Marktberichte

Wall Street kaum verändert Dax klettert nah ans Jahreshoch

Bis zu einem neuen Jahreshoch ist es für den Dax nicht mehr weit.

Bis zu einem neuen Jahreshoch ist es für den Dax nicht mehr weit.

(Foto: imago/argum)

Seinem bisherigen Jahreshoch bei rund 10.800 Punkten kommt der Dax zur Wochenmitte wieder sehr nah. Auch wenn für ihn zum Handelsende nur ein Plus von rund einem halben Prozent übrig bleibt. Generell herrscht vor der Sitzung der EZB Zurückhaltung.

Trotz einer eher abwartenden Haltung der Anleger hat sich der Dax am Nachmittag bei dünnen Umsätzen seinem Jahreshoch bei rund 10.800 Punkten angenähert. Nach Eröffnung der Wall Street ging es bis auf 10.776 Punkte nach oben. Aus dem Handel ging der Dax mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 10.753 Punkten. "Im Vorfeld der EZB-Sitzung halten sich die Investoren zurück", sagte ein Aktienhändler. Die Erwartungen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik nochmals lockert, sind in den vergangenen Tagen weiter gestiegen. Die größten Kursbewegungen gehen allerdings nur von Aktien mit signifikanten Umstufungen aus.

Zum Einbruch des ISM-Index merken die Analysten der Commerzbank an, dass er nun auf den tiefsten Stand seit 2010 gefallen sei. Der Einbruch sei so stark wie zu Zeiten der Finanzkrise gewesen. Die heftige Dollar-Reaktion sei daher begründet. Der Euro sprang fast einen Cent nach oben und zeigt sich am Morgen bei 1,1247 Dollar und büßte bis zum Handelsende in Frankfurt nur leicht ein. Die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschrittes noch in diesem Jahr ist damit von 64 auf nun 56 Prozent gefallen. Dramatischer sei jedoch, dass sogar für das kommende Jahr 2017 eine überwältigende Mehrheit von 79 Prozent keine Zinserhöhung mehr erwartet, so die Commerzbank.

Im Blick steht am Abend das "Beige Book" der Fed. Außerdem äußern sich mit Esther George und Jeffery Lacker zwei Fed-Vertreter vor dem US-Repräsentantenhaus. Darüber hinaus schaut der Markt schon auf die EZB-Sitzung am Donnerstag. Die Chancen für weitere geldpolitische Impulse in Europa seien gut, denn die Inflationserwartungen seien zuletzt entgegen den EZB-Zielen noch weiter gesunken.

"Die schlechten Konjunkturdaten der letzten Zeit vor allem aus Deutschland unterstreichen das", sagte ein Händler. Seit dem schwächeren Ifo-Index hätten nun auch diverse Einkaufsmanager-Indizes und Auftragseingänge schwer enttäuscht: "Die Konjunktur ist deutlich am Kippen." Auch am Mittwochmorgen kamen erneut schlechte Daten aus Deutschland: Die Produktion deutscher Unternehmen brach im Juli regelrecht ein um 1,5 Prozent. Analysten hatten nur minus 0,3 Prozent erwartet. Da auch die US-Frühindikatoren wie die beiden ISM-Indizes deutlich zurückfielen, seien dies Vorboten einer globalen Konjunkturabkühlung. Dass die Zinsen dann nicht weiter stiegen, sei nicht überraschend.

Frankfurt: Analysten schicken Lufthansa auf Sinkflug

Der Dax schloss am Ende 0,6 Prozent höher auf 10.753 Punkten. Der Nebenwerteindex MDax stieg um 0,1 Prozent bei 21.788 Zählern. Ebenfalls 0,1 Prozent im Plus schloss der TecDax auf 1768 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 legte 0,7 Prozent zu auf 3091 Punkte.

An der Dax-Spitze gingen Thyssenkrupp mit einem Aufschlag von 2,0 Prozent aus dem Handel. BASF, Daimler und Volkswagen legten zwischen 1,7 und 1,4 Prozent zu.

