Wirtschaft

Sorgen über sinkende Kupferpreise Droht eine globale Rezession?

Auf dem Gelände des Kupferkonzerns Aurubis in Hamburg: Ein Mitarbeiter scannt die Barcodes an Kupfer-Stranggussen.

Auf dem Gelände des Kupferkonzerns Aurubis in Hamburg: Ein Mitarbeiter scannt die Barcodes an Kupfer-Stranggussen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Kupferpreis gilt als wichtiger Hinweis für den Zustand der weltweiten Konjunktur. Wenn die Kupferpreise im Keller sind, lässt das Schlimmes ahnen. Ist der Preissturz also ein Warnzeichen? Sorgen muss sich auf jeden Fall China machen.

Der Kupferpreis gilt als Barometer für die Gesundheit der Weltwirtschaft. Wenn es also nach den aktuellen Notierungen ginge, müsste es der globalen Konjunktur ziemlich schlecht gehen. Der Kupferpreis ist auf den niedrigsten Stand seit Juni 2010 gefallen - und es wird befürchtet, dass er weiter in den Keller sackt. Der Abschwung am Kupfermarkt hat allerdings viel mit China zu tun: Zum einen lässt die Nachfrage aus der zweitgrößten Volkswirtschaft nach, zum anderen wird in China kräftig mit dem Industriemetall spekuliert.

Überall wird Kupfer gebraucht. Sei es in technischen Geräten, Rohren, Leitungen oder im Maschinenbau. Boomt die Wirtschaft und wird viel produziert, steigt der Preis. Rund 40 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Kupfer stammen aus China, wo das Wachstum in diesem Jahr auf 7 oder 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fallen dürfte - den niedrigsten Stand seit den 90er Jahren.

Kupfer für Finanzierungsdeals

In China wird Kupfer auch als Sicherheit für zinsgünstige Kredite eingebracht, um Unternehmen zu finanzieren oder auf steigenden Finanzmärkten zu spekulieren. Das rote Metall ist zu einem Finanzprodukt geworden, weil damit auch Kapitalkontrollen umgangen werden können. Diese auch "Carry-Trade" genannten Geschäfte funktionierten gut, solange alle von einem steigenden Yuan ausgehen konnten und das Kursrisiko damit gering war. Chinas Zentralbank geht aber seit diesem Monat gegen Spekulationen vor und hat den Wert der chinesischen Währung überraschend fallen lassen.

Ein großer Teil von Chinas Kupfereinfuhren - Schätzungen schwanken zwischen 40 und 80 Prozent - wird für Finanzierungen benutzt. Meist werden die Geschäfte über das wuchernde Schattenbankenwesen abgewickelt. Die Lagergestände haben jüngst noch kräftig zugelegt. Im Januar um 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aber auch im Februar lag der Zuwachs bei 27 Prozent. Jetzt geht plötzlich die Angst um, dass verpfändete Lagerbestände abgestoßen werden müssen. Solche Notverkäufe würden den Kupferpreis weiter sacken lassen.

Firmenpleiten nehmen zu

Verunsichert sind Anleger auch durch den ersten Ausfall einer Unternehmensanleihe auf dem riesigen Bond-Markt in China. Das Solarunternehmen Shanghai Chaori Solar Energy Science & Technology konnte Anfang des Monats eine fällige Zinszahlung nicht mehr leisten. Experten sahen einen "wichtigen Präzedenzfall". Indem erstmals niemand zur Hilfe kam, habe die Zentralbank die Marktdisziplin verbessern und auf die wahren Risiken hinweisen wollen.

Vergangene Woche nannte Regierungschef Li Keqiang weitere Pleiten "unvermeidlich". "Ausfallrisiken werden im Energie- und Rohstoffsektor und in anderen Industrien mit Überkapazitäten gesehen, einschließlich Schiffbau, Stahl, Zement, Flachglas, Aluminium, Solar, Wind, Energieanlagen, Immobilien und Finanzinstrumenten der Kommunen", sagte Jian Chang, Chefökonomin der Barclays Bank, der Tageszeitung "China Daily".

Das Vertrauen am Markt wurde zuletzt noch durch schlechte Daten für die Industrieproduktion und Exporte erschüttert, die auf eine weitere Abschwächung der chinesischen Konjunktur hindeuten. Insofern fühlt "Doktor Kupfer" eher China und seinen Spekulanten den Puls. So mahnt auch eine Analyse von Capital Economics, nicht zu viel in den Abschwung am Kupfermarkt hineinzulesen: "Wir wären vorsichtig, den jüngsten Rückgang im Kupferpreis als Warnzeichen für größere Probleme in der Weltwirtschaft zu interpretieren."

Quelle: ntv.de, Von Andreas Landwehr, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen