Ratgeber

Drei wichtige Fragen für Anleger Vermögensaufbau mit ETF

"Ein ETF-Portfolio kann man im Prinzip aufbauen wie ein Haus", sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen.

"Ein ETF-Portfolio kann man im Prinzip aufbauen wie ein Haus", sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen.

(Foto: imago/McPHOTO)

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sind das Finanzprodukt der Stunde: transparent, günstig, einfach zu verstehen. Das Angebot wächst und wächst. Wie behalten Anleger da den Durchblick?

MSCI World, Euro Stoxx 600, Dax, S&P 500, Nikkei: Jede dieser Abkürzungen steht für einen Börsenindex. Das Angebot an Indizes ist mittlerweile groß: Glaubt man den Angaben der Index Industry Association (IIA) aus New York, gibt es weltweit etwa 3,7 Millionen Indizes. Für Anleger ist das gut und schlecht zugleich.

Gut ist es, weil Indizes Grundlage sind für ein einfaches, transparentes und kostengünstiges Finanzprodukt: börsengehandelte Indexfonds, kurz ETF. Schlecht ist es, weil auch das Angebot an ETF inzwischen fast zu groß geworden ist. Allein in Deutschland sind nach Angaben der Stiftung Warentest inzwischen rund 1400 ETF an der Börse notiert. Wie soll sich ein Privatanleger da bloß zurechtfinden?

"Sie müssen sich selber die Frage stellen: Was will ich für einen ETF haben?", sagt Prof. Ingrid Grössl, Vorständin und Forschungsdirektorin des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Das setzt voraus, dass sich Anleger mit dem jeweiligen Index beschäftigen, den der ETF abbildet. Was auf den ersten Blick vielleicht kompliziert erscheint, ist in der Praxis eigentlich einfach. Anleger sollten dazu ein paar grundsätzliche Fragen klären.

Wie viele Werte sind in dem Index zusammengefasst?

"Je breiter der Index ist, desto geringer ist das Risiko, dass einzelne Werte für größere Rückgänge sorgen können", erklärt Prof. Grössl. Daher seien ein Index und die entsprechenden ETFs mit 50 Werten riskanter als ein Index mit 500 Werten.

Das sieht auch Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen so. Aus seiner Sicht ist es für Einsteiger besser, einen ETF auf den Stoxx Europe 600 zu kaufen, als einen ETF auf den Euro Stoxx 50.

Doch nicht nur die Anzahl der Titel sollte groß sein. Der Index sollte auch mehrere Länder und Branchen umfassen. Hier wird der MSCI World oft als Maßstab genommen. Er umfasst Aktien von etwa 1600 Unternehmen aus mehreren Ländern. Allerdings liegt ein Schwerpunkt hier auf Nordamerika. Breiter ist der MSCI All Country World, in dem auch Aktien von Unternehmen aus Schwellenländern enthalten sind.

"Ein ETF-Portfolio kann man im Prinzip aufbauen wie ein Haus", rät Mai. "Das Fundament bilden die wirklich breiten, weltweit streuenden Fonds, und darauf aufbauend können Sie bis nach oben ins Dach immer spezieller werden." So könnte die Basisanlage mit ETFs auf den MSCI World oder MSCI All Country World mit Schwellenländerindizes wie den MSCI Emerging Markets ergänzt werden. Als weitere Zugabe könnten noch einzelne Länder, Branchen oder auch Strategien wie Dividenden-ETF beigemischt werden.

Was kostet ein ETF?

Grundsätzlich sind Indexfonds weit günstiger als gemanagte Produkte. "Doch auch hier gibt es durchaus Unterschiede", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. Die Spanne liegt bei 0,1 bis 0,5 Prozent. Das ist zwar nicht viel, macht über längere Zeiträume aber einen Unterschied. Zum Kauf eines ETF brauchen Anleger zudem ein Wertpapierdepot. Auch hier gibt es Kostenunterschiede. Meist sind Online-Depots günstiger.

IShares, Xtrackers oder Lyxor: Bei welchem Anbieter der ETF am Ende gekauft wird, ist aus Sicht von Kurz egal. "Für die großen Indizes gibt es mehrere Anbieter." Große Unterschiede gibt es hier nicht.

Wie ist der ETF aufgebaut?

"Die meisten Indexfonds halten auch tatsächlich die Aktien, die in dem jeweiligen Index enthalten sind", erklärt Kurz. Dieses Prinzip nennen Experten physische Nachbildung. Eine andere Variante ist, die Wertentwicklung des Index über andere Finanzgeschäfte - sogenannte Derivate - nachzubilden. Hier sprechen Experten von der synthetischen Nachbildung. "Häufig passiert das über Tauschgeschäfte, zum Beispiel, indem Aktien an sogenannte Shortseller verliehen werden", sagt Kurz.

Aus Sicht des Anlegerschützers sind solche Geschäfte fragwürdig: "Das wird oft dazu genutzt, um auf die Wertentwicklung einer einzelnen Aktie zu wetten." In der Folge entstehen oft heftige Kursschwankungen, die auf der einen Seite für Verluste, bei den sogenannten Shortsellern aber für hohe Gewinne sorgen. "Und das ist eigentlich nicht im Sinne der Mehrheit der Anleger."

Wichtig in jedem Fall: "Sie müssen sich mit ihrer Risikobereitschaft auseinandersetzen", rät Prof. Grössl. "Sie müssen in der Lage sein, das Risiko von Kursverlusten tragen zu können." Wer in schlechten Zeiten an das Geld heran muss, muss auch Verluste dann realisieren. "Ihr Anlagehorizont sollte deshalb mindestens zehn Jahre betragen."

Quelle: ntv.de, Falk Zielke, dpa

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