Marktberichte

Risikofaktor US-Präsident Börsianer steuern wilde Woche an

Deregulierung? Die Aktien der US-Großbanken ziehen kräftig an. Der Dax muss sich noch orientieren.

Deregulierung? Die Aktien der US-Großbanken ziehen kräftig an. Der Dax muss sich noch orientieren.

(Foto: AP)

Was kommt als nächstes aus dem Weißen Haus? An der Börse fürchten Analysten neue Trump-Tiraden via Twitter. Daneben stehen gewichtige Zahlen aus der laufenden Berichtssaison an, unter anderem mit ThyssenKrupp, Munich Re und der Coba.

Die Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten Donald Trumps wird Marktbeobachtern zufolge auch in der neuen Woche für Unruhe an den Börsen sorgen. Auf der einen Seite treibe die Regierung mit ihrem geplanten Konjunkturprogramm Aktien in die Höhe, sagte Joseph Gagnon, Ex-US-Notenbanker und leitender Mitarbeiter der Denkfabrik Peterson Institut for International Economics. Gleichzeitig schüre sie mit ihren verbalen Attacken gegen Handelspartner wie Deutschland die Furcht vor einem Handelskrieg und drücke dadurch die Kurse. "Man kann das paradox nennen, oder widersprüchlich. Und es könnte in einem ziemlichen Durcheinander enden."

Die politischen Unwägbarkeiten dürften damit auch in der neuen Woche größere Sprünge im Dax verhindern. Experten sehen den deutschen Leitindex weiterhin im Risikomodus. In den ersten Wochen nach der US-Wahl war der Dax in der Spitze rund 1500 Punkte in die Höhe geschnellt.

Die Furcht vor Störfeuer aus Washington drückte den Dax in der vergangenen Woche insgesamt 1,4 Prozent ins Minus. Am Freitag war der Frankfurter Leitindex zwar nach einem unerwartet starken US-Arbeitsmarktbericht für Januar moderat im Plus bei 11.651,49 Punkten aus dem Handel gegangen, blieb damit aber hinter den übrigen Handelsplätzen Europas zurück: Der Eurostoxx50 gewann 0,6 Prozent auf 3273 Zähler. Der Wall Street gaben starke Jobdaten und die Aussicht auf eine Abschwächung der Bankenregulierung durch Trump Auftrieb: Der Dow Jones kletterte um 0,9 Prozent und übertraf die Marke von 20.000 um 71 Punkte.

"Die Konsolidierungsphase an den Aktienmärkten ist noch nicht vorüber", sagte Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Unsicherheitsfaktor Nummer eins für die Märkte sei weiterhin die Politik Trumps. Sicher geglaubte Bündnisse, Partnerschaften, Allianzen sowie wirtschaftliche Ausrichtungen seien auf dem Prüfstand, schrieb Windt. Vor diesem Hintergrund müssen sich auch Investoren genau überlegen, welche Unternehmen von der neuen Situation profitieren könnten und welche nicht.

Die überwiegend positiv aufgenommenen Arbeitsmarktzahlen lösten an den US-Aktienmärkten steigende Kurse aus. Angeführt wurde die US-Gewinnerliste am Freitag von einem starken Finanzsektor. Präsident Trump stellte mit einem weiteren Dekret am Freitag die Weichen dafür, entscheidende Regelungen für die US-Finanzbranche zu lockern. Davon könnten vor allem die mächtigen Wall-Street-Firmen profitieren.

Entsprechend gehörten die Aktien von Morgan Stanley und Goldman Sachs mit Kursaufschlägen von rund 5 Prozent zu den größten Gewinnern. Der Dow-Jones-Index überstieg wieder die viel beachtete Marke bei 20.000 Punkten, die er erst vorige Woche erstmals überhaupt überwunden hatte. Letztlich legte er um 0,94 Prozent auf 20.071,46 Punkte zu. Auf Wochensicht ergibt sich wegen der Kursverluste der vergangenen Tage aber dennoch ein kleines Minus von 0,1 Prozent. Der breiter gefasste S&P 500 gewann am Freitag 0,73 Prozent auf 2297,42 Punkte. Der Nasdaq 100 rückte um 0,27 Prozent auf 5161,60 Punkte vor.

