Wirtschaft

Blinde Kaufwut Ist Bitcoin wie der Neue Markt?

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(Foto: picture alliance / Jens Kalaene/)

Nachdem sich der Kurs von Bitcoin seit Jahresanfang verelffacht hatte, ging es auf Achterbahnfahrt. Viele erinnert das an die Zeiten des Neuen Marktes. Andere sehen nach dem Kurseinbruch dagegen eine Einstiegschance.

Deutlicher Kursrückschlag bei Bitcoin: Nachdem der Kurs am vergangenen Mittwoch auf neue Rekordhochs bei knapp 12.000 US-Dollar geschossen war, ging es anschließend unter großen Schwankungen kräftig abwärts, woraufhin etliche Handelsplattformen, wie etwa die amerikanische Coinbase, kurzzeitig ausgefallen sind. Mit knapp 10.000 Dollar je Bitcoin liegt der Kurs aber noch auf dem Niveau vom Dienstag, der Börsenwert beträgt rund 166 Milliarden Dollar.

"Ein derartiger Kursrutsch war in der Vergangenheit überhaupt nichts Ungewöhnliches bei Bitcoin", sagt Manuel Suckart vom Onlinebroker Degiro gegenüber n-tv. In den vergangenen Quartalen war die Kryptowährung jeweils mindestens einmal um 25 bis 30 Prozent eingebrochen, - letztmals zwischen dem 8. und dem 10. November um 30 Prozent -, um anschließend umso stärker zu steigen und auf neue Rekordhochs zu klettern.

Mit den Kursexplosionen steigt das Interesse der Privatanleger an Bitcoin stark. Die Finanzaufsicht Bafin betrachtet das als Spekulation - und daher mit Sorge. In Zeiten niedriger Zinsen seien Anleger eher bereit, Risiken einzugehen, sagte die Chefin der Bafin, Elisabeth Roegele. Nicht jede Kryptowährung werde sich jedoch am Markt durchsetzen. Im Zweifelsfall drohe Anlegern ein Totalverlust. Die Warnung könnte etliche Investoren an jene der Bundesbank von Anfang Mai erinnern, die betont hatte, wer sein Geld in der Kryptowährung anlege, könne große Verluste erleiden. Damals lag der Preis noch bei rund 1575 Dollar.

Daran wird deutlich, wie schwer die Wertentwicklung der Kryptowährungen einzuschätzen ist. Für die einen ist es Teufelszeug, für die anderen der Beginn einer technischen Revolution. Ein Grund für den Einstieg zahlreicher institutioneller Investoren und Privatanleger ist die Unabhängigkeit zu Zentralbankgeld, Bitcoin kann nicht durch das Gelddrucken der Notenbanken entwertet werden kann - im Gegensatz zum weltweiten Papiergeld. Investoren, die bei Bitcoin frühzeitig eingestiegen sind, können sich über eine enorme Steigerung ihres Vermögens freuen. So lag der Kurs am 1. Dezember 2014 immer noch bei lediglich 380 Dollar.

Erinnerung an den Zeitungsindikator

Die Wertsteigerung ist auch der puren Spekulation zuzuschreiben und erinnert an die Zeiten des Neuen Marktes Ende der 1990er Jahre. Privatpersonen kauften damals Dotcom-Aktien im Überschwang, ohne genau zu wissen, wie das Geschäftsmodell der dahinter stehenden Unternehmen überhaupt im Detail aussah. Taxifahrer sprachen mit ihren Kunden über Aktien und schnappten Tipps auf oder gaben solche. Im März 2000, nah am Rekordhoch trommelten Zeitungen noch für Aktien.

Einige Analysten und Fondsmanager heizen die Stimmung wie zu Zeiten des Neuen Marktes an und rufen immer verrücktere Kursziele aus. Fondsmanager Mike Novogratz hatte jüngst 40.000 Dollar bis zum Ende kommenden Jahres in Aussicht gestellt.

"Weniger Beachtung schenken die Märkte derzeit Litecoin, die in den vergangenen Tagen unter dem Rader vieler ein neues Allzeithoch erreicht hat", sagt Mati Greenspan, Analyst bei der Social-Trading-Plattform eToro. Der Run bei den Kryptowährungen war also nicht allein auf Bitcoin beschränkt und so musste Litecoin ebenfalls deutliche Verluste nach Erreichen des Rekordhochs einstecken. Vergleicht man die Situation aus dem Jahre 2000 am Neuen Markt mit der heutigen bei Bitcoin & Co., so könnte es tatsächlich zu Rückschlägen kommen, die über die bisher gekannten 25 bis 30-Prozentkorrekturen hinausgehen. Doch die hohe Nachfrage nach alternativen Währungen dürfte damit noch nicht vorbei sein, und so könnte eine Erholung aufgrund der bisherigen Volatilität auch schneller wieder zu sehen sein als damals nach dem Ende des Neuen Marktes.

Quelle: ntv.de

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