Wirtschaft

Keine Angst vor Trump Politische Börsen sind kurzlebig

US-Präsident Donald Trump.

US-Präsident Donald Trump.

(Foto: AP)

Politische Krisenherde schütteln die Aktienmärkte immer wieder durch. Doch es gilt weiter das Börsen-Motto: "Politische Börsen haben kurze Beine". Entsprechende Korrekturen bieten Einstiegschancen.

Seit bereits sieben Jahren tobt der Bürger- bzw. Stellvertreterkrieg in Syrien. Trotz des dramatischen menschlichen Leids, über das fast täglich in den Medien berichtet wird, schenken dem die Börsianer bei ihren Anlageentscheidungen kaum Beachtung. Auch die Konflikte mit Russland wegen der Eingriffe in der Ukraine, der Annexion der Krim oder zuletzt auch aufgrund der Unterstützung des Assad-Regimes in Syrien haben Anleger immer wieder nur kurz verunsichert. Dasselbe gilt für die immer wieder aufflammenden Spannungen mit Nordkorea und dem Iran wegen deren Atomprogrammen. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und China ließ die Börsianer nicht länger richtig schlecht schlafen.

In der Vergangenheit haben sich politische Ereignisse meist innerhalb von Wochen, manchmal sogar Stunden an der Börse verflüchtigt. Beispiel Brexit: Der Deutsche Aktienindex Dax fiel nach dem Austrittsentscheid der Briten aus der EU in der Spitze um acht Prozent. Doch bereits einen Monat nach der Abstimmung am 23. Juni 2016 erreichte der Index seinen "Vor-Brexit-Stand". In den folgenden zwölf Monaten legte der Dax sogar um weitere rund 2500 Punkte zu. So gesehen spielte das Brexit-Votum auf der Tagesordnung der Anleger so gut wie keine Rolle.

Ähnlich sah es bei der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten aus. Zwar sackte der Dax am Tag nach der Abstimmung fast fünf Prozent ab und markierte ein Tagestief nur knapp über der 10.000-Punkte-Marke. Danach erreichte der Index jedoch ein Tageshoch von annähernd 10.700 Zählern und schloss in diesem Bereich. Innerhalb eines Tages "verdaute" der Dax den Trump-Schock und notierte am Schluss sogar höher als am Vortag.

Zwei weitere Beispiele: Auf die Wahl in Italien Anfang März, bei denen europaskeptische Parteien wie die Fünf-Sterne-Bewegung rund die Hälfte der Stimmen holten, reagierte der deutsche Aktienmarkt unter dem Strich gar nicht und beendete den Handel auf dem Niveau des vorangegangenen Handelstags. Auch der sich Monate lang hinziehende politische Stillstand in Deutschland nach der letzten Bundestagswahl konnte die Börsianer nicht aus der Fassung bringen. Im Gegenteil: Die Kurse stiegen in dieser Zeit weiter nach oben.

Langfristig spielen solche Ereignisse an der Börse kaum bis gar keine Rolle. Investoren mit einem weiten Anlagehorizont sollten sich deshalb nicht von den täglichen Nachrichtenmeldungen verrückt machen lassen.

Vorsicht bei Risiken für die Realwirtschaft

Aus Investorensicht sind politische Risiken nur dann nachhaltig gefährlich, wenn sie direkte und spürbare Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben. So könnte ein eskalierender Handelsstreit zwischen den USA und China zu Strafzöllen führen, die die Importe in die Vereinigten Staaten verteuerten: Die Inflation und damit auch die Zinsen würden steigen, was den Aktienanlegern gar nicht schmecken dürfte. Denn höhere Zinsen schmälern einerseits die Unternehmensgewinne, die für die Entwicklung der Aktienkurse eminent wichtig sind. Andererseits verbessern steigende Renditen die Attraktivität von Anleihen. Aktien werden dadurch weniger alternativlos.

Oder der Streit mit dem Iran: Er könnte den Ölpreis weiter nach oben treiben, was in den USA ähnliche Auswirkungen wie ein möglicher Handelskrieg mit China haben könnte. Doch diese Szenarien sind wenig wahrscheinlich, weil es auf allen Seiten Verlierer gäbe. Das dürfte auch Trump wissen. Die Angst vor dessen politischen Querschlägern scheint übertrieben.

Daher die Einschätzung: Die Marktlage ist trotz der jüngsten politischen Turbulenzen stabil, das globale Wirtschaftswachstum ist intakt. Die jüngsten Kursrückgänge können "unterinvestierte" Anleger für einen breiten Einstieg in den Aktienmarkt nutzen. Es bieten sich insbesondere wegen der Flexibilität sowohl Einzelaktien als auch ETFs auf die gängigen Aktienindizes an.

Stefan Eberhardt ist Leiter des Portfoliomanagements der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung. Außerdem ist der Finanzexperte nebenberuflich als Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg tätig.

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Quelle: ntv.de

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