Wirtschaft

Welt-Index Für China steht einiges auf dem Spiel

Die Stabilität der eigenen Wirtschaft ist das oberste Ziel Pekings. Eine instabile Wirtschaft gefährdet die politische Stabilität und damit auch den kommunistischen Machtapparat. Die Auswirkungen der Konfliktsituation mit den USA bekommt dabei nicht nur China zu spüren.

Pauschalurteile gegen eine ganze Nation zu treffen, ist meistens weder ratsam noch klug. Doch Handelszölle und Protektionismus begleiten uns nun schon seit zwei Jahren und inzwischen sind die Wahlversprechen von US-Präsident Donald Trump bittere Realität geworden. "Kurioserweise erfährt er bei seinen Handlungen eine große Rückendeckung in den USA. Dabei zerschlägt er das sogenannte Porzellan mit jedem, der seinen eigenwilligen und wirtschaftlich teilweise nicht langfristig durchdachten Plänen widerspricht", sagt Dr. Markus C. Zschaber, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung aus Köln, die monatlich den "Welt-Index" veröffentlicht.

Als aktuelles Beispiel dient der Konflikt mit China. Bis vor Kurzem glaubte die Weltgemeinschaft noch daran, dass eine Lösung in Sicht sei. Doch was folgte, waren Zölle auf Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar gegen China, die von 10 auf 25 Prozent erhöht wurden. Als direkte Reaktion erhob Peking seinerseits seine Sonderabgaben auf US-Produkte im Wert von 60 Milliarden US-Dollar.

Während man dem Land der Drachen noch Zurückhaltung und Gutmütigkeit zugutehielt, ist dieses Verhalten wohl auch an seine Grenzen gekommen. China wirft den USA inzwischen vor, alleinig für das Scheitern der Verhandlungen verantwortlich zu sein und spricht ebenfalls von einem sich abzeichnenden Handelskrieg. Mittlerweile haben die beiden größten Volkswirtschaften sich mit insgesamt 360 Milliarden Dollar an Zöllen auf Produkte belegt.

Trumps Forderungen sind gar nicht umsetzbar

Problematisch könnte es jetzt auch für die USA werden. Denn das Thema Seltene Erden, ein wichtiger Rohstoff für Hightech-Produkte, oder auch die US-Treasuries, die in China lagern, könnten als Waffe im Handelskrieg eingesetzt werden. Zudem hat Peking eine eigene schwarze Liste für sogenannte "unzuverlässige" ausländische Unternehmen angekündigt. China selbst äußerte sich, dass man genug Spielraum für finanz- und währungspolitische Manöver hätte, um die Gesundheit der Wirtschaft auch innerhalb des jetzigen Spannungsumfelds sicherzustellen.

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Bereits mit Beginn des Jahres hat China fiskalpolitische Anreize geschaffen, um das Wachstum sozusagen auf Kurs zu halten. Die Stabilität der eigenen Wirtschaft ist das oberste Ziel Pekings. Die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts lag im ersten Quartal bei 6,4 Prozent und entspricht damit den positiven Erwartungen der chinesischen Regierung. "Die negativen Konsequenzen der Handelszölle trifft nun die chinesischen Industriefirmen, die in den vergangenen Wochen zunächst weniger Aufträge erhielten und somit rückläufige Umsätze verzeichneten, einen Gewinnrückgang vermeldeten und mit steigenden Kosten kalkulieren müssen", sagt der Vermögensverwalter Zschaber.

Mit einem Gesamtblick auf die jüngst schwächeren Zahlen zu den Produzentenpreisen, der Industrieproduktion und den Auftragseingängen wird die Problematik erkennbar. Für China steht eine Menge auf dem Spiel: Eine instabile Wirtschaft gefährdet die politische Stabilität und damit auch den kommunistischen Machtapparat. Dazu darf es nicht kommen. Somit ist weiterhin das oberste Ziel, einen Kompromiss zu finden. Der im Juni kommende G-20-Gipfel würde beiden Nationen hierfür eine gute Gelegenheit bieten.

Wenn man sich im Detail die Forderungen ansieht, wird dem Betrachter allerdings sehr schnell bewusst, dass diese Forderungen von Trump gegenüber China in diversen Fällen gar nicht umsetzbar sind. Ein Eingriff in ein fremdes Wirtschaftsmodell, um dieses mit eigenen Ideen sozusagen zu korrigieren, wie es Trump vollzieht, ist unmöglich.

