Ratgeber

Draufzahlen statt kassieren? Verbraucherschützer warnen vor Direktinvestments

Anbieter versuchen mitunter, die Risiken, die in fast jeder Geldanlage stecken, zu verschleiern.

Anbieter versuchen mitunter, die Risiken, die in fast jeder Geldanlage stecken, zu verschleiern.

(Foto: dpa)

Eine hohe Rendite, wenig Risiko und am besten noch steueroptimiert? Klingt gut, ist aber oftmals unrealistisch. Wer sich an Schiffscontainern, Baumplantagen oder Solaranlagen beteiligt, dem kann nicht nur der Totalverlust drohen, sondern es gibt auch Haftungsrisiken, über die nicht immer ausreichend informiert wird.

Anlegern wird dazu geraten, ihr Geld möglichst breit auf verschiedene Anlageformen zu verteilen. Gemeint sind damit in aller Regel Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien. Die Aufteilung der sogenannten Assetklassen unterliegt dann der persönlichen Risikoneigung.

Dass die Finanzbranche findig ist und manche Menschen genug besitzen, um ihre Geldanlage noch weiter zu diversifizieren, ist kein Geheimnis. Kommt dann auch noch Gutgläubigkeit dazu, kann es gefährlich für Anleger werden. Vor allem dann, wenn unvernünftigerweise große Teile ihres Vermögens dazu genutzt werden, Eigentum via risikobehaftete Direktinvestments zu erwerben. Derartige Anlageobjekte werden nach Erwerb gleich wieder an den Anbieter zurückvermietet oder verpachtet. Derart winken bei Beteiligungen an Schiffscontainern, Baumplantagen oder Solaranlagen satte Renditen.

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Eigentümer tragen weitreichende Risiken

Die Realität sieht mitunter aber ganz anders aus. So droht der Totalverlust des eingesetzten Geldes und wenn es ganz schlecht läuft, entstehen dem Anleger auch noch weitere finanzielle Verpflichtungen. Und als wäre dies nicht schon schlimm genug, weisen auch noch einige Anbieter in ihren Informationsunterlagen nicht ausreichend auf die Risiken und Verpflichtungen hin, die Anleger gerade mit dem oben genannten Eigentümer-Status bei Direktinvestments eingehen. Dies zeigen Beobachtungen der Marktwächter-Experten der Verbraucherzentrale Hessen.

"In den dort vorliegenden Fällen betonen Anbieter von Direktinvestments, wie sicher und solide solche Anlagen seien, und spielen die Risiken herunter", sagt Wolf Brandes, Teamleiter Grauer Kapitalmarkt beim Marktwächter Finanzen der Verbraucherzentrale Hessen. "Risiken ergeben sich aber oft gerade aus dem Status des Anlegers als Eigentümer oder Miteigentümer. Diese Informationen sind für Anleger extrem wichtig."

Doch auch in den gesetzlich vorgeschriebenen Vermögensanlagen-Informationsblättern und Verkaufsprospekten, die die Anbieter zur Verfügung stellen müssen, werden mögliche Verlustszenarien oder weitergehende Verpflichtungen nur unzureichend beschrieben oder von einigen Anbietern ganz geleugnet.

Ob Direktinvestments in Container oder Wald - nach Beobachtung des Marktwächterteams können für Anleger finanzielle Verpflichtungen verschiedenster Art entstehen:

  • Wird bei einem Holzinvestment der Anleger Eigentümer eines Grundstücks, kann er durch Zerstörung der Holzernte einen Totalverlust erleiden. Als Grundstückseigentümer muss er dennoch für Abgaben und Steuern und möglicherweise auch für die Grundstückspflege aufkommen.
  • Kommt zum Beispiel bei einem Container der vertraglich vorgesehene Rückkauf nicht zustande, etwa weil das Unternehmen insolvent ist, muss sich der Anleger selbst um den Verkauf bemühen. Braucht er dafür einen Makler oder Vermittler, entstehen zusätzliche Kosten.
  • Fällt das Unternehmen aus, so haftet der Anleger für Wartung und Pflege des Anlageobjekts. Bei einer Baumplantage können beispielsweise weitere Kosten durch den Einsatz von Personal entstehen, das die Bewirtschaftung des Grundstücks übernimmt. Bei Containern können Hafengebühren anfallen.
  • Konsequenz aus der Haftung: Als (Mit-)Eigentümer müssen Anleger möglicherweise über das investierte Kapital hinaus Zahlungen leisten.

Kleinanlegern bleibt nur, die vielen Seiten der entsprechenden Verkaufsprospekte genauestens durchzuarbeitet, sich zudem Expertenrat von Dritten einzuholen oder sich einfach doch nur auf klassische Anlageformen zu beschränken. Hier ist zwar Schlimmstenfalls auch ein Totalverlust möglich, ein Haftungsrisiko darüberhinaus entsteht in aller Regel aber nicht.

Quelle: ntv.de, awi

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