Marktberichte

Fed-Liquiditätsparty geht weiter Dax knackt 8500 Punkte

Ungebrochene Rekordlaune

Ungebrochene Rekordlaune

(Foto: REUTERS)

Die extrem lockere Geldpolitik der Notenbanken treibt den Dax erstmals über die Marke von 8500 Punkten. US-Notenbankchef Bernanke verspricht, die Zügel nicht so schnell anzuziehen. Da hört man seine weiteren Ausführungen in Frankfurt schon nicht mehr.

Südzucker
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Die Rally am Aktienmarkt geht ungebremst weiter, denn in den USA wird weiter reichlich Liquidität in die Märkte gepumpt. Das hat US-Notenbankpräsident Ben Bernanke vor dem Wirtschaftsausschuss von Senat und Repräsentantenhaus versprochen und Spekulationen über einen vorzeitigen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vorerst gestoppt. Die Börsen reagierten begeistert, der deutsche Leitindex Dax zog nach einem ruhigen Vormittag in Windeseile an und sprang am Nachmittag erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 8500 Punkten.

Der Dax kletterte erreichte im Verlauf ein Hoch bei 8557,86 Punkten. Am Ende stand beim Leitindex ein Plus von 0,6 Prozent auf 8530 Punkte und der zwölfte Tagesgewinn in Folge. Auch der MDax markierte während des Handels ein Rekordhoch von 14.287,02 Punkten und schloss 0,4 Prozent höher bei 14.258 Zählern. Der TecDax gewann 0,72 Prozent auf 975 Punkte.

"Ein voreiliges Ende oder eine Straffung birgt das Risiko, die wirtschaftliche Erholung abzuwürgen", sagte Bernanke bei einer Anhörung vor dem US-Kongress in Washington. Dass der Fed-Chef in der anschließenden Fragerunde erklärte, dass ein Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm bei einer entsprechenden Entwicklung der US-Konjunkturdaten durchaus möglich sei, verhallte zunächst - zumindest auf dem deutschen Börsenparkett. In den USA kam der Dow-Jones-Index von seinen Hochs wieder zurück.

In Rekordlaune

Nicht nur Finanzprofis, auch Privatleute lassen sich von der Boom-Stimmung an den Börsen locken. Die Commerzbank-Onlinetochter Comdirect stellte kürzlich fest: "Das Vertrauen in Aktien hat sich weiter verfestigt. Auch im April - und damit im vierten Monat in Folge - hielt die seit Jahresbeginn herrschende positive Grundstimmung an. Über den gesamten Monat hinweg zeigten sich die Privatanleger kauffreudig und nutzten immer wieder zwischenzeitlich gesunkene Kursniveaus zum Einstieg."

Die Hoffnung auf Kursgewinne und Dividenden sind in Zeiten extrem niedriger Zinsen gleich ein doppeltes Argument für ein Investment an der Börse. Natixis-Manager Jörg Knaf meint, wenn man genauer hinschaue, seien Aktien im Moment die beste Alternative: "Denn historisch betrachtet, und relativ gemessen an anderen Anlageformen, sind Aktien immer noch "preiswert" zu sehen."

Kommt jetzt der Fall?

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gießt jedoch Wasser in den Wein: Das Kurspotenzial sei weitgehend ausgeschöpft. Aktien nähmen derzeit "offensichtlich bereits eine sichtbare Erholung der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr vorweg". Sollte nun die Konjunktur nicht anspringen und damit zum Beispiel die Investitionen von Unternehmen, drohe "den technisch überhitzten Indizes eine ausgeprägtere Korrektur", mahnen die Helaba-Börsenkenner.

Droht jetzt ein Einbruch an den Märkten wie nach dem Börsenhype 2000 oder 2007, fragen sich Pessimisten? Experten der Commerzbank wiegeln ab. Die Aussichten für den Dax seien viel besser als damals: "Die Notenbanken betreiben eine expansive Geldpolitik, die Dax-Dividendenrendite ist im Vergleich zur Verzinsung von Staats- und Unternehmensanleihen sehr attraktiv."