Noch verschont Trump Europa mit Autozöllen

Die Auswirkungen der jetzigen Konfliktsituation bekommen leider alle Volkswirtschaften weltweit zu spüren. Der US-Wirtschaft schaden derzeit die höheren Produktionskosten, gerade wenn das Endprodukt für den Weltmarkt bestimmt war. Gleichzeitig steigen die Verbraucherpreise. Der Konsumtrend, sozusagen die stärkste Säule, ist leicht rückläufig, was auch auf die Situation zurückzuführen ist, dass es derzeit keine Lohnsteigerungen gibt. Mitunter sind jetzt schon US-Unternehmen gezwungen, Investitionen zu tätigen, um den Bedarf abzufangen beziehungsweise zu produzieren, die sonst durch Importe gedeckt wurde.

Gesamtwirtschaftlich kommt es zu dem, was man auch Fehlallokation von Ressourcen nennen kann, denn funktionierende Wertschöpfungsketten werden durchbrochen oder gar beendet. Zwar bietet das niedrige Zinsniveau in den USA die Möglichkeit, den Investitionszyklus auszuweiten. Doch in vielen Bereichen war das einfach gar nicht vorgesehen.

"Man muss natürlich aufpassen, dass man nicht vom Markt abgeschnitten wird. Zölle taugen bestenfalls kurzfristig: Nach einer gewissen Zeitschiene geht der globale Trend in die entgegengesetzte Richtung", sagt Zschaber. Häufig kommt es dann zu einer Art Kompensation der ausgefallenen Produkte und Märkte. Wobei anzumerken ist, dass sich dieses nicht austragen lässt, ohne dass die Weltwirtschaft einen Schaden nimmt und die westlichen Volkswirtschaften womöglich in eine Rezession geraten sowie das überproportionale Wachstum aus den asiatischen Emerging Markets kommt.

In Europa zeigt sich weiterhin ein sehr gemischtes Bild. Die soeben stattgefundenen Wahlen stellen gerade die Eurozone, auch mit einem ungeklärten Brexit und einem starken politischen Rechtsdruck, nicht nur wirtschaftlich vor eine große Herausforderung. Neben der sich doch stark abschwächenden binnenkonjunkturellen Nachfrage innerhalb Europas haben die Firmen auch direkt unter dem Handelsstreit zu leiden.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

Es ist nicht so, dass Europa an der Zollproblematik USA - China partizipiert und somit höhere Auftragseingänge zu verzeichnen wären. Im Gegenteil, die derzeitige Stimmung der Wirtschaft hat sich auch in diesem Bereich ausgeprägt und ist negativ im Verlauf. Zwar verschonte Trump Europa noch mit Importzölle auf die Autoindustrie, welches auch in direktem Zusammenhang mit den Zulieferern stehen würde, aber auch dieses Thema wird zurück auf den Tisch kommen. Daher ist das Investitionsverhalten gerade in Europa sehr zurückhaltend.

Sojabauern in den USA

Das Thema Einfuhren von europäischen Autos wäre eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA. In Anbetracht der Tatsache, dass auf EU-Autos bis zu 25 Prozent an Strafzöllen erhoben werden könnten, würde es vor allem die deutsche Autoindustrie massiv treffen. Denn diese liefert gerade in die USA besonders teure und damit margenstarke Fahrzeuge. Marktbeobachter gehen allerdings davon aus, dass es zu einer Lösung kommen könnte, wenn Europa sich in dem ebenfalls entbrannten Streit um die Lebensmittelimporte mit den USA einigt.

Dieses Thema gilt als Paradebeispiel eines Handelskriegs, der seine neuen Wege sucht. Bis dato kauften die Chinesen Sojabohnen aus Nordamerika - da diese aber nun aufgrund der erhobenen Einfuhrzölle zu teuer geworden sind, kauft China nun in Südamerika. Während Europa früher von Südamerika kaufte, kauft Europa wiederum von den USA. Die USA schmerzt die zurückgehende Nachfrage nach Agrargütern, denn die US-Agrarexporte nach China brachen im Jahresvergleich um mehr als 30 Prozent zusammen.

Besagte Sojalieferungen sogar um knapp 50 Prozent, so dass Trump inzwischen einen Sonderfonds über 16 Milliarden Dollar auflegen musste, um die Sojabauern in den USA zu unterstützen. "Diese Verschiebung wird am Ende der Kosten-Nutzen-Rechnung nicht aufgehen. Ein Ziel wäre es, sich der WTO und den dortigen Vereinbarungen schnellstens wieder anzunähern", sagt Zschaber.

