Wirtschaft

Sind 12.000 Punkte möglich? Analysten wagen Dax-Prognosen

Rückblick auf den 4. Januar: Der Dax startet bei 1073,01 Punkten ins Jahr 2016.

Rückblick auf den 4. Januar: Der Dax startet bei 1073,01 Punkten ins Jahr 2016.

(Foto: picture alliance / dpa)

Was passiert im kommenden Jahr am Aktienmarkt? Wenige Wochen vor dem Jahresultimo streiten Experten über die Aussichten für 2017. Sicher ist bislang nur: Dem Dax stehen - so oder so - ereignisreiche Monate bevor.

Das Jahr 2016 neigt sich seinem Ende zu: Pünktlich zum Einstieg in die Jahresendphase an der Börse geben Marktbeobachter ihre ersten Prognosen zu den Perspektiven im Aktienhandel ab. Die Spanne der Schätzungen reicht dabei weit - insgesamt jedoch geben sich die Experten überwiegend optimistisch.

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Der Einschätzung aus dem Bankhaus Lampe zufolge müssen sich Dax-Anleger auf ein turbulentes Börsenjahr 2017 einstellen. Der deutsche Leitindex werde voraussichtlich in einer Spanne von 9200 bis 12.200 Punkten schwanken, prognostiziert Analyst Ralf Zimmermann.

Da Aktien im Vergleich zu Anleihen weiterhin attraktiv seien, sieht der Analyst des Bankhauses Lampe den Leitindex Ende 2017 bei 11.400 Punkten. Zum aktuellen Kurs entspräche dies einem Plus von 6,5 Prozent. Kurstreibend seien Hoffnungen auf einen Wirtschaftsboom unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump.

"Die Analyse bisheriger Fiskalprogramme zeigt, dass Aktien sehr wohl kräftig auf staatliche Konjunkturprogramme reagieren - allerdings muss dies nicht nachhaltig sein, wie insbesondere die japanische Erfahrungen zeigen", betont Experte Zimmermann. Außerdem lasse der Effekt der Flut billigen Notenbank-Geldes nach und die politischen Risiken nähmen zu. Der Chefstratege der Deutschen Bank, Ulrich Stephan, bezeichnete einen "unkontrollierten Zinsanstieg" in diesem Zusammenhang allerdings als "Risiko".

Die Experten der Helaba blicken verhaltener auf das Börsenjahr 2017. Dank der erwarteten Konjunkturerholung könnte der Dax in den kommenden zwölf Monaten auf 12.000 Punkte steigen, prognostizierte Chef-Volkswirtin Getrud Traud in einem vergangene Woche veröffentlichten Ausblick. Zum aktuellen Stand von etwa 10.650 Zählern wäre das ein Plus von rund zwölf Prozent.

Zweistelliges Jahresplus?

Neben den verbesserten Gewinnaussichten der Unternehmen spreche noch ein weiterer Grund für Aktien, betonte Traud. Wegen der anhaltend niedrigen Zinsen böten Anleihen Investoren auf der Suche nach Rendite weiterhin keine Alternative. Hinzu komme: "Angesichts weiterhin extrem günstiger Finanzierungsbedingungen dürften Unternehmen auf das bislang nur verhalten eingesetzte Instrument der Aktienrückkaufe zurückgreifen." Vor diesem Hintergrund sagte Traud dem Eurostoxx50 für 2017 ebenfalls ein Plus von mehr als zwölf Prozent auf 3400 Punkte voraus.

Laut Einschätzung der LBBW müssen sich Dax-Anleger 2017 dagegen auf ein weiteres mageres Börsenjahr einstellen. "Mit der erwarteten Leitzinserhöhung der Fed und der Drosselung des EZB-Anleihekaufprogramms stehen geldpolitische Maßnahmen auf der Agenda, die zumindest in der ersten Reaktion zu fallenden Kursen führen sollten", prognostizierte Aktienstratege Uwe Streich. Die zugrunde liegende solide Wirtschaftsentwicklung werde die Kursverluste alsbald jedoch begrenzen.

Unwägbarkeiten in der Politik

Die LBBW sieht den Dax Ende kommenden Jahres bei 11.500 Punkten. Aktuell notiert er bei rund 10.650 Zählern, knapp unter dem Niveau von Anfang 2016. Der Eurostoxx50 wird den LBBW-Analysten zufolge auf 3150 Zähler steigen. Beim US-Standardwerteindex Dow Jones erwartet die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) einen Rückgang auf 18.000 von 18.900 Punkten.

Noch wirken belastbare Prognosen zum Dax-Stand ambitioniert. Zahlreiche Faktoren könnten die Märkte in die eine oder andere Richtung drücken. An gewichtigen Entscheidungen herrscht auch 2017 kein Mangel. Im kommenden Jahr stehen unter anderem Präsidentschaftswahlen in Frankreich an. In Deutschland dürfte der anlaufende Wahlkampf zur Bundestagswahl die Debatte um politische Kernfragen anheizen. Bei dem Urnengang im Herbst entscheiden die Wähler indirekt auch darüber, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine weitere Amtszeit als Bundeskanzlerin die Geschicke Deutschlands bestimmen kann oder nicht.

"Renzirendum" in Italien

Noch vor dem Jahreswechsel müssen sich Anleger allerdings mit dem Risiko größerer politischer Verwerfungen im Euroraum auseinandersetzen: Das in Italien am kommenden Sonntag anstehende Verfassungsreferendum - im Sprachgebrauch der Börsianer in Anspielung an Italiens Regierungschef Matteo Renzi auch als "Renzirendum" bezeichnet - macht Investoren zunehmend nervös.

Nach Einschätzung von Experten könnte die Abstimmung am 4. Dezember über eine Reform des Senats Europa und die Eurozone mittelfristig in große Probleme stürzen. Bei einem "Nein" sind Neuwahlen wahrscheinlich, heißt es. Dabei könnte die euro-kritische Fünf-Sterne-Bewegung als Sieger hervorgehen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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