Wirtschaft

Deutsche Sparer hoffen Kommt die Zinswende?

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(Foto: picture alliance / dpa)

Überraschungen gab es 2017 zuhauf. Eine mögliche Zinswende könnte aber für deutsche Sparer zum größten Paukenschlag werden - mit schwerwiegenden Folgen für die Aktienmärkte.

2017 ist eines der erfreulichsten Börsenjahre überhaupt gewesen. Kaum jemand hat mit solch geringen Kursrückgängen oder -schwankungen gerechnet, bei vielen Indizes jagte ein Rekordstand den nächsten. Grund waren die starke Wirtschaftsentwicklung - und das viele billige Geld der Notenbanken.

So gab es bei den Unternehmensergebnissen in Europa, den USA, aber auch in Japan, wenig negative Überraschungen. Dazu trug auch die positive weltweite Konjunkturentwicklung bei, selbst zahlreiche Schwellenländer zeigten sich in diesem Jahr von ihrer positiven Seite. Und nun soll die jüngst beschlossene Trump´sche Steuerreform die gut geölte Wirtschaftsmaschinerie noch weiter befeuern. Damit könnte allerdings das Rad überdreht werden und die von den Notenbanken in den USA und Europa begonnene Zinswende an Fahrt aufnehmen.

Denn im Jahr 2003, als die letzte große US-Steuerreform im Sommer beschlossen wurde, sind die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen durch die Decke gegangen und haben innerhalb von nur sechs Wochen rund 50 Prozent zugelegt. In einer allmählich heiß laufenden Wirtschaft könnten daher auch dieses Mal Zinssteigerungen eine Folge expansiver US-Fiskalpolitik sein und zur größten Überraschung des kommenden Jahres werden. "Bisher war die seit rund zwei Jahren restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank Fed und die Aussicht auf weniger geldpolitische Unterstützung seitens der EZB kein Problem", sagt Gregor Kuhn, Chef-Stratege bei der Bernstein Bank im Gespräch mit n-tv.de. "Wenn das globale Wachstum aber weiterhin robust bleibt oder gar weiter zulegt, könnten die Renditen weiter steigen, auch hierzulande."

Wird 2018 das Jahr der Sparer?

Einen ersten Vorgeschmack auf eine solche Entwicklung hat die zehnjährige Bundesanleihe in den letzten Wochen des Jahres 2017 bereits gegeben. Ihre Rendite ist auf etwas über 0,4 Prozent gestiegen, das höchste Niveau seit Ende Oktober. Die jüngste Entwicklung dürfte daher Sparer freuen, auch weil sich damit andeutet, dass für eingegangene Risiken eine höhere Rendite zu erwarten ist. Doch bisher ist es nur ein zarter Trend, der sich aber 2018 verstärken könnte.

Noch immer notieren etwa spanische Anleihen selbst nach dem jüngsten Renditeanstieg aufgrund der Katalonien-Abstimmung nur bei rund 1,5 Prozent. Die Risikoprämie zu Bundesanleihen bleibt moderat. So wie in den USA, wo die durchschnittliche Differenz zwischen spekulativen "Junk" Bonds und kurzlaufenden Staatsanleihen auf unter vier Prozent gefallen ist.

Der 5-Jahresdurchschnitt liegt bei knapp 5,3 Prozent. Das jüngste Trend-Barometer vom ETF-Anbieter Lyxor, das das monatliche Investitionsverhalten europäischer ETF-Anleger misst, bestätigt die starke Nachfrage nach hochverzinslichen Unternehmensanleihen. In den USA und Europa hat sich das gemessene Nettomittelaufkommen im Vergleich zum Jahresdurchschnitt fast verdoppelt. Anleger setzen also auf riskante Strategien und haben aufgrund der guten Verfassung der Weltwirtschaft nur ein geringes Risikobewusstsein.

Hohe Verschuldung

Wenn sich vor diesem Hintergrund die wirtschaftliche Situation verschärft, etwa durch eine steigende Verschuldung oder einen konjunkturellen Abschwung, entsteht ein explosives Gemisch an den Märkten. Ein Konjunktureinbruch ist derzeit zwar nicht zu erwarten, aber neben Staaten haben auch Unternehmen die niedrigen Zinsen zu einem starken Schuldenaufbau über die vergangenen Jahre genutzt und sind daher anfällig, sollten die Zinsen weiter steigen.

Meist haben sie damit ihre Aktienrückkaufprogramme finanziert, weil die Erträge aus den Aktien in Form der Dividenden höher sind als die zu zahlenden Niedrigzinsen. Sollten sie aber weiter steigen, könnte sich der Spieß umdrehen, was vor allem sehr viele US-Unternehmen treffen dürfte. Die im Falle einer Zinswende ausbleibenden oder reduzierten Aktienrückkaufprogramme dürften dann die Kursentwicklung der Titel belasten, möglicherweise stärker als 2017. Selbst Apple zapft trotz eines hohen Cash-Bestands immer wieder den Kapitalmarkt an und begibt milliardenschwere Anleiheemissionen, um sein großes Aktienrückkaufprogramm zu finanzieren.

Deshalb kann die für Sparer vorteilhafte Entwicklung der vergangenen Wochen für Aktionäre zu einem Albtraum werden. Im Mittelpunkt stehen wieder die USA, da die Verschuldung der S&P 500-Unternehmen inzwischen deutlich höher ist als zur Finanzkrise 2008/2009. Noch sind nur die Alarmglocken zu hören und daher erwartet Tom Barkley, Finanzprofessor an der Syracuse University, auch keine sofortige Trendwende an den Aktienmärkten, eher einen schleichenden Prozess, der ein bis zwei Jahre dauern kann. Daher wäre ein weiterer moderater Zins- und Renditeanstieg im Jahr 2018 sowohl für Sparer als auch für Aktionäre eine Entwicklung, die auch über das Neujahr hinaus beide erfreuen sollte.

Quelle: ntv.de

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