Prozent im Minus.

In Südkorea legte der Kospi 200-Index leicht zu. Die Notenbank des Landes hat ihre Leitzinsen überraschend gesenkt. Hintergründe sind die geringe Inflation und stagnierende Exporte. Möglicherweise will die Zentralbank auch die Auswirkungen der Schifffahrts- und Werftenkrise auf die Gesamtwirtschaft abfedern. Die Regierung dringt auf einen Umbau der kriselnden Branchen, der zu großen Jobverlusten führen könnte.

Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen