Wirtschaft

Wer hat Schuld am Ölpreis-Crash? Riad: "Wir machen nicht die Preise"

Die Regierung in Saudi-Arabien wäscht ihre Hände in Unschuld.

Die Regierung in Saudi-Arabien wäscht ihre Hände in Unschuld.

(Foto: picture alliance / dpa)

Jetzt wissen wir’s: Es gibt gar keinen Ölkrieg. An dem Ölpreis-Crash ist allein Adam Smith Schuld. Das Angebot ist einfach höher als die Nachfrage. Richtig! Nur warum bloß?

Die spannendsten Aussagen zum Thema Ölpreis-Crash kommen derzeit vom saudi-arabischen Außenminister. "Die Leute sollten sich an Adam Smith und die Grundlagen der Ökonomie erinnern. Es geht um Angebot und Nachfrage", sagte Adel al-Jubeir im CNN-Interview. Der Moderator hatte ihn gefragt, ob das Königreich dem Erzfeind Iran durch niedrige Ölpreise schaden wolle. Die Antwort sollte wohl ein Nein bedeuten.

Der Ölpreis ist seit Mitte 2014 um drei Viertel gefallen. Die amerikanische Sorte WTI kostete zuletzt 27,79 Dollar, so wenig wie seit 12 Jahren nicht mehr. Riad hätte seine Ölfördermenge längst reduzieren können, um den Preisverfall zu bremsen. Saudi-Arabien ist der größte Ölexporteur der Welt. Doch im Herbst 2014 entschied der Wüstenstaat, trotz Überproduktion nicht weniger zu fördern. Im Dezember erneuerten die Scheichs ihre Ansage. Die berechtigte Frage ist, warum?

Der saudische Außenminister scheint dabei ganz plötzlich die freie Marktwirtschaft entdeckt zu haben. "Wir überlassen es dem Markt, wo das Gleichgewicht ist. Was wir hier sehen, ist der Marktpreis." Dass der Preis über Mengen gesteuert wird, scheint das Kartellmitglied geflissentlich zu ignorieren.

Saudis pumpen schmerzfrei

Der Preis fällt, weil Saudi-Arabien es so wollte. Die Opec-Länder pumpen Unmengen Öl in den Markt. Die Lager sind voll. Es gibt schlicht zu viel des schwarzen Goldes. Opec-Öl und Schieferöl zusammen bringen das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen und sorgen für immer neue Tiefststände bei den Ölpreisen.

Beobachter mutmaßen, dass Saudi-Arabiens Strategie ist, dadurch keine Marktanteile zu verlieren. Konkurrenten und neue Projekte, wie zum Beispiel die jüngere Frackingöl-Industrie in den USA werden im besten Fall aus dem Markt gedrängt. Unterstützt wird die Annahme durch die Tatsache, dass die Opec-Staaten versuchen, Käufer mit hohen Rabatten an sich zu binden - obwohl der Preisverfall auch ihnen wehtut.

Der Konflikt mit dem Erzrivalen Iran dürfte ebenfalls bei der Förderpolitik Saudi-Arabiens eine Rolle spielen. Der zweite Big Player am Golf meldet sich zurück. Nach dem Ende der Sanktionen plant er seine Ölproduktion sofort um 500.000 Barrels pro Tag hochzufahren. Innerhalb eines Jahres sollen es eine Million Barrel sein.

Keine Gefallen an Iran

Saudi-Arabiens Ausgangslage für die harte Preisschlacht war ursprünglich günstig. Die Förderkosten im Wüstenstaat sind die niedrigsten der Welt. Die saudischen Unternehmen spüren den Preisverfall also später als alle anderen. Inzwischen hat der Dumpingpreis aber auch tiefe Löcher in die saudische Staatskasse gefressen. Die Saudis scheinen trotzdem durchhalten zu wollen. "Sie sind nicht in Stimmung dem Iran irgendwelche Gefallen zu tun", sagte Jason Bordoff, ein ehemaliger Energie-Berater von US-Präsident Barack Obama kürzlich CNN.  

Die Feindschaft zwischen dem schiitischen Iran und dem sunnitischen Saudi-Arabien wird fast täglich größer. Die Saudis kämpfen um die Vormachtstellung in der Golfregion. Erst vor ein paar Wochen wurde die saudische Botschaft in Teheran und ein Konsulat von wütenden Demonstranten angegriffen. Die Proteste richteten sich gegen die Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr am 2. Januar in Saudi-Arabien. Das Königreich und weitere Länder brachen daraufhin ihre diplomatischen Beziehungen zum Iran ab.

Allen diesen Hinweisen zum Trotz, weist Saudi-Arabien die Vorwürfe, Machtspielchen am Ölmarkt zu spielen, weit von sich. "Sie können den Markt nicht durchweg manipulieren", sagte der saudische Außenminister al-Jubeir. "Wenn Sie es versuchen, schießen Sie möglicherweise übers Ziel hinaus und bezahlen einen enormen Preis dafür." Fakt ist, Riad zahlt bereits den Preis. Die Staatskasse leert sich zusehends, Laut IWF könnten die finanziellen Mittel in vier Jahren gänzlich erschöpft sein. Schon jetzt ist das Scheichtum gezwungen, Tafelsilber zu verscherbeln und neue Geldquellen zu erschließen. Auch Adam Smiths' Schuld?

Quelle: ntv.de

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