Marktberichte

US-Daten pushen Euro Dax-Gewinne - flutsch und weg

Da können sich die Anleger noch so strecken, die Tagesgewinne sind nicht zu halten.

Da können sich die Anleger noch so strecken, die Tagesgewinne sind nicht zu halten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Anleihekurse haben sich zwar beruhigt, die Aktienkurse springen kurz wieder an, aber US-Daten machen den Aktienanlegern dann doch einen Strich durch die Rechnung. Der starke Euro ist Gift für Exportunternehmen. Die Kurse purzeln.

Wie gewonnen, so zerronnen: Die deutschen Standardwerte haben ihre Verluste im späten Handel am Mittwoch weiter ausgebaut. Nachdem der Sprung des Euro über die Marke von 1,13 Dollar dem deutschen Leitindex am Nachmittag einen ersten Schlag versetzt hatte und ihn ins Minus drückte, sorgte danach die Entwicklung beim Bund-Future für eine weitere Belastung. "Der hat seine gesamte Erholung von heute wieder aufgegeben", so ein Marktteilnehmer. "Für den Feiertag morgen ist das kein gutes Omen.

"Wegen der Abwesenheit vieler Marktteilnehmer in Deutschland dürfte er genutzt werden, um den Markt "ordentlich nach unten zu bringen", so der Händler weiter. Am morgigen Feiertag Christi Himmelfahrt bleiben die Börsen geöffnet.

Der Dax büßte 1,2 Prozent auf 11.333 Punkte ein. In der Spitze war es für den Index bis auf 11.596 Punkte nach oben gegangen. Die Kurse in der zweiten Reihe zeigten sich etwas robuster. Der Index der mittelgroßen Werte MDax verlor 0,2 Prozent auf 20.260 Punkte, der TecDax der Technologietitel behielt ein Mini-Polster von 0,1 Prozent bei 1655 Punkten.

Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone notierte am Ende 0,7 Prozent leichter.

Am Morgen hatte die Entspannung am Anleihemarkt den Aktienkursen noch richtig auf die Sprünge geholfen. Nach schwachen US-Konjunkturdaten und einem dadurch wieder stärkeren Euro, gaben die Kurse allerdings nach. Die Devisenexperten der Commerzbank hatten zuvor gewarnt, dass schwache Daten die Bedenken in punkto dauerhafter Konjunktureintrübung schüren könnten. Denn damit werden auch Erwartungen hinsichtlich eines vorsichtigeren Vorgehens der US-Notenbank Fed bei einer Zinserhöhung gestärkt. Das macht den US-Dollar im Vergleich zum Euro noch uninteressanter. Ein steigender Eurokurs aber ist eine Belastung für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft, da dadurch deren Waren außerhalb der Eurozone teurer werden. Noch Mitte April hatte ein Euro nach monatelanger Talfahrt weniger als 1,06 Dollar gekostet.

Konjukturdaten: Müde US-Konsumenten

Die US-Börsen bewegten sich kaum vom Fleck. Die schwächer als erwartet ausgefallenen Daten zum US-Einzelhandel drückten auf die Stimmung. Die Umsätze stagnierten im April zum Vormonat. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte fast unverändert bei 18.060 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 wies 2098 Zähler und war damit auf Stand des Vortages. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legte um 0,1 Prozent auf 4981 Punkte zu.

Bei den Einzelwerten fanden die Papiere von Delta Airlines Interesse. Die Aktie kletterte um 0,3 Prozent. Die Fluggesellschaft hat ein Aktien-Rückkaufprogramm im Volumen von fünf Milliarden Dollar angekündigt. Dagegen fielen die Papiere des Einzelhändlers Macy's um 3,4 Prozent. Das Unternehmen wies im abgelaufenen Quartal wegen des gestiegenen Dollar-Kurses weniger Gewinn als von Experten erwartet aus.

Microsoft-Anteilsscheine verbilligten sich um 0,6 Prozent und gaben damit anfängliche Gewinne ab. Die Deutsche Bank hatte ihre Bewertung für das Papier auf "Kaufen" von zuvor "Halten" erhöht. Die Dividendenpapiere von DuPont brachen um 8,5 Prozent ein. Der Chemiekonzern gewann einen Kampf gegen einen Großinvestor. Der einflussreiche Investor Nelson Peltz darf nach einer Abstimmung keine Vertreter in das Direktorium des US-Unternehmens entsenden.

Ende der Flaute in Europa?

Die Aktienkurse in Deutschland hatten im frühen Handelsverlauf nicht nur von der Entspannung am Anleihemarkt profitiert, sondern auch von der Hoffnung auf ein Ende der Konjunkturflaute in der Euro-Zone. Das deutsche Wirtschaftswachstum sei zwar etwas schwächer als erwartet ausgefallen, sagte Andreas Paciorek, Analyst bei CMC Markets. Die Zahlen aus Frankreich oder Italien sendeten dagegen positive Signale, die darüber hinwegsehen ließen.

