Wirtschaft

Aussichtsreiche Wall Street US-Konzerne schütten mehr Geld aus

Die Zinsentwicklung sorgt an der Wall Street für Gesprächsstoff.

Die Zinsentwicklung sorgt an der Wall Street für Gesprächsstoff.

(Foto: REUTERS)

Steigende Zinsen gelten derzeit als das größte Risiko für die Aktienmärkte. Dazu kommt noch der zunehmende Protektionismus. Doch ausgehend von den USA bleiben die Aussichten positiv.

Der amerikanische Arbeitsmarkt brummt. Seit einem halben Jahr liegt die Arbeitslosenquote nur noch bei rund vier Prozent. Nach offizieller Lesart herrscht Vollbeschäftigung. Das ist eine gute Nachricht - sollte man meinen. Die Börsianer sehen das nicht ganz so. Als Anfang Februar positive Zahlen vom US-Arbeitsmarkt berichtet wurden, kamen plötzlich Inflationssorgen auf, was die Aktienkurse an der Wall Street und den anderen großen Finanzplätzen um durchschnittlich zehn Prozent einbrechen ließ.

Eine steigende Teuerungsrate bedeutet immer auch höhere Zinsen, denn die sind nichts anderes, als der Preis für geliehenes Geld. Aktienanleger verabscheuen höhere Zinsen aus zwei Gründen: Zum einen verbessen sie die Attraktivität von Anleihen im Vergleich zu Aktien. Zum anderen belasten sie die Unternehmensgewinne, die als die wichtigste Antriebskraft für Aktienkurse gelten.

Doch beide Punkte treffen dieses Mal nicht richtig zu. Zwar ist die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen infolge der höheren Inflation zuletzt auf rund drei Prozent gestiegen. Bei einer Teuerungsrate von aktuell 2,4 Prozent bleiben jedoch nur 0,6 Prozent Zinsen real übrig. Besonders attraktiv ist das nicht. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass amerikanische Aktiengesellschaften massiv von den Steuersenkungen der Trump-Regierung profitieren.

Höhere Dividenden und Aktienrückkäufe

Seit diesem Jahr dürfen US-Firmen Kapital, das bislang außerhalb der Vereinigten Staaten lagert, steuergünstig in die Heimat transferieren. Das Geld können sie unter anderem für eine Anhebung der Dividenden oder zum Rückkauf eigener Aktien nutzen, was beides deren Attraktivität zugutekommt. Beispiel Apple: Der Technologiekonzern erhöht seine Quartalsdividende von 63 auf 73 US-Cent. Das bedeutet ein Plus von 16 Prozent. Gleichzeitig kündigte Apple an, für 100 Milliarden Dollar eigene Aktien zu kaufen. Damit lassen sich mehr als zehn Prozent der umlaufenden Aktien erwerben.

Da in den Vereinigten Staaten auch die Körperschaftssteuern stark sinken, können die Unternehmen die etwas gestiegenen Zinsen überkompensieren und ihre Gewinne spürbar steigern. Die entsprechenden Prognosen sind nach oben zu korrigieren. Das starke Gewinnwachstum gewährleistet, dass die US-Aktien weiter zulegen können. Da die Wall Street nach wie vor international den Ton angibt, werden letztendlich von der Steuersenkung in den USA auch die Handelsplätze außerhalb der Vereinigten Staaten profitieren.

Keine Angst vor steigenden Leitzinsen

Was die Stimmung an den Börsen derzeit etwas trübt, ist die Befürchtung weiter steigender Leitzinsen. Die amerikanische Notenbank Fed hat seit dem Ende der Finanzkrise die Leitzinsen bereits sechs Mal auf zuletzt 1,5 bis 1,75 Prozent erhöht. Marktbeobachter rechnen in diesem Jahr noch mit zwei weiteren Zinsschritten. Selbst diese eingerechnet lägen die Leitzinsen in den USA dann aber nicht einmal halb so hoch wie vor dem Ausbruch der Finanzkrise.

Dazu kommt, dass die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan weiter eine expansive Geldpolitik verfolgen und das internationale Zinsniveau damit nach unten drücken. Auch das zweite derzeit häufig genannte Risiko, ein eskalierender Handelsstreit zwischen den USA und China, sollten Anleger nicht überbewerten. Die amerikanische Regierung will offenbar weniger einen Handelskrieg anzetteln, sondern vielmehr ihre Verhandlungsposition durch die Androhung von Strafzöllen verbessern.

Die Ankündigung Pekings, den Joint-Venture-Zwang für westliche Autoproduzenten abzuschaffen, deutet darauf hin, dass die Strategie der amerikanischen Verhandlungspartner Erfolg hat. Unabhängig vom Politikstil hat die Trump- Administration mit ihrer Kritik in vielen Punkten recht. Nicht nur für die USA wäre es wünschenswert, wenn China seinen Markt mehr öffnen und den Technologietransfer reduzieren würde.

Unter dem Strich überwiegen an den Aktienmärkten derzeit die Chancen die Risiken. Selbst die verhaltene Stimmung der Anleger spricht eher für steigende als für fallende Kurse.

Andreas Enke verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden bei der Commerzbank, im Dresdner Bank Konzern und im Private Banking der Credit Suisse. Der Diplom-Kaufmann zählt zu den Inhabern und Vorständen der Geneon Vermögensmanagement AG.

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Quelle: ntv.de

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