Wirtschaft

Opec-Chef drängt zu Sondertreffen Analysten sehen Ölpreis bei 10 Dollar

Zahlreiche Analysten senkten ihre Prognosen für den Preis eines Fasses Rohöl - einige sehr drastisch.

Zahlreiche Analysten senkten ihre Prognosen für den Preis eines Fasses Rohöl - einige sehr drastisch.

(Foto: imago/Westend61)

Im freien Fall befinden sich derzeit die Ölpreise und ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Die Ölförderländer werden zunehmend nervös. Und Analysten unterbieten sich derzeit mit Prognosen. Eine britische Bank geht sogar von einem Drittel des heutigen Werts aus.

Wegen des dramatischen Ölpreisverfalls hat Nigerias Ölminister Emmanuel Ibe Kachikwu ein Sondertreffen der Opec gefordert. "Wir haben gesagt, wenn der Preis die 35-Dollar-Marke erreicht, dann werden wir über ein Sondertreffen sprechen", sagte Kachikwu, der derzeit der Vorsitzende der Vereinigung ist. Der Ölpreis habe dieses Niveau erreicht.

Die Ölpreise sind im freien Fall: Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich dramatisch, kostete mit 30,43 Dollar 3,6 Prozent weniger als am Vortag und war damit so günstig wie seit April 2004 nicht mehr. Seit Jahresbeginn ist der Preis nunmehr um fast 20 Prozent gefallen. Auch US-Leichtöl der Sorte WTI verlor weiter und notierte mit einem Zwölf-Jahres-Tief von 30,41 Dollar 3,2 Prozent niedriger.

37, 20 oder sogar nur noch 10 Dollar?

Viele Analysten senkten ihre Prognosen - einige sehr drastisch. So hält die britische Bank Standard Chartered nunmehr einen Rückgang des Preises auf zehn Dollar für möglich. Erst dann würden die Anleger begreifen, dass der Preisverfall zu weit gegangen sei. Knapp über zehn Dollar lag Brent zuletzt Ende der 1990er-Jahre.

Nach Goldman Sachs halten auch die Analysten von Morgan Stanley Ölpreise von weniger als 30 Dollar für möglich. Goldman Sachs hatte vor Kurzem einen WTI-Preis von 20 Dollar prognostiziert. Barclays senkte seine durchschnittliche Preisprognose für 2016 auf 37 Dollar von 60 Dollar. "Je schneller der Preis verfällt, desto rascher wird er voraussichtlich die Talsohle erreichen und sich erholen", erklärte Analyst Ric Spooner vom Brokerhaus CMC Markets in Sydney.

Öl-Exporte des Iran könnten Preis den Rest geben

Als Hauptgrund für den Preisverfall gilt neben den Spekulationen an den Terminmärkten die Ölschwemme weltweit. Durch den Schieferölboom in den USA und den Verzicht der Opec auf die Begrenzung der Fördermengen ist das Überangebot zuletzt deutlich gewachsen. Allerdings erwarten viele Analysten, dass die Produzenten mit hohen Förderkosten wie in den USA nach und nach aufgeben werden. Hinweise darauf könnten die Bestandsdaten aus den USA geben. Am späten Abend steht der Bericht des Branchenverbandes API auf den Terminkalendern. Zuletzt waren die Bestände an Rohöl schon gefallen, die Benzinbestände aber kräftig gestiegen.

Die Opec hatte bei ihrem regulären Treffen Anfang Dezember entschieden, die Fördermenge nicht zu drosseln. Zudem steht die Ausweitung der Ölförderung im Iran bevor, sobald der Westen seine Sanktionen aufhebt. Laut einer Prognose der Weltbank vom August wird der Preis bei einer "vollständigen Rückkehr des Iran auf den Weltmarkt" um zehn Dollar pro Barrel sinken - so wie es Standard Chartered prognostiziert. Die Aufhebung der Sanktionen wird im Sommer erwartet.

Quelle: ntv.de, kst/AFP/DJ

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