Wirtschaft

Alternative für Edelmetalle? Lucke in der Goldfalle

Bernd Lucke.

Bernd Lucke.

(Foto: REUTERS)

AfD-Chef Lucke lobt den Goldshop seiner Partei in höchsten Tönen. Das ist durchaus nachvollziehbar. Aus Anlegersicht sind Alternativen allerdings attraktiver.

Schuster, bleib' bei Deinen Leisten. Bernd Lucke von der AfD hätte dieses Sprichwort besser beherzigt. Denn der Parteichef pries in der ARD nicht nur ziemlich plump den AfD-Goldshop an, sondern wollte das Angebot darüber hinaus noch als günstig verkaufen. Nun heißt ein Kernelement in der Sendung dummerweise Faktencheck und diesem muss sich Lucke nun stellen. Stimmt es, dass Goldbarren bei der AfD wirklich günstig sind?

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 2.392,49

Wissen muss man in diesem Zusammenhang, warum die AfD überhaupt Gold veräußern will. Hintergrund der ganzen Aktion ist das Parteienfinanzierungsgesetz. Demnach muss die AfD neben den Einnahmen aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen die Einnahmen erhöhen, um Anspruch auf die volle Höhe der Parteienfinanzierung zu haben.

Als Vergleichsanbieter bieten sich die von Lucke konkret erwähnten Banken an, doch klassische Edelmetallhändler bieten im Normalfall noch bessere Konditionen. Als Vergleichsanbieter haben wir Ophirum herausgesucht. Das ist ein Edelmetallhändler, der Gold, Silber, Platin und Palladium im Angebot hat und unterschiedliche Stückelungen anbietet.

Noch während der Live-Sendung am Montag konnte man AfD-Angebot und Ophirum parallel vergleichen. Der 100-Gramm Goldbarren wurde bei Ophirum für 3158,32 Euro angeboten. Bei der AfD kostete er zur gleichen Zeit laut der Info auf afd-gold.de 3325,35 Euro. Faktencheck Teil eins verfehlt, muss man da feststellen. Doch nicht jeder AfD-Wähler oder Goldinteressant hat gut 3000 Euro flüssig, Schauen wir deshalb auch auf die 50-Gramm-Barren und die 10-Gramm-Version.

Der 50er kostete bei Ophirum 1589,83 Euro, bei Home-Shopping-Lucke wurden zeitgleich 1668,45 Euro fällig. Für die 10er-Version rief Ophirum 326,30 Euro auf, bei der AfD kostete das Produkt 342,93 Euro. Na gut, mag man sagen, die AfD wollte einst ja die D-Mark zurück, mit Münzen müsste sie sich also auskennen und zumindest dort am billigsten sein. Checken wir also die bekannteste Münze, den Krügerrand. 1013,68 Euro werden beim Edelmetallanbieter Ophirum fällig, die AfD berechnet für das gleiche Produkt 1052,10 Euro.

Im Vergleich zu Edelmetallhändlern sieht die AfD also alt aus, denn auch bei Pro Aurum finden sich deutlich bessere Preise als bei der Partei. Am Dienstag früh war es dann auch möglich, Preise am Bankschalter zu erfragen und sich dort ein Bild zu machen. In Frankfurt in der Filiale der Frankfurter Sparkasse rief man 3189 Euro für 100 Gramm auf, das war zwar mehr als beim Edelmetallhändler - aber eben deutlich weniger als bei Luckes Home-Shopping.

Möglicherweise ist mancher Gold-Fan durch Bernd Lucke aber trotzdem auf den Geschmack gekommen und möchte sich ein paar Mini-Barren des kostbaren Edelmetalls in den Tresor legen. Der Faktencheck zeigt, dass dann ein Edelmetallhändler die kostengünstigste Wahl ist.

Eines muss man Lucke aber lassen: Dank der völlig schmerzfreien PR dürfte der Goldbestand bei der AfD trotzdem bald ausverkauft sein, denn Lucke hat viele Fans. Er möchte nach eigenen Angaben mit der AfD "nur" Gold im Wert von zwei Millionen Euro verkaufen, und mancher Anhänger dürfte bei ihm zuschlagen - allein aus Gründen der AfD-Liebe.

Kommt das Gold nach Hause, langt Lucke übrigens nochmal zu. Denn selbst bei den Versandkosten berechnet die AfD für einen Krügerrand 15 Euro, Ophirum 8,90 Euro - das sind satte 68 Prozent mehr. Allerdings hilft bei der AfD der Chef persönlich beim Einpacken, wie Lucke versprach. Dass dies bei Banken oder Edelmetallshops der Fall ist, kann man sich nun nicht vorstellen.

Fazit des Faktenchecks: Die AfD mag für manche Wähler eine Alternative für Deutschland sein. Eine AfE, eine Alternative für Edelmetalle, ist sie sicherlich nicht.

Quelle: ntv.de

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