Wirtschaft

Branchen-Rotation am Aktienmarkt Geht US-Tech-Werten die Luft aus?

Anleger hinterfragen die explodierenden Börsenkurse von Facebook, Apple und Co. zunehmend.

Anleger hinterfragen die explodierenden Börsenkurse von Facebook, Apple und Co. zunehmend.

(Foto: REUTERS)

Der Börsenboom wurde in den vergangenen Jahren massiv von US-Technologie-Aktien angetrieben. Doch viele Analysten halten Facebook, Google & Co. mittlerweile für sehr teuer.

Apple ist derzeit so viel wert wie die zehn größten Dax-Unternehmen zusammen. Gemeinsam mit Amazon kommt Apple sogar auf eine höhere Marktkapitalisierung als alle 30 Dax-Werte. Oder Netflix: Das Video-Streaming-Portal kostet an der Börse aktuell umgerechnet fast 120 Milliarden Euro. Das ist in etwa das Zwölffache des Umsatzes des vergangenen Jahres - nicht des Gewinns wohlgemerkt.

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Nach der unglaublichen Börsen-Rally der vergangenen Jahre erscheint das Bewertungsniveau einiger der sogenannten FAANG-Aktien, also Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Alphabet, ehemals Google, insgesamt enorm. Den Vogel schießt Tesla ab: Die Börse bewertet den Elektroauto-Pionier mit umgerechnet 40 Milliarden Euro, obwohl das Unternehmen noch nie Geld verdient hat. Allein im vergangenen Jahr fiel ein Verlust von rund 1,6 Milliarden Euro an. Tesla-Chef Elon Musk verbreitete bereits auf Twitter den Aprilscherz, der Autobauer sei "so pleite, man glaubt es gar nicht."

Wachsende Zweifel

Die fast grenzenlose Zuversicht der Anleger für die FAANG-Aktien und andere Technologiewerte wurde Anfang Februar erschüttert. Erst verlor Facebook beim Flash-Crash rund zehn Prozent an Wert. Dann kam der Datenskandal auf, der die Aktie in der Spitze um weitere zwölf Prozent fallen ließ. Apple gab bei der Korrektur Anfang Februar sogar noch stärker nach, konnte sich dann allerdings wieder erholen. So oder so ähnlich sah es auch bei den anderen FAANG-Aktien aus. Die Technologiegläubigkeit der Anleger hat schwere Kratzer bekommen. Die plötzlichen Zweifel zeigen sich auch an der stark gestiegenen Schwankungsintensität der entsprechenden Aktien.

Die Hausse der US-Technologie-Branche stößt womöglich bald an ihre Grenzen. Anleger fragen sich zunehmend, wie Facebook seine Werbeeinnahmen immer weiter steigern will, obwohl das "soziale" Netzwerk vor allem bei jungen Menschen zunehmend als uncool gilt, oder ob Tesla jemals Geld verdienen kann. Die Anfälligkeit der Tech-Aktien für Enttäuschungen bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung ist stark gestiegen. Zudem gibt es attraktive Alternativen.

Europa mit Überraschungspotenzial

Die Bewertungsunterschiede zwischen den USA und Europa könnten Anleger zu Umschichtungen bewegen. Die 500 größten in den USA gelisteten Unternehmen haben ein durchschnittliches KGV von 17, die europäischen Firmen im Stoxx 600 werden dagegen nur mit einem KGV von 14 bewertet. Dazu kommt, dass die Konjunktur in den USA bereits ihren Zenit überschritten haben dürfte, während Europa im Zyklus vielleicht noch die besten Zeiten vor sich hat.

Vor allem lange Zeit vernachlässigte Branchen wie Pharma/Healthcare oder der Automobilbau könnten positiv überraschen. Insbesondere die Autowerte laufen seit Monaten hinter dem breiten Markt hinterher. Doch die Energieversorger E.on und RWE haben gezeigt, dass so manches Mal Totgesagte doch länger leben. Das könnte möglicherweise auch für den weitgehend abgeschriebenen Bankenbereich gelten.

Anleger sollten sich somit nicht nur auf die Modebranche Technologie, sondern aus Gründen der Risikostreuung auch auf vermeintlich "langweilige" Sektoren konzentrieren. Die Veränderungen in den einzelnen Geschäftsbereichen machen auch vor den traditionellen Branchen nicht Halt - gerade im Bereich Life-Science/Gesundheit und Mobilität finden bahnbrechende Entwicklungen statt, die sich nicht nur auf die großen Player aus den USA beschränken.

Dazu kommt, dass Dividendenrenditen von zum Teil mehr als fünf Prozent das Rückschlagrisiko der entsprechenden Branchen-Werte begrenzen sollten. Mehr noch: Die Kurse dieser bisher vernachlässigten Branchentitel könnten durchaus mal wieder die Richtung wechseln und die enttäuschten Anleger besänftigen.

Thomas Buckard ist seit dem Jahr 2000 Gründungsmitglied der MPF AG. Als Vorstand ist er für die Kundenakquisition und -betreuung zuständig. Zuvor arbeitete er im Private Banking der Deutsche Bank AG.

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Quelle: ntv.de

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