Wirtschaft

Aktienmarkt-Entwicklung im Blick Gold-Talfahrt nicht zu stoppen

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(Foto: REUTERS)

Nicht einmal die vielen globalen Krisenherde haben dem Goldpreis auf die Sprünge helfen können. Die Mehrheit der Anleger bevorzugt weiter den Aktienmarkt als Investment und schickt den Goldpreis in einen Abwärtsstrudel.

In der Vergangenheit haben Kriege oder Krisen die Preise für Edelmetalle steigen lassen. Aktuell scheint das Gegenteil der Fall zu sein, denn auch andere Rohstoffe profitieren nicht von den politischen Spannungen in vielen Regionen der Welt. Die Gründe sind teilweise unterschiedlich, schließlich kränkelt die Weltwirtschaft, vor allem in Europa und senkt dadurch den Bedarf an Rohmaterialien. Allerdings profitiert der Goldpreis häufig in einem solchen Umfeld, doch das gelbe Metall hat einen übermächtigen Gegner: die US-Notenbank Fed. Sie will ihre sehr expansive Geldpolitik drosseln und die Leitzinsen in absehbarer Zeit anheben.

Zinsanstieg belastet Goldpreis

Gold, Feinunze
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Dadurch wird ein Gold-Investment noch unattraktiver, da es keine Erträge abwirft und bei steigenden Zinsen alternative Anlagen besser abschneiden. Doch nicht nur die Leitzinsen steigen. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen war zuletzt vom Jahrestief bei 2,30 auf rund 2,60 Prozent in Erwartung eines Politikwechsels der Fed angestiegen.

Aktuell wird Gold als Absicherung gegen Turbulenzen am Aktienmarkt oder einem schwächeren Dollar offensichtlich nicht gebraucht. Verstärkt wird der Trend durch die Transaktionen der Hedgefonds und anderer spekulativer Investoren. Sie verkaufen ihre Futures und Optionen, mit denen sie auf steigende Goldpreise spekulieren, und kaufen dafür kräftig Papiere auf fallende Kurse.

Derzeit scheint es also nichts zu geben, das dem Goldpreis nachhaltig auf die Beine helfen könnte: Das Edelmetall war zuletzt bis auf 1207 Dollar je Unze und damit in die Nähe des 52-Wochen-Tiefs von 1189 Dollar abgerutscht, ehe sich der Preis jetzt wieder leicht erholt hat.

Kräftige Verkäufe von Gold-ETFs

Ebenso wie die Hedgefonds haben auch die Besitzer von Goldkurs-Indexfonds ETFs kräftig auf den Verkaufsknopf gedrückt. Der Bestand der weltweiten Gold-ETFs ist zuletzt auf nur knapp 1700 Tonnen gesunken – das niedrigste Niveau seit Oktober 2009. Derweil haben vermögende Investoren die gesunkenen Preise genutzt, um massiv Gold zu kaufen. Laut dem britischen Online-Goldhändler BullionByPost sind die Verkäufe von Goldbarren mit einem Gewicht von 12,5 Kilogramm zwischen Jahresanfang und Mitte September um 243 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nach oben geschossen. Derartige Barren kosten umgerechnet knapp 500.000 Euro pro Stück. Der Absatz von Ein-Kilo-Barren (39.500 Euro) habe sich in den vergangenen drei Monaten verdoppelt.

US-Geldpolitik und Aktienmarkt entscheidend

Eine Wende am Goldmarkt konnten die physischen Käufe aber nicht bewirken. Das dürfte wohl eher durch eine Korrektur am Aktienmarkt oder eine Abkehr von den Zinserhöhungsabsichten der US-Notenbank zustande kommen. Zuletzt gab es teilweise durchwachsene Konjunkturdaten aus den USA. Sollte daraus ein Trend zu einer negativen Wirtschaftsentwicklung werden, könnte die Fed ihre Zinsanhebungspläne weiter in die Zukunft schieben.

Erste Leitzinsanhebungen werden aktuell für das zweite Quartal 2015 erwartet. Der Aktienmarkt zeigt sich in recht robuster Verfassung, speziell in den USA, wo der S&P 500 in der Nähe seines Rekordhochs liegt. Warnsignale kommen allerdings vom sehr breiten Aktienmarkt. So erreichte der marktbreite Russell 3000, der die 3000 größten US-Unternehmen enthält, noch am 18. September ein neues Rekordhoch.

Inzwischen notieren weniger als 55 Prozent der Indexmitglieder oberhalb der 200-Tage-Linie. Das letzte Mal, als der Wert so niedrig war, während gleichzeitig der Index am Allzeithoch lag, war laut einer Studie der Investmentfirma MKM Partners auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase im März 2000. Gold-Fans sollten daher den Aktienmarkt und die US-Geldpolitik im Auge behalten. Eine Wende auf diesen Feldern könnte den Preis des Edelmetalls kräftig beflügeln.

Quelle: ntv.de

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