Ratgeber

Sparer in Sorge Wohin mit dem Geld?

Um der Inflation Beine zu machen, flutet die Europäische Zentralbank die Märkte weiter mit Geld. Viel Geld. Dann das Schreckgespenst der Deflation soll mit allen Mitteln abgewendet werden. Was das für welche Geldanlage mutmaßlich bedeutet, zeigt ein Überblick.

Eine moderate Inflation tut not, denn dauerhaft niedrige Preise könnten Verbraucher und Unternehmen dazu verleiten, Investitionen aufzuschieben - in der Hoffnung auf weiter sinkende Preise. Was wiederum die Konjunktur ausbremsen könnte. Doch trotz Nullzinsen, Strafzinsen für Bankeneinlagen und milliardenschwerer Anleihen-Kaufprogramme ist die Inflation im Euroraum nach wie vor weit von der angestrebten Zwei-Prozent-Marke entfernt.

Für Sparer hat diese Politik gravierende Folgen. Ein Überblick zeigt, ob und wo derzeit mit einer Rendite zu rechnen ist und ob Kredite noch preiswerter werden.

Sparbuch

Die Zinsen werden wohl weiter sinken. Um mangelnde Zinserträge zu kompensieren, werden Banken zunehmend Gebühren für ihre Dienstleistungen verlangen. Negative Zinsen für Sparer werden die Institute so vermeiden. Nicht zuletzt, um eine Abwanderung der Kundschaft zu den deutlich weniger kostenintensiven Direktbanken zu vermeiden.

Fest- und Tagesgeld

Auch hier werden die Zinsen weiter sinken. Wollen Sparer wenigstens die besten Konditionen am Markt abgreifen, bleibt ihnen das sogenannte Zinshopping nicht erspart.

Aktien

Für die Finanzauguren derzeit die erste Wahl. Dennoch sollten Verbraucher vorsichtig sein und nicht alles Ersparte in den Markt investieren. Auch wenn die viele Liquidität in Ermangelung sicherer und lukrativer Anlagen für eine Investition in Aktien spricht, sind zum Teil gravierende Rückschläge jederzeit möglich. Langfristig droht einem vor allem durch billigem Geld gespeisten Aktienmarkt eine Blasenbildung.

Anleihen

Daumen runter für Unternehmens- und Staatsanleihen, meinen Finanzexperten. Auch diese Anlageform kann sich dem Niedrigzinstrend nicht entziehen. Im Gegenteil, risikoreiche Anlagen mit hohem Ausfallrisiko werden noch mit Mini-Zinsen maskiert. Ältere Staatsanleihen mit deutlich höherer Verzinsung sollten hingegen gehalten werden. Hier kann mit Zins- und Kurseinnahmen überproportional verdient werden. Zumindest, solange das Anleihe-Kaufprogramm der EZB läuft.

Lebensversicherungen

Alte, hoch verzinste Verträge sollte analog zu älteren Staatsanleihen behalten werden. Der vergleichbar hohe Garantiezins verspricht auch weiterhin überproportionale Erträge. Neuabschlüsse haben ob der mickrigen Zinsen keinen Sinn mehr. Die Branche bietet ohnehin vermehrt neue Policen ohne Garantie an.

Immobilienkredite/Immobilien

Die Konditionen für Darlehensnehmer könnten noch weiter sinken. Zumindest solange, wie die Europäische Zentralbank an ihrer derzeitigen Geldpolitik festhält. Zudem werden wohl weitere Banken ins Kreditgeschäft einstiegen, da sich ihnen hier bessere Erträge als im Zinsgeschäft bieten. Die neue Konkurrenz sollten die Konditionen für Verbraucher weiter verbessern.

Eine Anlage in Immobilien kann sich trotz rasant gestiegener Preise je nach Objekt und persönlichen Bedürfnissen immer noch lohnen. Vor allem wegen den günstigen Finanzierungsmöglichkeiten. Allerdings droht hier - genau wie am Aktienmarkt - langfristig eine Preisblase.

Gold

Im derzeitigen Szenario ist mit Wertsteigerungen nicht zu rechnen. Doch nichts ist für die Ewigkeit. Zieht die Inflation irgendwann stärker an als tatsächlich gewollt, kann sich eine Investition von Teilen des Vermögens in Gold rentieren.

Ungeachtet der aktuellen Geldpolitik der EZB sollten Investitionen auf verschiedene Anlageformen verteilt werden. So kann allen Eventualitäten am besten vorgebeugt werden.

Wem der derzeitige Niedrigzins die Zornesröte ins Gesicht treibt, sollte wissen, dass der viel beschworene Negativzins historisch keine Seltenheit ist. Nach Berechnungen der Bundesbank waren die Zinsen für Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist in der Zeit von 1967 bis zuletzt in insgesamt 299 Monaten negativ - bei insgesamt 504 Monaten, also bei mehr als der Hälfte des untersuchten Zeitraums. Dass die von der Europäischen Zentralbank festgelegten derzeitigen Niedrigzinsen eine derartige Aufregung verursachen, hat wohl vor allem psychologische Gründe. Treffen hier doch Euroskepsis und ein gefühltes Nichts an Zinsen aufeinander.

Wem auch dies kein Trost ist, hilft vielleicht die Philosophie. Hat doch schon der (schwerreiche) Seneca gewusst, dass nicht der arm ist, der wenig hat, sondern der, der nicht genug kriegen kann.

Tagesgeld im Vergleich

Festgeld im Vergleich

Quelle: ntv.de

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