Ratgeber

Investieren 3.0 Wenn der Computer die Kapitalanlage managt

Die Vermögensverwaltung per Robo eignet sich für Anleger, die sich mit Fonds auskennen.

Die Vermögensverwaltung per Robo eignet sich für Anleger, die sich mit Fonds auskennen.

(Foto: dpa-tmn)

Automatisiert, günstig und zeitsparend das Beste bei der Geldanlage rausholen: So etwa lauten die Versprechen der Firmen, die Robo-Advisor-Dienste anbieten. Auf Grundlage von Algorithmen wird dabei etwa eine Anlagestrategie festgelegt. Was gibt es dabei zu beachten?

Einfach, zeitsparend und kostengünstig Geld anlegen: In Zeiten der Digitalisierung sollen dabei Robo Advisor helfen. Robo Advisor heißt übersetzt Roboterberatung. Hinter dem Begriff stecken Computerprogramme - gefüttert mit Informationen vom Anleger, sollen sie ein passendes Portfolio zusammenstellen oder eine optimale Anlagestrategie vorschlagen. Doch klappt das auch? Experten geben Tipps, worauf Anleger achten müssen.

Für wen sind Robo Advisors geeignet?

"Die Vermögensverwaltung per Robo eignet sich für Anleger, die sich mit Fonds auskennen", sagt Karin Baur, Geldanlage-Expertin bei Finanztest. "Sie sollten einschätzen können, ob das vorgeschlagene Portfolio zu ihren Wünschen und Risikovorstellungen passt."

Ebenfalls wichtig: eine ausreichende Anlagedauer. "Voraussetzung ist ein Anlagehorizont von mehreren Jahren und die Bereitschaft, Wertschwankungen zu tragen", erklärt Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Man sollte mit dem Geld in den kommenden drei bis fünf Jahren nicht planen, rät auch Baur. "Man weiß nie, wie es an der Börse läuft." Der Vorteil längerfristiger Anlagen: "Bei einer Laufzeit von zehn Jahren war man bei einer gesunden Mischung von Aktien und Anleihen eigentlich immer im Plus", erklärt Baur.

Gibt es Unterschiede zwischen den Anbietern der Robo Advisor?

Auf dem Markt gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Modelle. Zum einen gibt es Programme, die lediglich Anlagevorschläge machen. Anleger müssen diese selbst umsetzen. Bei den Vorschlägen handele es sich oft um Dachfonds des jeweiligen Robos, die die gewünschte Risikostruktur mit kostengünstigen ETFs abbilden, erklärt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

ETF steht für Exchange Traded Funds - es sind passiv gemanagte Indexfonds, die beispielsweise den Dax nachbauen. Sie werden wie Aktien an der Börse gehandelt.

Beim zweiten Modell übernimmt der Computer das Anlegen selbst, als eine Art automatisierter Vermögensverwalter. "Als Grundlage der Investitionsentscheidungen werden hier im Vorfeld meist im Rahmen eines Online-Fragebogens Vermögenssituation, Risikobereitschaft und Anlageziele abgeklopft", sagt Kurz. Investiert werde dann meist auch in kostengünstige Indexfonds.

Was sind die Vorteile von Robo Advisors?

Experten nennen vor allem zwei Vorteile: die niedrigen Kosten und die Unabhängigkeit des digitalen Anlageberaters. "Die herkömmliche Anlageberatung bei Banken ist auch heute noch häufig provisionsgetrieben", sagt Kurz. Kunden bekämen deshalb zwar nicht zwingend schlechte Anlageprodukte. "Aber neben dem Kundeninteresse kann eben auch das Verdienstinteresse der Bank eine Rolle bei der Auswahl spielen", gibt Kurz zu bedenken.

Das sei bei Robos anders, werben die Anbieter. Der Computer gibt seine Empfehlungen aufgrund der Algorithmen ab, mit denen er programmiert wurde. "Für Anleger ist die Empfehlung der Robo Advisors ebenso wenig nachvollziehbar wie die einer herkömmlichen Beratung", sagt Nauhauser. "Anleger wissen nicht, inwiefern sie in ihrer Entscheidungsfindung gelenkt werden." Deshalb sei es wichtig, dass Aufsichtsbehörden den Algorithmus zerlegen könnten. "Nur so ist es möglich, sein Wirken zu verstehen", sagt Nauhauser.

Auf was sollten Anleger besonders achten?

Auf die Kosten, denn die sind keineswegs immer so niedrig, wie die Anbieter versprechen. "Je höher die Kosten sind, desto niedriger sind im Schnitt die Ertragserwartungen", sagt Baur. Im Wesentlichen setzen sie sich aus den Kosten für die Vermögensverwaltung und für die Fonds zusammen. "Verwendet der Robo aktiv gemanagte Fonds statt ETF, fallen die Kosten für das Fonds-Portfolio deutlich höher aus", sagt Baur. "Hinzu kommen noch die Kosten für den Robo an sich." Laut einer Finanztest-Untersuchung im Juli lagen die Kosten zwischen 0,6 und fast 2 Prozent der Anlagesumme.

Wer sein Wertpapierportfolio selbst zusammenstellt, kann zusätzlich die jährlichen Verwaltungskosten für den Robo sparen, erklärt Nauhauser. "Das eigene ETF-Portfolio bei der Direktbank ist am preiswertesten, allerdings auch mit einem Einrichtungsaufwand verbunden." Diejenigen, die sich diesen Aufwand sparen möchten, sollten darauf achten, dass das Angebot des Robos seriös ist und die Bedürfnisse und finanziellen Fähigkeiten des Anlegers berücksichtigt, rät Prof. Marc Oliver Rieger von der Universität Trier. "Außerdem sollte er am Ende möglichst einfache und preiswerte Finanzprodukte anbieten, denn das ist ja die Kernidee von Robo Advisors."

Baur weist zudem darauf hin, dass es wichtig sei, die Eingangsfragen ehrlich und sorgfältig zu beantworten. "Aus ungenauen oder falschen Angaben kann der Robo keinen passenden Vorschlag machen."

Wovor warnen die Experten Anleger bei den Robos?

"Es gibt risikobasierte Strategien, da schlägt der Robo möglicherweise jeden Monat ein anderes Portfolio vor", so Nauhauser. Das treibe unnötig die Transaktionskosten in die Höhe. Besser sei ein passiver Ansatz, etwa eine Buy and hold Strategie - also kaufen und halten. Denn dabei werden die Transaktionskosten niedrig gehalten, erklärt der Verbraucherschützer.

Über eine mögliche Insolvenz des Robos muss sich der Anleger hingegen keine Gedanken machen. "Das Geld ist ja in Wertpapiere, im Regelfall ETFs, angelegt worden, die nach wie vor dem Kunden gehören und von der Insolvenz nicht betroffen sind", erklärt Rieger. "Das ist so wie ein Schließfach bei einer Bank: Wenn die Bank pleitegeht, ist der Inhalt des Schließfachs ja deswegen nicht auf einmal weg."

Quelle: ntv.de, Beate Kaufmann, dpa

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