Wirtschaft

Aufgepasst bei der Broker-Wahl Wenn Kundenansturm zum Bumerang wird

Es gibt Tage, an denen plötzlich viele Kunden ein Anliegen haben.

Es gibt Tage, an denen plötzlich viele Kunden ein Anliegen haben.

(Foto: REUTERS)

Gerade in turbulenten Börsenphasen ist ein verlässlicher Onlinebroker wichtig. Doch die Bewährungsprobe bestehen nicht alle. Feingold Research nimmt verschiedene Broker unter die Lupe.

Den 24. Juni 2016 werden viele Anleger nicht vergessen. Der Dax rauschte zu Handelsbeginn um rund 1000 Punkte in den Keller, das Brexit-Votum hatte viele auf dem falschen Fuß erwischt. Dass auch die Orderflut an diesem Tag deutlich größer ausfallen könnte als sonst, war hingegen zu erwarten. Die meisten Online-Broker wie die Comdirect und Flatex hatten sich zuvor auf das Ereignis gut vorbereitet. Aber eben nicht alle.

Anleger mit einem Depot bei Consorsbank oder DAB Bank mussten starke Nerven haben. Tausende hatten keinen Zugriff, selbst der altmodische Weg über das Telefon versagte zu Handelsbeginn. Betroffene Kunden hatten erst im Verlauf des Vormittags wieder Zugriff.

Wenn Broker für vorhersehbare Ereignisse wie das Brexit-Votum nicht im Vorfeld die Zeit nutzen und die Systeme entsprechend anpassen, ist dies ein Armutszeugnis. Noch schlimmer wiegt die Tatsache, dass einige Anbieter aus den Versäumnissen offenbar nicht gelernt haben. Auch einige Monate später, am Tag der US-Wahl, beklagten sich viele Nutzer über die Erreichbarkeit ihres Onlinebroker. Ähnlich wie beim Brexit fiel Consorsbank dabei negativ auf und Kunden konnten ihre Depots bis zum Mittag nur sehr unzuverlässig erreichen. In dem von Feingold Research durchgeführten Webseitencheck landen Consorsbank und die frühere DAB Bank, die seit dem 11. November zu einer Einheit verschmolzen sind, deshalb ganz hinten.

Zum Glück gibt es in Deutschland starke Alternativen wie die Comdirect und Flatex. Beide Broker sind im Wertpapierhandel gut aufgestellt, bieten vielfältige Ordertypen an und Zugang zu verschiedenen nationalen und vor allem internationalen Börsenplätzen. Auch die Liste der außerbörslichen Handelspartner überzeugte uns und ließ keine Wünsche offen.

Bei den Kosten hat Flatex die Nase vorn, wie ein einfaches Beispiel zeigt. Für eine Aktienorder über 10.000 Euro verlangt Flatex rund sieben Euro an Transaktionsgebühren, bei der Comdirect werden etwa 30 Euro fällig. Hier schlägt die Provision von 0,25 Prozent kräftig durch, die Höchstgebühren für eine Inlandsorder sind bei den Norddeutschen auf 59,90 Euro begrenzt. Beim Handel mit Zertifikaten oder ETFs bietet Comdirect Festpreise an, die mit ausgewählten Partnern vergleichsweise preiswert sind. Ähnlich sieht es im außerbörslichen Handel aus, hier punktet Flatex mit dem Festpreis von 5,90 Euro. Wer sich hingegen noch nicht so sicher auf dem Börsenparkett fühlt, kann die Anlageberatung der Comdirect in Anspruch nehmen. Ebenfalls nach oben geht der Daumen für den Auftritt im Netz. Mit dem Relaunch kommt die Comdirect frisch und aufgeräumt daher, im Informer sind alle wichtigen Kursdaten und Charts übersichtlich aufbereitet. Wir sehen daher den Durchschnitts-Anleger bei der Comdirect am besten aufgehoben, der Broker gewinnt den Vergleich.

Wer hingegen sehr viel handelt, ist mit Flatex wegen der Gebühren besser beraten und sollte sich auch Degiro anschauen. Seit 2013 bietet der zuvor auf institutionelle Anleger fokussierte Broker auch Privatanleger seine Dienste an. Degiro besticht besonders bei den Preisen, zwei Euro plus 0,008 Prozent Gebühr bei Xetra-Aktien sind konkurrenzlos. Den Auftrag über 10.000 Euro wickelt der Anbieter für 2,80 Euro ab. Damit fallen die Kosten selbst bei kleinen Beträgen kaum ins Gewicht. Degiro bietet zudem für versierte Trader eine starke Orderbuchtiefe und die Möglichkeit, nur Teile von Wertpapieren zu kaufen. Ähnlich wie bei Flatex fällt der Onlineauftritt allerdings dürftig aus, wer kein Kunde ist, wird die Seite wohl weniger nutzen.

Quelle: ntv.de

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