Wirtschaft

Proteine fürs Depot Frischer Fisch boomt weltweit

Für die Fische ist Aquakultur kein Vergnügen, doch für die Welternährung wird sie immer wichtiger.

Für die Fische ist Aquakultur kein Vergnügen, doch für die Welternährung wird sie immer wichtiger.

(Foto: picture alliance / dpa)

Fitness-Trends und Bevölkerungswachstum verändern die Gewohnheiten der Menschen. Noch nie wurde mehr Fisch gegessen. Daher gewinnt Lachs aus Aquakulturen an Bedeutung - als Delikatesse und Investment.

Einen solchen Boom hat die Fischaufzucht noch nicht erlebt. Rund die Hälfte aller weltweit verzehrten Fische stammt aus Aquakulturen. Jährlich wächst die in den Aquakulturen produzierte Menge an Fischen, Muscheln und Krebsen um 3,1 Prozent und damit wesentlich stärker als die Weltbevölkerung mit 1,7 Prozent. Fisch ist ein kalorienarmer Proteinlieferant und hilft doch auch im Kampf gegen Unterernährung und Hunger. Der weltweite Verbrauch ist von 9,9 Kilogramm pro Kopf in den 1960er-Jahren auf zuletzt 18,6 Kilogramm gestiegen.

Fischverzehr nimmt zu

Und die Bedeutung der Branche wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Laut Schätzungen von Experten führt die wachsende Weltbevölkerung dazu, dass bis 2013 zusätzlich 23 Millionen Tonnen Fisch benötigt werden. Angesichts des stagnierenden Fischfangs soll das zusätzliche Angebot ausschließlich aus der Zuchtindustrie kommen. Die gesamte Produktion dort werde sogar um 40 Millionen Tonnen auf 85 Millionen Tonnen zulegen. Die Marktführer in der marinen Massentierhaltung sind die Chinesen mit einem Marktanteil von rund 70 Prozent. Sie sind zugleich die größten Konsumenten.

Lachszucht besonders lukrativ

Für einen der größten Anbieter "Marine Harvest" ist das aktuelle Umfeld positiv: Wegen der starken Nachfrage sind die Preise für Atlantischen Lachs im ersten Quartal 2014 auf Rekordwerte geklettert. Die Norweger betreiben aber auch Fischfarmen in Chile, Schottland und Kanada und verkaufen ihre Lachse unter anderem hierzulande in Aldi-Filialen. Im ersten Quartal hat Marine Harvest den höchsten bereinigten operativen Gewinn der Firmengeschichte erwirtschaftet. Er hat sich mehr als verdoppelt auf 1,09 Milliarden Kronen (134 Millionen Euro). Die Rendite auf das eingesetzte Kapital lag bei satten 21,5 Prozent. Vorstandschef Alf-Helge Aarskog erwartet, dass die erfreuliche Geschäftsentwicklung anhalten wird. Er erhöhte die Prognose für die im Gesamtjahr produzierte Menge um 12.000 Tonnen auf 417.000 Tonnen. Das ist ein Plus von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Vor allem die Aussichten für die Lachszucht sind gut. Laut Schätzungen wird das weltweite Angebot 2014 um 6,8 Prozent auf 2,2 Millionen Tonnen wachsen. Dabei teilen sich zwei Länder den Kuchen weitgehend unter sich auf. Deutlich mehr als die Hälfte des weltweiten Angebots wird in Norwegen produziert, ein knappes Viertel stammt aus Chile. Bei den Verbrauchern liegt Europa mit weitem Abstand auf Platz eins vor den USA. Während die Nachfrage in Europa allerdings stagniert, wächst sie in den USA stark.

Marine Harvest treibt die Konzentration in der Branche voran. 2013 haben sie den weltgrößten Hersteller von Räucherlachs, die polnische Morpol-Gruppe übernommen. Weil Marine Harvest die Genehmigung des Deals bei der EU-Kartellbehörde aber zu spät beantragt hat, droht dem Konzern allerdings eine Strafzahlung. "Marine Harvest wird Akquisitionen in Norwegen und Chile verfolgen, um den weltweiten Marktanteil von rund 21 Prozent substanziell zu erhöhen", schrieb Aarskog im Quartalsbericht. Das Problem ist allerdings, dass viele Fischfarmen von einem großen Anteilseigner kontrolliert werden, weshalb es schwierig ist, zuzukaufen. Mit weiteren Akquisitionen würde Marine Harvest den Abstand auf die norwegischen Wettbewerber wie Leroy Seafood und SalMar vergrößern.

Kehrseite der Medaille

Während die steigenden Fischpreise für Lachsproduzenten wie Marine Harvest ein Grund zur Freude sind, sind die höheren Rohstoffkosten für die Verarbeiter von Fisch wie den thailändischen Konzern Thai Union Frozen Products oder den kleinen chinesischen Konkurrenten Haikui Seafood eine deutliche Belastung, denn die Gewinnmargen sinken. Die Aktien der beiden Firmen sind einige der wenigen der asiatischen Unternehmen aus dem Sektor, die an Börsen in Deutschland gehandelt werden. Haikui Seafood vertreibt vor allem gefrorene Fische und Meeresfrüchte. Der Konzern leidet zudem darunter, dass chinesische Konkurrenten wegen der Kreditklemme gezwungen sind, ihre Preise zu senken. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Haikui nachziehen. Unter diesem Druck sollte die Qualität nicht leiden, weil sich Infektionskrankheiten bei Fischen schnell ausbreiten können. Gelingt dies weiterhin, dürfte die Bedeutung der Fischzuchtbranche in den nächsten Jahren weiter zunehmen – die dazugehörigen Investments inklusive.

Quelle: ntv.de

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