Wirtschaft

Turbulenzen am Rohstoffmarkt Minenkonzerne ächzen unter Preisverfall

BHP Billiton leidet unter den gefallenen Eisenerzpreisen.

BHP Billiton leidet unter den gefallenen Eisenerzpreisen.

(Foto: REUTERS)

Hohe Lagerbestände beim Eisenerz und geringere Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bringen Teile des Rohstoffmarktes ins Taumeln. Erste Anleger sprechen gar von Käuferstreik. In Australien gerät eine ganze Branche unter Druck.

Fallende Rohstoffpreise und eine verhaltene Nachfrage setzen Minenkonzerne immer mehr unter Druck. Zu Wochenbeginn fiel der Eisenerzpreis so stark wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Minenunternehmen mit Aktivitäten in Ländern wie Brasilien oder Australien werden das in ihren Ergebnissen zu spüren bekommen. Aber nicht nur die Konzerne, sondern ganze Volkswirtschaften, die stark von Rohstoffexporten abhängig sind, werden in Mitleidenschaft gezogen.

Die Gründe für die fallenden Preise sind vielfältig. Zum einen will China seiner Umweltverschmutzung langsam Herr werden und zwingt große Stahlhütten, ihre Luftverschmutzung zu zügeln. Zum anderen sind die Lagerbestände an Eisenerz an den chinesischen Häfen stark gewachsen, was die Nachfrage abschwächt. China hat einen enormen Appetit auf Eisenerz: Drei von fünf Tonnen Eisenerz, die über den Seeweg verschifft werden, landen in China.

Nach Einschätzung von Analysten dürften die Käufer von Eisenerz nun erstmal abwarten, bis klarer ist, wie schwach die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im Moment tatsächlich ist. Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte verunsichern derzeit die Märkte. Die Exporte sind im Februar um 18,1 Prozent gefallen.

Größter Tagesverlust bei Eisenerz

Der wichtige Importpreis für Eisenerz mit einem Gehalt von 62 Prozent Eisen am chinesischen Hafen von Tianjin brach am Montag um 8,3 Prozent auf 104,70 Dollar pro Tonne ein. Damit war der für die Stahlproduktion zentrale Rohstoff so billig wie seit Oktober 2012 nicht mehr. Zugleich war es der größte Tagesverlust seit August 2009.

Seit März diesen Jahres ist der Preis um elf Prozent eingeknickt. Tom Price, Analyst bei der UBS in Sydney, erwartet auch in den kommenden Tagen schwache Notierungen. Nach einem Einbruch wie diesem werde üblicherweise erstmal abgewartet bis klar ist, wo sich der Preis dann einpendelt, erklärte er weiter.

Im Sog des Eisenerz-Preissturzes verbilligten sich auch Eisen und Stahl: Der chinesische Eisen-Future büßte zeitweise 3,7 Prozent ein und war mit 707 Yuan (115 Dollar) so billig wie noch nie. Der Stahl-Terminkontrakt an der Börse Shanghai fiel um bis zu 2,3 Prozent auf 3171 Yuan (517 Dollar) je Tonne und lag damit nur noch etwa 50 Yuan über seinem Rekordtief.

Dagegen schwenkte am Dienstag der Kupferpreis auf Erholungskurs. Das Industriemetall verteuerte sich in der Spitze um ein Prozent auf 6716,50 Dollar je Tonne, nachdem der Preis zu Wochenanfang auf den niedrigsten Stand seit mehr als acht Monaten gefallen war.

Das Kreditwachstum in China hat sich im Februar stark abgeschwächt und es sieht so aus, als würde Peking angesichts der steigenden Ausfallrisiken nicht mehr unbegrenzt Kredite vergeben. Ende vergangener Woche fiel erstmals eine chinesische Unternehmensanleihe aus. Diese hatte einen Umfang von einer Milliarde Yuan. Beängstigender als der Ausfall der Anleihe war für den Markt jedoch die Erkenntnis, dass der Staat bei Anleihen doch nicht de facto für chinesische Unternehmen bürgt. Nun befürchten Investoren, dass kleinere chinesische Eisenerzimporteure ihre Käufe erstmal verschieben müssten. Auch das verarbeitende Gewerbe und die Baubranche, traditionell zwei wichtige Stahlkäufer, dürften bei erschwerten Finanzierungsbedingungen erstmal auf Sparflamme kochen.

Belastung für australische Volkswirtschaft

Die fallenden Eisenerzpreise belasten auch ganze Volkswirtschaften. Für Australien beispielsweise ist Eisenerz der Hauptexportschlager. Die Konzerne wie BHP Billiton, Rio Tinto und Fortescue Metals Group machen mehr als zehn Prozent der Marktkapitalisierung des wichtigsten Börsenindex in Sydney aus. In der Region Pilbara im Westen Australiens wird mehr als 40 Prozent des weltweit verschifften Eisenerzes abgebaut. Der steigende Eisenerzpreis gepaart mit günstigen Währungswechselkursen hatte Australien im Januar noch den höchsten Handelsüberschuss seit über 21 Jahren beschert. Die Minenkonzerne wie etwa BHP zeichnen das Eisenerz in US-Dollar aus und der Greenback legte vom letzten April zum australischen Dollar um 15 Prozent zu.

An der Börse wurden die Aktienkurse der Minenunternehmen schon auf Talfahrt geschickt. Der Kurs von Fortescue verlor seit Wochenbeginn zehn Prozent. Investoren sorgen sich, dass das Unternehmen wegen dem fallenden Eisenerzpreis länger für den Schuldenabbau brauchen könnte. Stephen Pearce, Finanzvorstand bei dem Unternehmen, sagte, ein weiterer Schuldenabbau sei angestrebt, allerdings hänge dies auch von der Preisentwicklung beim Eisenerz ab. Der Aktienkurs von Rio Tinto gab um fünf Prozent nach. Auch Rio Tinto hat sich die Rückführung der Verbindlichkeiten als Priorität auf die Fahne geschrieben.

Lachlan Shaw, Rohstoffanalyst bei der Commonwealth Bank of Australia, malt ein ganz düsteres Bild. "Der Preisrutsch beim Eisenerz könnte der Anfang von einem neuen Käuferstreik auf dem chinesischen Eisenerzmarkt bedeuten. Das haben wir im September 2012 schon mal gesehen, als der Preis auf unter 90 Dollar pro Tonne einbrach", sagte Lachlan Shaw weiter. Kurzfristig sehe der Markt verzerrt in Richtung Überangebot aus. Das könne dem Preis einen weiteren Schups nach unten geben.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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