Wirtschaft

Es geht aufwärts Trump scheitert beim Dollar

Den Dollar im Blick: Donald Trump.

Den Dollar im Blick: Donald Trump.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Der Dollar zeigt ein eindrucksvolles Comeback, obwohl US-Präsident Trump seine Hauswährung zu schwächen versucht. Wie stark wird sich das auf die Märkte auswirken?

Der jüngste Anstieg des Greenback dürfte einen Mann besonders ärgern: Donald Trump. Der US-Präsident hat wiederholt klargemacht, dass nur ein schwacher Dollar ein guter Dollar ist. Denn wenn bei einem sinkenden Dollar US-Produkte im Ausland preiswerter und ausländische Produkte in den USA teurer werden, wird die heimische Exportwirtschaft angekurbelt. Auch mit Strafzöllen will Trump die USA besonders unterstützen. Dadurch soll das gigantische Handelsdefizit gegenüber China verringert werden, das 2017 auf den Rekord von rund 375 Milliarden Dollar gestiegen war.

Oder Trump greift auf das von ihm erfundene Management by Twitter zurück. Mit 280 Zeichen den Ölpreis zu senken, dürfte allerdings selbst dem mächtigsten Mann der Welt an seine Grenzen führen. Denn für die Erholung des Greenback ist besonders der kräftig gestiegene Ölpreis verantwortlich. Investoren befürchten, dass das die Inflation kräftiger anheizen könnte als erwartet, woraufhin die US-Notenbank die Leitzinsen möglicherweise deutlicher anheben könnte als bislang geplant.

Diese Aussicht hatte die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sogar kurz über die Marke von 3 Prozent und damit den Dollar mit nach oben getrieben, ehe die Zinsen zuletzt wieder etwas gesunken sind. Inzwischen ist der Dollar-Index, der die Kursentwicklung der US-Währung gegenüber sechs wichtigen Devisen wie etwa Euro und Yen abbildet, um 3,5 Prozent gegenüber dem Stand von Mitte April geklettert - eine deutliche Bewegung innerhalb so kurzer Zeit. Entsprechend groß war die Nachfrage nach Dollarpapieren. "Anleger haben zuletzt vor allem Hebelpapiere auf den Wechselkurs Euro-Dollar nachgefragt", sagt Stefan Angioni, Derivate-Experte der Société Générale. Abzulesen ist diese Entwicklung auch an den Umsätzen bei Brokern und Börsen wie etwa Degiro oder Gettex.

"Für zusätzlichen Aufwärtsdruck beim Dollar hat gesorgt, dass Spekulanten am Futures-Markt stärker als je zuvor auf einen Rückgang des Dollar setzen", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. Nach der schwungvollen Erholung des Greenback, mussten sich die Spekulanten eindecken, woraufhin der Dollar kräftiger gestiegen ist, als er es ohne die Spekulation am Derivate-Markt getan hätte.

Dax profitiert vom sinkenden Euro

Leidtragender des gestiegenen Dollar ist der US-Aktienmarkt, weil sich die Exportchancen für die Unternehmen eingetrübt haben. Der S&P 500 hat um 8,5 Prozent gegenüber dem Rekordhoch vom 26. Januar nachgegeben und liegt damit in der Nähe der Fünf-Monats-Tiefs.

"Im Gegensatz dazu erholte sich der Dax kräftig, weil er vom gegenüber dem Dollar sinkenden Euro beflügelt worden ist", sagt CMC Markets-Experte Stanzl. Besonders beliebt waren bei Investoren Unternehmen, wie BMW und SAP, die über ein bedeutendes US-Geschäft verfügen und damit besonders von der Währungsveränderung profitieren. Über den sinkenden Euro freut sich auch der Pharma- und Chemiekonzern Bayer, er hatte zuletzt wegen des vorherigen Gegenwinds von der Währungsseite die 2018er-Prognose gesenkt.

Die Frage ist allerdings, wie lange sich der Dax vom S&P 500 abkoppeln kann. Denn bei einem steigenden Dollar läuft es für die US-Unternehmen mit starken Exportkontakten nach Euroland genau umgekehrt, ihre ausgeführten Waren sind weniger konkurrenzfähig.

Sollte der S&P 500 deutlich nach unten drehen, dürfte sich der Dax diesem Abwärtsdruck mittelfristig nicht entgegenstellen können. Denn bei einem steigenden Dollar trüben sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft und damit indirekt auch für viele export- und konjunkturabhängige Dax-Unternehmen ein. Sie machen etwa 55 Prozent des Indexgewichts aus und sind somit stärker vertreten als in fast jedem anderen Index der Welt. Die Papiere werden bei einer Schwächung des Wirtschaftsumfelds schnell unbeliebt. Gleichzeitig sind 55 Prozent der Dax-Aktien in der Hand ausländischer Investoren. Bei Turbulenzen verkaufen sie häufig zuerst diese Aktien und stellen erst danach Fragen.

Noch etwas länger als der Dax hatte der japanische Nikkei Index zuletzt Rückenwind von der Währungsseite, ist der Yen doch bereits seit dem 23. März im Rückwärtsgang gegenüber dem Dollar. Davon profitieren exportstarke Firmen, wie Toyota, Honda, Canon, Sony und Panasonic. Allerdings sind auch sie und damit der Nikkei insgesamt darauf angewiesen, dass die US-Wirtschaft insgesamt gut läuft.

Goldpreis schwächelt

Hingegen hat der steigende Dollar den Goldpreis zuletzt deutlich kränkeln lassen. Die Notierung des Edelmetalls war zwischenzeitlich bis auf das Niveau von Ende 2017 gesunken, ehe sich der Preis etwas erholt hat.

Ob und wann der US-Präsident auf die ihm eigene Art interveniert, dürft nur eine Frage der Zeit sein und könnte zumindest kurzfristig für einen Rückgang des Greenback sorgen. Umso mehr sollten Anleger die Entwicklung des Dollar gegenüber dem Euro und Yen genau im Auge behalten. Je nach Kursrichtung dürfte das für deutliche Ausschläge am Aktienmarkt, bei den Zinsen und bei Gold sorgen.

Quelle: ntv.de

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