In den kommenden Tagen dürften die Konzernergebnisse aus der laufenden Bilanzsaison viel Aufmerksamkeit auf die Ertragsaussichten der Unternehmen ziehen. "Die neue Woche steht zwar stark im Fokus von Unternehmensdaten", sagte der Geschäftsführer des Vermögensverwalters Veritas Investment, Dirk Rogowski. "Das setzt allerdings voraus, dass Herr Trump seine 'Twitter Finger' im Griff hat."

Die Tweets von Trump zu den verschiedensten Themen halten bereits seit Wochen die Anleger auf Trab und haben schon oft die Aktienkurse betroffener Unternehmen bewegt. Die Spanne reicht dabei von Rüstungskonzernen wie Boeing und Lockheed Martin, denen Trump in knappen Wortmeldungen überteuerte Produkte vorwirft, bis hin zu den japanischen und deutschen Autobauern, denen Trump hohe Einfuhrzölle androhte.

Belastbarere Orientierungsmarken liefert in der kommenden Woche die Agenda der Konjunkturdaten: Bereits am Montag stehen hierzulande Daten zum Auftragseingang der Industrie im Dezember an. Einen Tag später folgen Angaben zur deutschen Industrieproduktion Ende des letzten Jahres. Auf der Konjunkturseite richten Anleger ihre Aufmerksamkeit zudem auf die britische Industrieproduktion am Freitag. Die Konjunktur des Vereinigten Königreichs habe sich trotz des geplanten Brexit bislang gut gehalten, sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades. "Man darf aber nicht vergessen: Noch ist nichts passiert." Mit der Zustimmung des Parlaments kam Premierministerin Theresa May auf dem Weg zu dem für März geplanten Austrittsantrag einen Schritt weiter.

Commerzbank öffnet die Bücher

Die anstehenden Geschäftszahlen der Unternehmen sollten die Aktienmärkte stützen, betonte Commerzbank-Analyst Markus Wallner. "Trotz einzelner Ausnahmen haben die im Rahmen der Berichtssaison veröffentlichten Ergebnisse für das vierte Quartal 2016 und die Ausblicke für 2017 bis jetzt insgesamt überzeugt."

Ab Dienstag richtet sich die Aufmerksamkeit dann stärker auf die Berichtssaison der Unternehmen. Mit dem Rückversicherer Munich Re hat sich ein Schwergewicht am deutschen Aktienmarkt mit seinen Geschäftszahlen angekündigt. Hinzu kommen der Anlagenbauer Gea Group und der Technologiekonzern Jenoptik.

Zur Wochenmitte wird unter anderem der Lichtspezialist Osram Rechenschaft über das abgelaufene Quartal ablegen. Am Donnerstag steht der Höhepunkt des Zahlenreigens in der neuen Woche an. Dann ziehen unter anderem die Commerzbank, der Industrie- und Stahlkonzern ThyssenKrupp, der Maschinenbauer Heideldruck und der Sportartikelhersteller Puma Bilanz.

Im Ausland wollen am Dienstag der Unterhaltungskonzern Walt Disney und am Donnerstag der Kosmetik-Anbieter L'Oreal sowie der Limonaden-Hersteller Coca-Cola Geschäftszahlen vorlegen. Von einigen Ausnahmen abgesehen hätten die Unternehmen bislang mit ihren Geschäftszahlen überzeugt, schrieb der Experte Markus Wallner von der Commerzbank in einer ersten Zwischenbilanz zur laufenden Berichtssaison. Insofern dürften die Analysten nunmehr in weniger Fällen als zuvor ihre Gewinnschätzungen für 2017 nach unten revidieren, was den deutschen Aktienmarkt stützen sollte.

In den USA gibt am Freitag der Michigan-Index Auskunft über die Kauflaune der US-Verbraucher. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Fest im Blick hat die Wirtschaftswelt auch den Dollar, der nach Trumps Wahl Anfang November zunächst rasant gestiegen war. Inzwischen hat der Greenback aber den Rückwärtsgang eingelegt.

Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, beendete den Januar mit einem Minus von 2,6 Prozent - der schwächste Start ins Jahr seit drei Jahrzehnten. Doch dies könnte international aufgestellten US-Konzernen zugutekommen, weil sie so mehr Gewinn aus ihren Auslandsgeschäften schlagen können.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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