Zu den Verlierern: Hauptverlierer Eon wurden in einer sonst positiven Sektor-Studie von Goldman Sachs abgestuft auf "Neutral" und fielen um 2,2 Prozent. Von den niedrigen Zinsen kann die Branche indes nicht mehr profitieren: Nach Analysen der Bank haben Versorger unter einem Zinsniveau von 3 Prozent aufgehört, auf fallende Zinsen zu reagieren.

Lufthansa
Lufthansa 6,71

Im Dax litten Lufthansa unter einer Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank. Die Aktie gab am Ende 1,9 Prozent ab, nachdem sie zum Handelsstart über 4 Prozent eingebrochen war.

Siemens legten nur 0,2 Prozent zu, nachdem die UBS die attraktive Wachstumsstory der Aktie als eingepreist sieht und sie auf "Neutral" abgestuft hat. Beiersdorf und Henkel legten indes bis zu 1,2 Prozent zu: Bei beiden hat BoA-Merrill Lynch die Kursziele nach oben genommen.

Im SDax brachen Ferratum nach ihrem Ausblick um 12,1 Prozent ein. Obwohl das Unternehmen für das kommende Jahr einen Umsatzanstieg um knapp 50 Prozent auf 220 bis 225 Millionen Euro in Aussicht gestellt hat und die Marge bei 15 bis 16 Prozent sieht, hatte die Börse mehr verlangt: "Der Markt rechnet schon mit gut 230 Millionen und einer Marge von 17 Prozent", sagte ein Marktteilnehmer.

USA: Wall Street mit kleinen Verlusten

Kaum verändert zeigen sich die Aktienkurse an der Wall Street im weiteren Verlauf. Der Markt warte auf Hinweise auf die weitere Zinspolitik der US-Notenbank, wenngleich die Investoren nach den jüngst schwachen US-Daten für den September nicht mehr mit einer Zinserhöhung rechnen. Neben dem Arbeitsmarktbericht für August hatten vor allem die ISM-Indizes für das verarbeitende Gewerbe und den Servicebereich enttäuscht. Ersterer fiel sogar wieder unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

Der Dow Jones gab 0,1 Prozent auf 18.526 Punkte nach. Der S&P-500 trat bei 2186 Zählern auf der Stelle. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte dagegen um 0,2 Prozent auf 5283 Punkte vor.

Im Technologiesektor zogen Western Digital um 12,1 Prozent an, nachdem der Datenspeicherer die Prognose angehoben hatte. Ohnehin stand der Technologiesektor im Blick des Marktes, denn Apple stellte neue Produkte vor - darunter auch neue Versionen des iPhones. Die neuen Modelle kamen zu einem kritischen Zeitpunkt für das Unternehmen: Zum ersten Mal waren die Verkaufszahlen des Mobiltelefons rückläufig. Die Papiere legten 0,6 Prozent zu. Händler sprachen aber nicht vom großen Wurf, den Apple mit den Neuvorstellungen gelandet habe.

Am Aktienmarkt legten außerdem Titel von Fluggesellschaften kräftig zu. Paul Jacobson, Finanzvorstand von Delta Air Lines, hatte sich auf einer Investorenkonferenz mächtig ins Zeug gelegt, was die Branchenumsätze auf dem Heimatmarkt anbelangte. Das vierte Quartal wird seiner Meinung nach das erste seit acht Perioden mit steigenden Treibstoffpreisen sein. Im Handel wurden diese Aussagen als "traditioneller" Impuls für steigende Ticketpreise gewertet. Die Titel von Delta stiegen um 5,6 Prozent, American Airlines kletterten um 4,8 Prozent, United Continental um 5,0 Prozent und Southwest Airlines um 4,7 Prozent.