Darüber hinaus richteten sich die Blicke zur Wochenmitte nochmals auf die Berichtsaison der Unternehmen. Der schwache Euro und das schnelle Wachstum in den USA bescherten der Deutschen Telekom zum Jahresbeginn zwar starke Zuwächse. Die Papiere fielen aber dennoch um 3,5 Prozent. Nach der starken Kursentwicklung im bisherigen Jahresverlauf hätten einige Anleger nun Kasse machen können, sagte ein Händler.

Die Anteilsscheine von RWE fielen um 2,4 Prozent. Der Verfall der Strompreise im Großhandel setzt dem Energiekonzern weiter zu. Im TecDax sackten die Aktien des Lasertechnik-Herstellers LPKF Laser nach einem Auftragseinbruch zum Jahresbeginn um mehr als 8 Prozent ab.    

Ein kleines Kursfeuerwerk gab es in der zweiten Reihe: Die Aktien von SMA Solar schossen nach einer Umsatzsteigerung um 8,1 Prozent in die Höhe. Sie gehörten damit zu den stärksten TecDax-Werten. Positiv kam auch an, dass der Verlust im ersten Quartal zurückging. Der Nachfrageeinbruch vor allem in Deutschland und der hohe Preisdruck hatten SMA im vergangenen Jahr tiefrote Zahlen eingebrockt. Seit Anfang Januar büßten die Aktien 10,5 Prozent ein. Der TecDax kommt im selben Zeitraum auf ein Plus von rund 21 Prozent.

Mit optimistischen Aussagen zur Umsatzentwicklung überzeugte der Autozulieferer Leoni Analysten und Anleger. Die Papiere kletterten um 2,3 Prozent und waren damit zweitstärkster Wert im Nebenwerteindex MDax. Zwar hatte Leoni am Vortag wegen hoher Sonderkosten für neue Projekte einen Gewinnrückgang zu Jahresbeginn vermeldet. Nach einem kräftigen Schub durch Währungseffekte denkt der Vorstand aber über eine Aufstockung seiner Umsatzprognose für 2015 nach.

Die Analysten der Commerzbank stuften die Aktien auf "Buy" von "Hold" hoch und hoben das Kursziel auf 76 von 62 Euro an. "Das erste Quartal ist ein Wendepunkt", urteilten die Experten. 2016 könne sich das Ergebnis deutlich verbessern. Das Unternehmen profitiert derzeit vom schwachen Euro.

Devisen: Pfund auf Jahreshoch

Höhenflüge gab es auch bei den Devisen: Das Pfund Sterling kletterte zum US-Dollar auf seinen bisher höchsten Stand in diesem Jahr, nachdem Daten zum britischen Arbeitsmarkt veröffentlicht wurden.

Nikkei
Nikkei 37.934,76

Die Arbeitslosigkeit war im April so niedrig wie seit fast sieben Jahren nicht mehr. Das Pfund kostete in der Spitze 1,5748 Dollar und kommt aktuell etwas zurück auf 1,5730 Dollar. Zum Euro erreicht die britische Währung ein Zwei-Wochen-Hoch bei 0,7133 Pfund, vor Bekanntgabe der Daten waren es 0,7153 Pfund.

Rohstoffe: Ölpreis schwankt

Ein kräftiges Hin und Her gab es am Ölmarkt. Zunächst verteuerte sich die führende Nordseesorte Brent weiter, nachdem die Rohöl-Vorräte die zweite Woche in Folge schrumpften. Anschließend grenzte Brent allerdings seine Gewinne ein und lag nur noch 0,2 Prozent höher bei 67,03 Dollar je Fass. US-Öl WTI kippte ins Minus und kostete 60,72 Dollar.  

Asien: Enttäuschende China-Daten

Die ostasiatischen Börsen hatten sich am Morgen überwiegend freundlich präsentiert. Die Anleger reagierten - wie überall - erleichtert darauf, dass der jüngste steile Anstieg der Zinsen vorerst gestoppt scheint.

In Tokio gewann der Nikkei-225-Index 0,7 Prozent. Der japanische Leistungsbilanzüberschuss war im März nicht nur auf den höchsten Stand seit sieben Jahren gestiegen, sondern fiel auch höher aus als erwartet.

An der Börse in Schanghai kam es zu Gewinnmitnahmen, die sich verstärkten, nachdem Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsatz in China die Erwartungen verfehlten. Allerdings hatten die Aktienkurse an den beiden vergangenen Tagen kräftig zugelegt, weil die chinesische Notenbank am Wochenende die Zinsen gesenkt hatte, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Der Shanghai-Composite fiel um 0,6 Prozent.

Quelle: ntv.de, ddi/mbo/dpa/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen