Wirtschaft

Trump spielt mit dem Feuer Handelskrieg könnte Aktiencrash auslösen

Droht mit Zöllen auf Auto-Importe: US-Präsident Donald Trump.

Droht mit Zöllen auf Auto-Importe: US-Präsident Donald Trump.

(Foto: REUTERS)

Ein Handelskrieg der USA dürfte das weltweite Wirtschaftswachstum und die Hausse an den Finanzmärkten hart ausbremsen. An der Wall Street könnten sich die Aktienkurse halbieren.

"Handelskriege sind einfach zu gewinnen", so lautet die einfache und plakative Botschaft, die US-Präsident Donald Trump verkündet. Doch schon der Wortzusatz "Krieg" deutet unmissverständlich auf die Tatsache hin, dass die Auswirkungen vielfältig und schwer überschaubar sind. Am Ende dürften alle Beteiligten schlechter dastehen als vorher.

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Klar ist: Zuerst trifft es die europäischen und asiatischen Hersteller von Stahl und Aluminium. Denn die will der Irrläufer aus dem Weißen Haus als erste mit einem Strafzoll von 25 beziehungsweise zehn Prozent belegen. In den USA würde dies die Preise von Waren erhöhen, die in einem größeren Ausmaß die beiden Metalle verbauen - beispielsweise Autos oder Waffen. Der Effekt dürfte jedoch noch überschaubar sein. Denn Stahl und Aluminium haben an den Importen der Vereinigten Staaten nur einen Anteil von 1,5 Prozent.

Die EU-Kommission hat bereits Gegenmaßnahmen angedroht. In Brüssel kursiert eine Liste mit rund 100 Produkten, die im Gegenzug mit einem Einfuhrzoll von ebenfalls 25 Prozent belegt werden könnten. Dazu zählen Bourbon-Whisky, Orangensaft und ebenfalls Stahlprodukte, aber auch Motorräder von Harley-Davidson. Die werden pikanterweise in Wisconsin hergestellt. Von einem europäischen Strafzoll wäre daher nicht nur der Hersteller der Motorräder betroffen, sondern auch der einflussreiche Politiker Paul Ryan. Der republikanische Sprecher im Repräsentantenhaus hat in Wisconsin seinen Heimatstaat. Im Herbst stehen in den USA wichtige Wahlen an. Kein Wunder also, dass Ryan einen Handelskrieg verhindern möchte. Auch mit der Auswahl von Bourbon-Whisky trifft man die Trump-Anhängerschaft gezielt, wird er doch in Kentucky hergestellt, wo der Präsident über eine breite Wählerbasis verfügt.

25 Prozent auf Autos

Mark-Uwe Falkenhain verfügt über insgesamt 30 Jahre Berufserfahrung bei der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden. Nach verschiedenen Stationen bei deutschen und internationalen Großbanken ist er bei Geneon seit zehn Jahren als Vorstand tätig.

Mark-Uwe Falkenhain verfügt über insgesamt 30 Jahre Berufserfahrung bei der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden. Nach verschiedenen Stationen bei deutschen und internationalen Großbanken ist er bei Geneon seit zehn Jahren als Vorstand tätig.

Bourbon-Whiskey oder Harley-Davidsons sind bislang nur Nebenkriegsschauplätze. Richtig ernst wird es, wenn Trump seine Drohung wahrmacht, bei einer Eskalation des Handelsstreits auch Autoimporte mit einer Einfuhrsteuer von 25 Prozent zu bestrafen. Das würde nicht nur die deutschen Fahrzeughersteller schwer treffen, sondern auch die Amerikaner selbst. Ein neues importiertes Auto würde sie spürbar teurer. Damit müssten sie entweder mehr Geld bezahlen, oder sie müssten heimische Pkws kaufen, die nicht unbedingt den besten Ruf genießen. Der schwache Absatz von US-Autos in Europa oder Asien liegt ja nicht an irgendwelchen Handelsbarrieren

Wie stark die USA auf Importe angewiesen sind, zeigen die jüngsten Zahlen der Handelsbilanz: Im Januar belief sich das amerikanische Defizit auf 56,6 Milliarden US-Dollar. In diesem Umfang haben die Vereinigten Staaten mehr Waren und Dienstleistungen ein- als ausgeführt. Das Handelsdefizit ist so hoch wie seit neun Jahren nicht mehr.

Eine breit verhängte Strafsteuer auf Importgüter würde also neben den betroffenen europäischen oder asiatischen Firmen die USA selbst schädigen. Ein Inflationsschub wäre die wahrscheinliche Folge. Bislang rechnen die Marktteilnehmer damit, dass die US-Notenbank Fed in diesem Jahr die Leitzinsen maximal drei- bis viermal erhöht. Sollte die Teuerung allerdings deutlich stärker als angenommen anziehen, könnte die Fed ihre Geldpolitik deutlich restriktiver ausrichten. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Notenbank eine Aktienrally beendet.

Die 500 größten in den USA an der Börse gelisteten Unternehmen, die der S&P 500 umfasst, werden derzeit mit dem 17-Fachen des erwarteten Jahresgewinns gehandelt. Im langfristigen Durchschnitt beläuft sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) dagegen nur auf zwölf. Ein Rückgang der Bewertungen auf ein normales Niveau würde schon allein Kursrückgänge von rund 30 Prozent rechtfertigen. In Handelskriegszeiten wäre wohl auch ein Bewertungsniveau unterhalb des langjährigen Durchschnitts durchaus nachvollziehbar. Hinzu kämen noch die Auswirkungen des Handelskriegs auf die Unternehmensgewinne. Alles zusammengenommen ergibt das schnell ein Crashpotenzial von bis zu 50 Prozent. Wie gefährlich ein Mix aus fallenden Aktien- und wahrscheinlich dann auch Immobilienpreisen bei steigenden Zinsen ist, haben wir bei der letzten Weltfinanzkrise erlebt.

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Quelle: ntv.de

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