Wirtschaft

Immobilienfassade bröckelt Zinsen werden zum Bumerang

Ist der Boom, der durch die Niedrigzinsen ausgelöst wurde, vorbei?

Ist der Boom, der durch die Niedrigzinsen ausgelöst wurde, vorbei?

(Foto: picture alliance / Daniel Karman)

Die Immobilienmärkte in den USA und Großbritannien zeigen erste Anzeichen von Schwäche. Erfasst dieser Trend auch den deutschen Markt?

Trotz mancher Rückschläge ist die Wirtschaft in den USA immer noch sehr robust. Zu diesem Schluss kommt zumindest die US-Notenbank Fed in ihrer jüngsten Konjunktureinschätzung.

Dennoch hat ihre Geldpolitik der moderaten Leitzinsanhebungen und Anleihenverkäufe zu Renditesteigerungen ihre Spuren hinterlassen. Zu spüren bekommt das inzwischen vor allem der Immobiliensektor. Bei aktuell fast drei Prozent bei zehnjährigen US-Staatsanleihen zeigt die Fassade des Immobilienmarkts erste Risse, wie die jüngsten Daten belegen. So sind die Verkäufe neuer Häuser im Februar überraschend um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken.

"Das war der dritte Monat in Folge mit einem Rückgang, das ist letztmals im ersten Quartal 2014 passiert", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim britischen Broker ActivTrades. Damit liegt der Absatz um nur noch 0,5 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Steigende Zinsen belasten

Der Hauptgrund für die Schwäche am Häusermarkt sind die kräftig gestiegenen Zinsen für Hypothekenkredite. So sind diejenigen mit einer Zinsbindung von 30 Jahren seit dem Tief vom September 2017 um 0,65 Basispunkte (0,65 Prozentpunkte) auf 4,42 Prozent geklettert. Und auch die Kredite mit variablen Zinsen sind nur minimal schwächer angestiegen.

Die Immobilienbranche erwartet zwar, dass es im Frühjahr wie saisonal üblich zu einer deutlichen Belebung des Marktes kommt. Doch die Entwicklung am US-Immobilienmarkt dürfte vor allem von der Wirtschaftsentwicklung abhängen - und ob es dadurch zu weiteren Leitzinsanhebungen der Fed kommen wird.

Londoner Häusermarkt leidet unter Brexit

Auch der britische Häusermarkt zeigt deutliche Bremsspuren. In London sanken die Häuserpreise im April um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Bereinigt um Sondereffekte, wie dem Verkauf mehrerer Luxusimmobilien im Wert von jeweils mehr als zehn Millionen Pfund, lägen die Preise im Großraum London damit um 3,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau, schreiben die Analysten der Researchfirma Acadata.

Die Unsicherheit wegen des bevorstehenden Brexits belastet den Häusermarkt spürbar. Doch der britische Immobilienmarkt ist heterogen. Die Preise in vielen Regionen außerhalb Londons lagen zuletzt immer noch auf Rekordniveau.

Boom in Deutschland hält an

Anders als in den USA und Großbritannien brummt der deutsche Markt weiterhin. Laut Finanzdienstleister Dr. Klein stiegen die Preise für Wohnungen in München im vierten Quartal noch um 12,1 Prozent, bei Ein- und Zweifamilienhäusern wurde sogar ein Preissprung von herben 17,6 Prozent registriert.

"München bleibt nicht nur ein teures Pflaster, sondern die Preise werden auch mittelfristig noch weiter zulegen", sagt der Spezialist für Baufinanzierung, Jens Budke.

Aber nicht nur Lagen in Metropolen sind gefragt. Auch in vielen Regionen außerhalb der großen Städte legten die Preise noch zu - wenn auch nicht ganz so stark. Die Aufwärtsspirale könnte anhalten, meinen zumindest die Analysten der Helaba.

"Langsam von sehr niedrigem Niveau anziehende Zinsen haben nicht die Qualität, den Aufschwung am deutschen Wohnungsmarkt plötzlich zu beenden", schreibt Stefan Mitropoulos, Analyst bei der Helaba. Vor dem Hintergrund dieser unterschiedlichen Entwicklungen können Anleger am einfachsten über sogenannte REITs (Real Estate Investment Trusts) in unterschiedliche Immobilienmärkte investieren.

REITs sind Gesellschaften, die Eigentum an in- und ausländischen Immobilien erwerben und verwalten, auch in Form von Aktien. Über einen REIT-Index, der unterschiedliche Immobilienaktien hält, lässt sich dann breit gestreut in den Sektor investieren. Der Reitsmarket Global Balanced Index, auf den Goldman Sachs aktuell ein Bonus-Zertifikat anbietet, etwa investiert in rund 2.600 Titel weltweit, die Mindestanforderungen an Liquidität und Größe erfüllen.

Außerdem werden Faktoren wie Wachstumspotenzial, Risiko oder Marktdynamik bei der Auswahl einbezogen - Kriterien, die nicht nur jetzt für alle Immobilienmärkte von Bedeutung sind.

Quelle: ntv.de

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