Wirtschaft

Was bringt 2018? Konjunktur stottert, Inflation steigt

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(Foto: picture alliance / dpa)

Bei den Ausblicken für das nächste Jahr herrscht weitgehend Konsens: Aktien steigen rund zehn Prozent, die Inflation bleibt niedrig und mit ihr das Zinsniveau. Es könnte aber auch ganz anders kommen. Bleiben Sie wachsam.

Die Aktienanleger bewegen sich derzeit in einem fast optimalen Umfeld: Weltweit wächst die Wirtschaft, wodurch die Unternehmen ihre Gewinne steigern können. Trotzdem bleibt die Inflation niedrig, und die Notenbanken fahren weiter einen expansiven Kurs. Niedrige Teuerungsraten und eine lockere Geldpolitik bedeuten tiefe Zinsniveaus. Steigende Unternehmensgewinne und niedrige Zinsen sind die wichtigsten Kurstreiber für Aktien. Vor diesem Hintergrund sagen die meisten Banken für nächstes Jahr weitere Kurssteigerungen bei Aktien von rund zehn Prozent voraus – also same procedure as every year!?

Die weiterhin extrem niedrigen Volatilitätsindizes, auch Angstbarometer genannt, signalisieren, dass die Anleger sich derzeit sehr sicher fühlen und Risiken kaum adressieren. Doch es gibt für die Finanzmärkte substanzielle Gefahren, auch wenn sie derzeit nur wenig Beachtung finden: Sogenannte graue Schwäne, also Risiken, die eigentlich bekannt sind, mit denen die Börsianer aber nicht rechnen - vielleicht zu unrecht.

Konjunktur geht die Luft aus

Thomas Buckard ist seit dem Jahr 2000 Gründungsmitglied und Aktionär der MPF AG. Als Vorstand ist er für die Kundenakquisition und -betreuung zuständig. Zuvor arbeitete der passionierte Bergsteiger im Private Banking der Deutsche Bank AG.

Thomas Buckard ist seit dem Jahr 2000 Gründungsmitglied und Aktionär der MPF AG. Als Vorstand ist er für die Kundenakquisition und -betreuung zuständig. Zuvor arbeitete der passionierte Bergsteiger im Private Banking der Deutsche Bank AG.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt für kommendes Jahr eine leichte Beschleunigung des weltweiten Wirtschaftswachstums von 3,6 (2017) auf 3,7 Prozent voraus. Aber ist es tatsächlich so sicher, dass sich die USA und China, die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, nächstes Jahr so gut wie 2017 oder sogar noch besser entwickeln?

In den USA lebt die Konjunktur vor allem vom Konsum. Da die Aktienkurse und die Immobilienpreise in den Vereinigten Staaten 2017 stark gestiegen sind, fühlen sich viele amerikanische Verbraucher wieder wohlhabender. Das ist in den USA die beste Voraussetzung für einen brummenden Konsum. Gleichzeitig ist die Sparrate gesunken. Auch das ist gut für steigende Ausgaben der Verbraucher. Das erinnert doch ein wenig an 2007/2008, als das Platzen der amerikanischen Schuldenblasen eine weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise auslöste. Die Auto- und Studentenkredite zumindest sind dieses Jahr schon wieder auf Rekordniveaus gestiegen; insgesamt sind die privaten Haushalte mit mehr als 15 Billionen US-Dollar verschuldet.

Schuldenblase in China

Bei der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ist die Schuldenproblematik wahrscheinlich sogar noch gefährlicher. Ein Großteil des Wachstums in der Volksrepublik basiert auf einem hohen Hebel (Leverage) durch eine immense Kreditvergabe. Vor allem die staatseigenen Betriebe stehen tief in der Kreide. Kommt es in China zu größeren Kredit-Ausfällen und tritt die chinesische Regierung auf die (Not-)Bremse, kann das Ziel von 6,5 Prozent Wirtschaftswachstum umgehend ad acta gelegt werden.

Wie die Börsianer auf Konjunkturzweifel in Bezug auf China reagieren, haben wir 2016 gesehen: Innerhalb von nur vier Wochen brach die Börse in Shanghai um mehr als 20 Prozent ein und riss die internationalen Finanzmärkte mit nach unten. Momentan ist es im Reich der Mitte sehr ruhig – was sich aber sehr schnell ändern kann.

Inflationsschub in Deutschland

Die Aktien sind 2017 auch wegen der niedrigen Inflation und der damit verbunden geringen Zinsen so gut gelaufen. Die meisten Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Inflation auch 2018 unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank von knapp zwei Prozent bleibt. Sicher ist das nicht. Im Warenkorb des Statistischen Bundesamtes ist der Bereich Wohnen mit 32 Prozent gewichtet. Wenn die Mieten verzögert den sehr stark gestiegenen Immobilienpreisen folgen, dürfte dies der Inflation Auftrieb verleihen.

Gleichzeitig könnte aufgrund höherer Lohnabschlüsse eine Lohn-Preisspirale in Gang kommen. Davon abgesehen ist die Inflation längst da: Bei Aktien und Immobilien zum Beispiel, also bei Preisen für Sachwerte - nur eben (noch) nicht bei den Verbraucherpreisen. Sollte die Geldentwertung in Europa wieder spürbar anziehen, könnte die EZB deutlich früher und schärfer geldpolitisch umsteuern als bislang erwartet. Mit der derzeitigen Aktienhausse wäre es in diesem Fall wahrscheinlich schnell vorbei.

Weitere Dollar-Abwertung

Eine Bemerkung noch zum Dollar. Nach dessen Abwertung in diesem Jahr rechnen die meisten Investoren mit einer Stabilisierung des Wechselkurses gegenüber dem Euro. Dabei berücksichtigen sie nicht, dass der Dollar trotz seiner 2017 erlittenen Kursverluste immer noch vergleichsweise hoch notiert. Zu Erinnerung: 2014 gab es für einen Euro in der Spitze fast 1,40 Dollar, 2011 sogar von 1,50. Derzeit notiert der Greenback bei 1,18. Eine weitere Abwertung des Dollars (vor allem bei einer Abschwächung der Wirtschaft aufgrund der Zinserhöhungen) und eine Verteuerung des Euros könnten die europäischen Exportwerte empfindlich treffen. Völlig auszuschließen ist das nicht.

Zu einer positiven Überraschung könnte es 2018 zumindest in Deutschland kommen. Vielleicht schafft es Bundeskanzlerin Angela Merkel schneller als erwartet, eine neue handlungsfähige Regierung auf die Beine zu stellen. Den Börsianern wäre das wahrscheinlich egal. Sie haben sich 2017 auch nicht für das politische Patt in Berlin interessiert und den Dax auf ein neues Allzeithoch getrieben.

Alles in allem: Anleger sollten sich nicht von den allzu optimistischen Vorhersagen einlullen lassen. Wenn es so kommt, wäre ich der letzte, der etwas dagegen hätte. Axel Weber, der Chairman der UBS, hat es jüngst sehr schön zusammengefasst: "Nutzen wir die gute Situation solange sie anhält. Denn sie wird nicht anhalten…"

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Quelle: ntv.de

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