Schwach zeigte sich dagegen der Lebensmittelsektor, nachdem Sprouts Farmers Market die Gewinnerwartungen gesenkt hatte. Die Papiere brachen um 13,7 Prozent ein. Für Chipotle ging es um 5,9 Prozent nach oben. Großinvestor Bill Ackman hatte sich eine Beteiligung von 9,9 Prozent an der US-Fastfoodkette gesichert. Mit Management, Aufsichtsrat und anderen Aktionären wolle er "Diskussionen in Gang setzen". Advanced Micro Devices (AMD) gaben nach der Ankündigung einer Kapitalerhöhung 6,8 Prozent ab.

Asien: Schwacher Dollar drückt die Kurse

Nikkei
Nikkei 38.274,05

Die Aktienmärkte in Fernost haben keine gemeinsame Richtung gefunden. Für positive Impulse sorgte die Hoffnung auf einen späteren Zeitpunkt für einen Zinsschritt der US-Notenbank Fed nach unerwartet schwachen Zahlen der US-Dienstleister. "Wenn die Menschen denken, dass die Zinserhöhung der Fed nicht unmittelbar vor der Tür steht, dann gehen Investoren auf der Suche nach Gewinnen nach Asien und in Schwellenländer", sagte Ökonom Toru Nishihama von Dai-ichi Life Research.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte fast 0,5 Prozent fester und damit auf dem höchsten Stand seit Juli letzten Jahres. Die Börse in Shanghai schloss hingegen fast unverändert mit 3092 Punkten. Die Aussicht auf weitere Wirtschaftshilfen durch Chinas Regierung ließ vor allem Papiere aus dem Infrastruktur- und Rohstoffsektor anziehen. Chinas Staatsrat hatte zuvor angekündigt, die Kreditvergabe anzuregen. Zugleich zeigten sich die Wirtschaftslenker entschlossen, die Überkapazitäten abzubauen.

Für negative Impulse sorgte allerdings ein kräftiger Anstieg des Yen, der die Börse in Tokio belastete. Der Nikkei gab deshalb um 0,4 Prozent auf 17.012 Zähler nach. Die Abwertung des US-Dollars, der unter den zuletzt überraschend schwachen Konjunkturdaten in den Vereinigten Staaten litt, ließ den Yen steigen. Ein Dollar kostete 101,50 Yen und war damit so schwach wie zuletzt Ende August.

Rohstoffe: Ölpreise zogen an

Die Ölpreise zogen dagegen auf den höchsten Stand seit einer Woche an. Stützend wirkte die übergeordnete Dollarschwäche. Die US-Regierung hatte zudem ihre Förder-, aber auch ihre Preisprojektionen für 2016 angehoben. Zudem werde nach der geplanten Zusammenarbeit zwischen Russland und Saudi-Arabien auf das Opec-Energieforum Ende des Monats gewartet. Möglicherweise komme es zu einer Deckelung der Fördermenge, hieß es. Der Iran teilte zudem mit, den Ölausstoß allmählich zu steigern. Allerdings rechnete der Ölstaat mit einem ausbalancierten Markt im vierten Quartal bzw. Anfang 2017. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI legte um 1,5 Prozent auf 45,50 Dollar zu. Brent stieg um 1,5 Prozent auf 47,98 Dollar.

Nach dem Sprung auf den höchsten Stand seit rund drei Wochen am Vortag kam der Goldpreis etwas zurück. Die falkenhaften Signale aus dem Kreise der Fed drückten den Preis der Feinunze um 0,4 Prozent auf 1.345 US-Dollar.

Devisen: Euro hält sich über 1,12 Dollar

Der Euro verteidigte sein erhöhtes Niveau und ging wenig verändert bei 1,1240 Dollar um. Im Vormittagshandel lasteten schwache Daten aus der deutschen Industrie etwas auf dem Euro-Kurs. Die Produktion war im Juli so stark gefallen wie seit August 2014 nicht mehr, Volkswirte hatten hingegen einen leichten Anstieg erwartet. "Die Industrieproduktion schmiert im Juli regelrecht ab", sagte Chefökonom Thomas Gitzel. Auf den am Dienstag veröffentlichten mageren Auftragszuwachs folge ein "Absturz" der Produktion.

Quelle: ntv.de, kst/mli/DJ/rts/dpa

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