Wirtschaft

Kein Ende in Sicht WTI-Öl-Preis fällt unter 30-Dollar-Marke

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(Foto: REUTERS)

Was Autofahrer und rohstoffhungrige Unternehmen freut, ist zugleich ein Graus für die Branche: Der Ölpreis markiert pausenlos neue Mehrjahrestiefs. Und ein Ende ist wegen des Überangebots und der Konjunkturschwäche nicht in Sicht. Experten versuchen, einen Boden auszuloten.

Die Talfahrt am Ölmarkt geht ungebremst weiter. Die Weltmarktpreise für Rohöl setzten ihren Sinkflug der vergangenen Tage fort und fielen bis unter die Marke von 30 US-Dollar. Erstmals seit Dezember 2003 kostete ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI weniger als 30 Dollar. Im Tief ging es bis auf 29,93 Dollar nach unten, aktuell werden 30,11 Dollar bezahlt, ein Tagesminus von 4,2 Prozent. Öl der Nordseesorte Brent hält sich mit einem Minus von 2,9 Prozent und einem Preis von 30,68 Dollar nur unwesentlich besser. Im Tagestief waren es mit 30,43 Dollar noch etwas weniger. Im Sog dieser Entwicklung gaben auch die Werte der Förderunternehmen nach.

Bereits jetzt sind die Lager übervoll. Die regionalen Preise in Produktionsländern liegen mancherorts noch deutlich unter 30 Dollar. So wurden in Kanada und Irak bereits Preise unter 20 Dollar bezahlt. Am Dienstag gesellt sich noch die Dollarstärke als drückender Faktor hinzu. Ein steigender Dollarkurs macht Öl für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer.

Der Druck auf US-Rohöl ist zurzeit besonders hoch, weil die Angebotsschwemme in den USA sehr groß ist. Viele Rohstoffexperten nennen als Hauptgrund für den Ölpreisverfall ein zu hohes Angebot an Rohöl. Dieses stammt nicht zuletzt aus den Ländern des Ölkartells Opec, die sich auf keine gemeinsame Angebotsstrategie einigen können. Mächtige Mitglieder wie Saudi-Arabien wollen mit einem Preiskampf andere Anbieter wie aufstrebende Produzenten aus den USA aus dem Markt drängen.

US-Branche ist zäh

Dieses Kalkül geht bisher aber nicht auf. Die amerikanische Ölproduktion, die wegen neuer Fördertechniken in den letzten Jahren stark gestiegen ist, schwächt sich zwar ab, allerdings nur langsam. Rohstoffexperten unterbieten sich deswegen mit ihren Preisprognosen, weil sie ein Ende des Preisverfalls nicht absehen können. In den Analyseabteilungen werden mittlerweile Prognosen für Preise im niedrigen zweistelligen Bereich abgegeben. So sehen die Analysten der Royal Bank of Scotland den Preis schon bis auf 16 Dollar fallen.

Doch selbst Länder mit großen finanziellen Reserven wie Saudi-Arabien spüren mittlerweile die Folgen der niedrigen Ölpreise. Sie müssen ihre Staatsausgaben stark reduzieren und zugleich versuchen, sich neue Einnahmequellen zu erschließen. Als ein Beispiel gilt der von Saudi-Arabien erwogene Börsengang des staatlichen Ölunternehmens Saudi Aramco, einer der weltweit größten Ölförderer.

Hinzu kommt, dass das ohnehin schon hohe Angebot an Rohöl noch größer werden könnte. So scheint absehbar, dass die scharfen Handelssanktionen gegenüber dem Opec-Mitglied Iran, die wegen dessen Atomprogramm verhängt wurden, bald gelockert werden könnten. "Meine Erwartung ist, dass dieser Tag recht bald kommen wird", sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini zu Wochenbeginn. Voraussetzung sei aber, dass der Iran alle Verpflichtungen aus dem Abkommen, dass das Atomprogramm des Landes auf zivile Zwecke begrenzen soll, erfüllt.

Nun setzen einige Teilnehmer ihre Hoffnung auf ein mögliches außerordentliches Treffen der Opec. Der nigerianische Ölminister sagte am Dienstag, mehrere Länder machten sich dafür stark. Die Opec produziert über ein Drittel des weltweiten Rohöls und nutzt Treffen zur Regelung der Produktionsmengen.

70 Prozent seit 2014 verloren

Wie heftig der Ölpreisverfall ist, zeigt ein längerer Vergleich: Mitte 2014 begannen die Ölpreise, ausgehend von etwa 110 Dollar, zu fallen. Seither sind sie um mehr als 70 Prozent eingebrochen. In den vergangenen eineinhalb Jahren hatte sich immer wieder eine Stabilisierung abgezeichnet. Doch daraus wurde nichts, die Talfahrt setzte sich fort. Als ein Grund dafür gilt auch die in vielen Ländern nur moderat wachsende Ölnachfrage.

Auch der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ist gefallen. Das Opec-Sekretariat meldete, dass der Korbpreis am Montag 27,07 Dollar pro Barrel betragen habe. Das waren 1,39 Dollar weniger als am Freitag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/DJ

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