Wirtschaft

"Volksvermögen schützen" Schweizer stimmen über Gold-Schatz ab

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Goldreserven der Schweizer Notenbank gehören zu den größten weltweit. Doch das reicht vielen Eidgenossen nicht. Sie wollen die Zentralbank zwingen, kräftig zuzukaufen - und sich nie wieder von dem stetig wachsenden Hort zu trennen.

Der Anblick von Gold sorgt bei vielen Menschen für leuchtende Augen. Die uralte Begeisterung für das Edelmetall erklärt womöglich das, was derzeit in der Schweiz passiert: Heute stimmen fünf Millionen Eidgenossen darüber ab, ob die Schweizer Nationalbank (SNB) ihre durchaus üppigen Goldreserven weiter aufstockt.

Gold, Feinunze
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"Rettet unser Schweizer Gold - Volkvermögen schützen", so lautet das Motto der Initiative. Sie will per Volksentscheid nicht nur durchsetzen, dass die Notenbank künftig mindestens 20 Prozent ihrer Reserven in Gold hält. Sie soll die im Ausland lagernden Bestände in die Schweiz holen und nie wieder Gold verkaufen dürfen.

Würde die Initiative ihr Ziel erreichen, hätte das massive Auswirkungen. Derzeit hat die Notenbank knapp acht Prozent der Reserven in Gold angelegt. Sie wäre gezwungen innerhalb von fünf Jahren, rund 1800 Tonnen zu kaufen, um die verlangte Quote zu erfüllen. "Diese Menge entspricht 67 Prozent der globalen Goldförderung", rechnete die "Neue Zürcher Zeitung" vor. Nach derzeitigem Kurs würde das mehr als 66 Milliarden Franken kosten, das sind umgerechnet mehr als 55 Milliarden Euro.

Diese Zukäufe würden nicht nur den Goldpreis in die Höhe treiben, sondern auch den geldpolitischen Handlungsspielraum der Notenbank einschränken. Die Initiative beruhe auf einem Denkfehler, sagt Notenbankchef Thomas Jordan. Die Bank würde auf bei einer derartigen Gold-Fixierung nicht mehr flexibel genug reagieren können.

Die Bank müsste zunächst jedes Mal, wenn sie Fremdwährungen ankauft, um den Frankenkurs zu schwächen, gleichzeitig Gold kaufen - egal, wie teuer es ist. Verkauft sie andere Währungen, dürfte sie sich aber nicht von Gold trennen. Damit würde der Anteil des Edelmetalls tendenziell weiter steigen. Dazu kommt: Der Goldpreis schwankt. Geht er deutlich zurück, könnte die Nationalbank gezwungen sein, ihre Reserven weiter aufstocken, um die 20-Prozent-Quote zu erfüllen.

Dabei sind die Goldreserven der Schweizer Nationalbank im internationalen Vergleich recht hoch. Sie besitzt 1040 Tonnen und nimmt damit weltweit den sechsten Platz ein. Pro Kopf sind das 128,4 Gramm und damit Platz eins. Zum Vergleich: Die Bundesbank hat 3391 Tonnen Gold, nur die US-Fed besitzt mehr.

Unterstützung schwindet

Den Befürwortern der Initiative reichen die Schweizer Reserven nicht aus. Sie sehen in hohen Goldvorräten das Fundament einer stabilen Währung. "Wieder auf Gold setzten statt maßlos Papiergeld zu drucken", drückt es Nationalrat Luzi Stamm aus. "Unsere Nationalbank hat seit November 2011 unvorstellbare Geldsummen und damit Hunderte von Milliarden Euro und Dollar gekauft. Es ist im höchsten Maße alarmierend, wie sie sich die Geldpolitik von außen diktieren lässt, ihre "Investitionen" in den Euro und den US-Dollar zu tätigen", schrieb er in der "NZZ". Die Nationalbank tanze nach der Pfeife des Auslands.

Die Notenbank hatte während der Krise der Eurozone eine Untergrenze des Franken eingeführt, um eine Aufwertung der Schweizer Währung zu vermeiden. Die SNB ist bereit, unbegrenzt Euro zu kaufen, wenn der Franken unter 1,20 Franken zu sinken droht. Sie will damit die heimische Exportindustrie schützen. Damals hatte es massive Käufe des gern als sicherer Hafen geltenden Franken gegeben. Die Notenbank hatte mit kräftigen Interventionen reagiert - die Devisenreserven kletterten um mehrere hundert Milliarden auf umgerechnet 460 Milliarden Franken. Das entspricht rund 70 Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung.

Unterdessen scheint die Unterstützung der Schweizer für die sogenannte Goldinitiative zu schwinden. Einer Umfrage zufolge sprechen sich 38 Prozent der Befragten für die Initiative aus, 47 Prozent dagegen.

Quelle: ntv.de

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