Wirtschaft

Vorsicht Schwarze Schwäne Pleitekandidaten sorgen für Crashgefahr

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(Foto: REUTERS)

Alle reden vom Grexit, aber wirklich gefährlich sind andere Pleitekandidaten: Italien, die amerikanischen Fracking-Produzenten und Japan. Schutz bieten vor allem Sachwerte.

Die Pleite Griechenlands ist schon lange absehbar. Offen war die ganze Zeit nur, wann das Land wieder einmal seine Schulden nicht bedienen kann. Ein Ausscheiden Hellas aus dem Euro scheint inzwischen nicht mehr undenkbar zu sein. Das Land ist mit einer halbwegs harten Währung schlichtweg überfordert. Das alles überrascht nicht, die Folgen an den Finanzmärkten dürften trotzdem kaum kalkulierbar sein.

Wesentlich gefährlicher als die griechische Tragödie ist aber beispielsweise die Entwicklung in Italien - und zwar aus zwei Gründen. Erstens handelt es sich bei dem Land um die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt. Zweitens hat kaum ein Anleger derzeit einen Zahlungsausfall Italiens auf der Rechnung. Abzulesen ist dies zum Beispiel an den zehnjährigen italienischen Staatsanleihen, die sogar niedriger rentieren als US-Treasuries mit derselben Laufzeit. Zahlungsschwierigkeiten Roms sind jedoch alles andere als unwahrscheinlich.

Italien hat mittlerweile einen Schuldenberg von 2120 Milliarden Euro aufgetürmt. Das  ist fast so viel wie im deutlich größeren Deutschland. Während die Bundesrepublik für den Staatshaushalt im laufenden Jahr eine schwarze Null anpeilt, steigt die Verschuldung Italiens weiter an - und zwar so schnell wie seit rund sechs Jahren nicht mehr. Gleichzeitig schrumpft die Wirtschaft. Unter den weltweit 25 größten Wirtschaftsnationen ist Italien das einzige Land, dessen BIP 2012 unter dem Niveau des Jahres 2002 lag.

Martin Mack und Herwig Weise verantworten gemeinsam den antizyklisch investierenden Aktienfonds M&W Capital sowie den vermögensverwaltenden Mischfonds M&W Privat. www.mack-weise.de

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Steigende Schulden bei einer gleichzeitig schrumpfenden Wirtschaft bedeuten, dass die Schuldenquote nach oben schießt. Gemessen am BIP steht der italienische Staat mittlerweile mit fast 140 Prozent in den Miesen. Damit hat das Land sogar Jamaika überholt - nur Griechenland, der Libanon, aber auch Japan stehen noch schlechter da. Das wirft auf die von Mario Draghi erwogenen Käufe von Staatsanleihen kein gutes Licht. Der EZB-Chef stammt aus Italien. IWF-Direktor Ashoka Mody riet Italien schon zu einer "geordneten Umschuldung". Und die Ratingagentur S&P stufte die italienischen Staatspapiere auf BBB- herab – das ist gerade noch ein Grad über Ramschanleihen.

US-Fracking-Industrie droht Kollaps

Dass Barack Obama als DER Schuldenpräsident der USA in die Geschichte eingehen wird, ist sicher. Im Gegensatz zu den einzelnen Euro-Ländern verfügen die Vereinigten Staaten aber über einen Vorteil: Sie können ihre Währung unbegrenzt selbst drucken. Damit ist eine Staatspleite technisch betrachtet eher unwahrscheinlich. Was die Papier-Dollar später einmal wert seien werden, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Die Risiken in den USA gehen daher - zumindest vorerst - weniger von dem überschuldeten Staat aus, sondern vom Ölsektor. Der Zusammenbruch des Ölpreises zwingt nicht nur Russland in die Knie, sondern auch die amerikanischen Fracking-Produzenten. Diese benötigen einen Preis von circa 75 US-Dollar pro Barrel, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Ein Fass der Sorte WTI kostet derzeit aber gerade einmal 44 US-Dollar. Damit fällt es den Unternehmen immer schwerer, ihre Schulden zu bedienen. Und davon gibt es reichlich. Die Fracking-Produzenten haben das historisch niedrige Zinsniveau genutzt, um sich mit billigem Fremdkapital vollzusaugen.

Nach einer Studie der Deutschen Bank haben die amerikanischen Energiefirmen seit 2010 für 550 Milliarden US-Dollar Anleihen emittiert, um vor allem die teuren und kapitalintensiven Fracking-Projekte zu finanzieren. Der Anteil der amerikanischen Schieferöl-Produzenten am US-Markt für Risikoanleihen, so genannte Junk Bonds, beläuft sich mittlerweile auf rund 17 Prozent. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei vier Prozent. Nach einem Stresstest der Deutsche Bank-Analysten drohen bei einem Ölpreis von weniger als 60 US-Dollar rund 30 Prozent dieser Risikoanleihen auszufallen. Wie bereits erwähnt: Zurzeit kostet WTI-Öl weniger als 45 US-Dollar pro Fass. Es könnte zu einem Schock kommen, der ausreicht, um einen breiteren Ausfallzyklus im Markt für hochverzinsliche Anleihen loszutreten.

Japan stirbt aus

Die bedrohlichste Entwicklung spielt sich jedoch in Japan ab, wo sich die Verschuldungsspirale am schnellsten dreht, und das auch noch bei einer deutlich   schrumpfenden Bevölkerung.  Bereits seit Mitte der 70er-Jahre sinkt die Sparquote im Lande. Immer mehr Menschen scheiden aus dem Erwerbsleben aus und müssen vom Ersparten leben. Früher betrug die Sparquote in Japan beeindruckende 20 Prozent. Mittlerweile befindet sie sich im negativen Bereich. Japan zehrt von der Substanz. Das Land ist überwiegend bei der eigenen Bevölkerung verschuldet. Den Japanern ist jedoch schlichtweg das Geld ausgegangen, um die Anleihen des Staates zu kaufen. Stattdessen springt die japanische Notenbank in die Bresche. Sie kauft mittlerweile 100 Prozent aller neuen JGBs (Japanese Government Bonds = Staatsanleihen), während der Staatshaushalt bereits zu 43 Prozent per Neuverschuldung finanziert wird. Ein Taschenspielertrick, der nicht ewig funktionieren kann.

Schwarze Schwäne

Die Erfahrung zeigt zwar, dass bekannte Risiken die Finanzmärkte selten einbrechen lassen, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Probleme in Italien, den USA und Japan sind durchaus bekannt, aber die sich durch die Notenbanken versichert fühlenden Börsianer kümmern sich derzeit  kaum darum. Dass der Euro, der US-Dollar und der Yen aufgrund der ungelösten Schuldenprobleme in enorme Schwierigkeiten geraten werden, ist absehbar. Der exakte Zeitpunkt lässt sich dagegen nicht prognostizieren. Anleger sollten daher schon heute auf Nummer sicher gehen und durch den Erwerb von Sachwerten ihr Vermögen schützen.

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Quelle: ntv.de

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