Auch die DZ Bank ist überzeugt: Sollte die Konjunktur deutlich über 2014 hinaus anziehen, wovon das genossenschaftliche Spitzeninstitut ausgeht, hätten "die Aktienmärkte auch aus fundamentaler Sicht weiteres Anstiegspotenzial". Volkswirte gehen davon aus, dass die Wirtschaft in Deutschland und im Euroraum spätestens im zweiten Halbjahr an Fahrt gewinnen wird.

Die Nachrichtenlage auf Unternehmensseite ist nach dem Ende der Berichtssaison äußerst dünn. So sorgten insbesondere Analystenkommentare für Bewegung. Commerzbank-Papiere fielen zunächst um 1,30 Prozent, nachdem Nomura-Analyst Omar Keenan seine erst in der Vorwoche angehobene Einstufung wieder zurückgenommen hatte. Mit dem Markt drehten jedoch auch die Commerzbank-Aktien ins Plus und schlossen 2,2 Prozent fester.

Zu den größten Gewinnern am deutschen Aktienmarkt zählten die Papiere von Metro, die sich um zehn Prozent auf 27,33 Euro verteuerten. Händlern zufolge hat Morgan Stanley die Titel des Handelskonzerns auf "Overweight" von "Equal-Weight" hochgestuft.

Merck beendeten ihre Korrektur mit einem erneuten Anstieg über 123 Euro, ein Plus von 3,4 Prozent. In der vergangenen Woche war der Kurs innerhalb von zwei Tagen um mehr als zehn Euro in die Tiefe gerauscht. Nun könnte sich die Aktie erst einmal seitwärts festsetzen, heißt es am Markt. Bereits am Vortag konnte eine negative Einstufung durch die Citigroup den Kurs nicht mehr belasten.

Nach den jüngsten Kursverlusten stabilisierten sich Südzucker bei 26,50 Euro. Der große Verkaufsdruck, ausgelöst vermutlich durch Verkäufe eines Fonds, sei ausgelaufen, heißt es am Markt. Die Aktie habe nach gut 10 Prozent Minus in der jüngsten Abwärtswelle fast auf der starken Unterstützung bei 25 Euro aufgesetzt. Aus technischer Sicht deutet der mittelfristige Abwärtstrend Potenzial bis knapp 30 Euro an.

"Die Kartelluntersuchungen sollten nun eingepreist sein", sagt ein Händler. Die Commerzbank hat zuletzt von einer Einstiegsmöglichkeit gesprochen. Die NordLB ist vorsichtiger und rät nur zum Halten, weil der Rückgang der Zuckerpreise auf dem Weltmarkt auch auf die Preise in der EU drücken könnte.

United Internet stiegen um 2,4 Prozent auf 22,08 Euro. Die Präsentation der Quartalszahlen hatte am Vortag umfangreiche Gewinnmitnahmen ausgelöst, die fast das gesamte Plus vom Mai aufgefressen haben. Die DZ-Bank zweifelte nach den Geschäftszahlen am Aufwärtspotenzial, equinet hat die Aktie auf "Hold" zurückgestuft. Zuversichtlicher äußert sich Lampe. "Wir empfehlen, die Kursschwäche zum Aufbau von Positionen zu nutzen", geben sich die Analysten des Bankhauses Lampe zuversichtlich. Vermutlich habe das Ausbleiben einer höheren Prognose für den operativen Gewinn und ein unterproportionales Umsatzwachstum den Markt enttäuscht. Die Jahresziele blieben aber erreichbar. Bis 2015 könne sich der Gewinn je Aktie verglichen mit 2012 verdreifachen. Das Haus empfiehlt die Aktien zum "Kauf" mit einem Kursziel von 25 Euro.

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa

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