Fazit und Ausblick für Anleger: Es wird solange zu starken Schwankungen an den Kapitalmärkten kommen, bis sich die dominanten Themen geklärt haben. Das mitunter Wichtigste in diesem Zusammenhang ist der Handelsstreit der USA mit China. Direkt gefolgt von einem Brexit und dem dann zu klärenden Thema, welche Zölle gegenüber Europa ausgesprochen werden und welche Einigung erzielt werden können. Anleger sollten vermehrt auf das Zahlenwerk einzelner Unternehmen schauen. Nicht alle Branchen werden in Mitleidenschaft gezogen und bieten daher, ähnlich wie Ende des vergangenen Jahres, mit Übergang auf dieses Jahr gute Einstiegschancen.

Strategie und Veränderungen im Musterportfolio:

  • Die Gewichtung der Large Caps in den "USA" bleibt gleich, in "Deutschland" ebenfalls
  • Value-Titel erhalten in Bezug auf Large- und Mid Caps weiterhin eine Übergewichtung
  • Deutsche Aktienwerte bleiben überproportional erhöht, gerade bei Nebenwerten, beispielsweise MDAX, liegt der Fokus
  • US-Aktienwerte bleiben überproportional erhöht mit Fokus auf S&P 500 und Dow Jones
  • Europäische Large- und Mid Caps bleiben gleich
  • Japanische Aktienwerte bleiben untergewichtet
  • Die Beimischungen asiatischer Aktien bleibt bestehen
  • Die aktuelle Aktienquote bleibt im Musterportfolio bei 64,5 Prozent
  • Die Cash-Quote bleibt bei 9,5 Prozent, um Zukäufe bei Qualitätsaktien umzusetzen
  • Rentenmarkt wird weitestgehend bis auf einzelne Bausteine untergewichtet
    • Hochzinsanleihen bleiben weiterhin außen vor
    • Wandelanleihen untergewichtet
    • Unternehmensanleihen untergewichtet
    • hypothekenbesicherte Wertpapiere untergewichtet
    • Beibehaltung von US-Treasuries mittlerer Duration
  • Die Edelmetallquote bleibt identisch
  • Kryptowährungen kommen weiterhin als Anlagevehikel nicht in Betracht. Eine Absicherungskomponente gibt es nicht.

Musterportfolio:

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Das Musterdepot zum "Welt-Index" beinhaltet diverse Anlageklassen wie beispielsweise Aktien, Unternehmens-, Wandel- und Staatsanleihen sowie Rohstoffe als auch Edelmetalle. Das Portfolio wird aktiv seit 5 Jahren gemanagt und auch je nach Börsenphase abgesichert, so dass je nach Kapitalmarktsituation auch flexibel die Bargeldquote erhöht oder minimiert wird. Zur Absicherung und Gewinnmitnahmen werden auch ETFs auf Indices und Märkte verwendet. Mit dieser Art der direkten Abbildung des "Weltwirtschaftszyklus" ist es dem Musterdepot gelungen, eine konstante und höhere Wertentwicklung als der MSCI World zu erwirtschaften. Informationen hierzu und den Gedankengängen bei der Auswahl der Anlageklassen finden Sie in unserer neuen "Kapitalmarktstudie 2019", welche unter kapitalmarktstudie.de erhältlich ist.

Zur Methode: Die Grundlage des "Welt-Index" ist die Analyse von Wirtschaftsindikatoren aus der ganzen Welt, die eine hohe wirtschaftliche Relevanz und eine hohe Reaktion an den Finanzmärkten mit sich bringen. Diese werden weltweit von Statistikämtern und Forschungsinstituten sowie weiteren hochrangigen wissenschaftlichen Quellen veröffentlicht. In der Endform konzentriert sich der "Welt-Index", der aus zwei Komponenten besteht (dem "Index der Konjunkturdaten" und dem "Index der Markterwartungen"), auf die monatlich 50 wichtigsten Konjunkturdaten, zugrunde liegen mehr als 1000 internationale Indikatoren, die monatlich ermittelt und bewertet werden. Die Verknüpfung der Datenreihen in einer nach Dominanzfaktoren gegliederten Gewichtung gibt Aufschluss darüber, in welchem Zyklus und Stadium sich die Weltwirtschaft befindet. Aufgrund der Kombination von frühzyklischen, gleichzyklischen und nachzyklischen Indikatoren sowie der Integration einer Erwartungskomponente ermöglicht der "Welt-Index" eine sehr genaue Messung des aktuellen Status. Um dieses zu vereinfachen, werden dann zwei Trenddaten erstellt, die Aufschluss darüber geben, wie viele der ermittelten Daten in den vergangenen vier Wochen gefallen oder gestiegen sind. Nähere Informationen hierzu unter: weltindex.de.

Das Musterportfolio zum "Welt-Index" ist nur als begleitende Information zu verstehen und dient nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH erstellt den Index monatlich exklusiv für die "Welt am Sonntag" und den Nachrichtensender n-tv.

Quelle: ntv.de

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