Wirtschaft

Kursrutsch beim Ölpreis Zeit für Heizölkauf gekommen?

(Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa)

Viele Verbraucher stehen jedes Jahr aufs Neue vor der Entscheidung, wann der beste Zeitpunkt für den Heizölkauf gekommen ist. Nach dem jüngsten Preisverfall wird nun fleißig gerechnet.

Es ist verlockend: Auf das Niveau von September 2016 ist der Ölpreis der US-Sorte WTI vor Kurzem abgerutscht. Gegenüber dem Hoch vom Februar 2017 steht sogar ein Rückgang um rund 20 Prozent zu Buche. Ähnlich groß ist das Minus bei der Nordsee-Sorte Brent.

Für kräftigen Kursdruck sorgt, dass die US-Ölindustrie, insbesondere die Fracking-Unternehmen, ihre Förderung deutlich steigern und so die Förderkürzung der Opec-Mitglieder konterkariert. So war die US-Ölförderung zuletzt mit 9,33 Millionen Barrel pro Tag auf das höchste Niveau seit August 2015 geklettert. Gleichzeitig nehmen die US-Firmen immer neue Ölbohrtürme in Betrieb, weshalb die Produktion in den nächsten Monaten weiter zunehmen dürfte. In dem Umfeld werden die weltweit hohen Öllagervorräte, die um rund 300 Millionen Barrel über dem Fünf-Jahres-Schnitt liegen, nur sehr langsam abgebaut. Laut der Researchfirma Bernstein müssten die US-Öllagervorräte um vier Millionen Barrel pro Woche sinken, damit sie auf durchschnittliche Niveaus zurückgehen würden.

Der Kursrückschlag am Ölmarkt hat zu einem kräftigen Rückgang der Heizölpreise geführt. Bei einer Abnahme von 3000 Litern liegt der Preis für 100 Liter inklusiver Mehrwertsteuer bei rund 50 Euro. Das ist der niedrigste Wert für den Monat Juni in den vergangenen fünf Jahren. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre war zwar der Januar der günstigste Monat des Jahres zum Heizölkauf - was der landläufigen Theorie widerspricht, der Sommer sei der günstigste Zeitpunkt zum Kaufen. In diesem Jahr könnte aber vieles anders und das Tief wegen der Entwicklungen am Ölmarkt schon bald erreicht sein, womit ein günstiger Zeitpunkt für Käufe wäre. Das hängt vor allem von den weiteren Maßnahmen der Opec und der Entwicklung der Beziehungen etlicher Länder der Organisation untereinander ab.

Auf die Opec kommt es an

Der iranische Ölminister Bijan Namdar Zanganeh versucht für eine Trendwende beim Ölpreis zu sorgen, indem sich die Opec-Mitglieder auf eine Ausweitung der bis Ende März 2018 auslaufenden Kürzung einigen sollen. Viele Opec-Länder sind sich der sich zuspitzenden Lage bewusst, zumal ein Komitee aus Opec- und Nicht-Opec-Mitgliedern zuletzt festgestellt hat, dass es frühestens im zweiten Quartal 2018 zu einem Gleichgewicht am Markt kommen werde und damit erst nach dem Ende der Förderkürzung der Opec. Allerdings dürfte eine Einigung innerhalb der OPEC kein leichtes Unterfangen sein, zumal nach dem überraschenden Personalwechsel in Saudi-Arabien, dem Anführer der Opec. So hat König Salman seinen Neffen Mohammed bin Nayef als Kronprinzen abgesetzt und durch seinen ältesten Sohn Mohammed bin Salman ersetzt.

Etliche Experten befürchten, dass der neue Kronprinz den Streit mit dem Iran weiter anheizen wird. Er hat das Land öffentlich als eine bedeutende Bedrohung in der Region bezeichnet. Sollte der Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran eskalieren, könnte bei Anlegern schnell die Sorge über ein möglicherweise sinkendes Ölangebot hochkochen, weshalb es im Gegensatz zur Erwartung vieler Investoren zu einer Trendwende nach oben beim Ölpreis kommen könnte - mit steigenden Heizölpreisen.

Wie lassen sich die günstigen Ölpreise sichern?

Clevere Anleger können sich alternativ zum aktuell preiswerten Heizölkauf auch vor steigenden Preisen absichern, falls der Tank noch einigermaßen gefüllt sein sollte, wie Adrian Hurler, Derivate-Experte von Goldman Sachs gegenüber n-tv erklärt: "Mit Knock-out-Bull-Papieren oder Call-Optionsscheinen auf WTI- oder Brent-Rohöl profitieren Anleger von steigenden Ölpreisen. Wenngleich es sich bei Heizöl und den beiden Rohölsorten um unterschiedliche Future-Kontrakte handelt, können sich Heizölkäufer tendenziell mit diesen Papieren absichern. Ihr Wertzuwachs könnte die höheren Einkaufspreise beim Heizöl etwas ausgleichen". Anleger sollten aber auf die Fälligkeit achten, da sich die Papiere auf unterschiedliche Öl-Kontrakte beziehen können. So sichern sich Heizölkäufer den aktuell günstigen Ölpreis kurz- oder langfristig ab - unabhängig vom Tankstand.

Quelle: ntv.de

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