Wirtschaft

Anleger suchen Trost Dividenden sind kein Zinsersatz

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(Foto: dpa)

"Dividenden sind die neuen Zinsen" – mit dieser Vereinfachung wollen Banken und Fondsgesellschaften Anleger in Aktien locken. Zu recht?

Die Dax-Konzerne haben in diesem Jahr so hohe Dividenden an ihre Anteilseigner ausgeschüttet wie niemals zuvor: rund 30 Milliarden Euro. Das ist eine Steilvorlage für die Marketing- und Vertriebsabteilungen der Banken. Sie werden nicht müde zu behaupten, Gewinnausschüttungen seien die neuen Zinsen. Auf den ersten Blick scheint das einleuchtend. Die Dividendenrendite der Dax-Konzerne liegt bei rund drei Prozent. Deutsche Bundesanleihen rentieren dagegen negativ – zu Deutsch: Sie kosten bares Geld. "Dann schon lieber Aktien", werden sich viele Anleger denken. Doch so einfach ist das nicht.

Als Geschäftsführer bei Fonds transparent verantwortet Frank Biller die Fondsauswahl und die Beratung. Der Bankkaufmann, Volkswirt und CFA-Charterholder verfügt über 16 Jahre Berufserfahrung mit den Schwerpunkten Kapitalmarktanalyse und Portfoliomanagement.

Als Geschäftsführer bei Fonds transparent verantwortet Frank Biller die Fondsauswahl und die Beratung. Der Bankkaufmann, Volkswirt und CFA-Charterholder verfügt über 16 Jahre Berufserfahrung mit den Schwerpunkten Kapitalmarktanalyse und Portfoliomanagement.

Denn der Dax hat im laufenden Jahr dank Brexit und Konjunktursorgen schon zehn Prozent an Wert verloren. Und das, obwohl der deutsche Standartwerteindex die Gewinnausschüttungen mit einrechnet, was international vollkommen unüblich ist. Der Dax als Kursindex, der ausschließlich die Wertentwicklungen der entsprechenden Aktien widerspiegelt, ist seit Jahresanfang sogar um sage und schreibe 13 Prozent in den Keller gerauscht. 21 von 30 Dax-Aktien haben die erste Hälfte dieses Jahres mit Kursverlusten beendet. An der Spitze der Verlierer stehen die Deutsche Bank und die Commerzbank: Sie haben in nur sechs Monaten mehr als 40 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Da sind Dividendenrenditen von durchschnittlich drei Prozent kein Trost.

Gewinnausschüttungen verfügen über eine grundlegend andere Charakteristik als Zinsen. So werden Dividenden für Eigenkapital gezahlt. Hier trägt der Aktionär das volle unternehmerische Risiko. Wie ein solcher Schuss nach hinten losgehen kann, macht zurzeit fast täglich zum Beispiel VW vor. In diesem Jahr hat der Wolfsburger Autokonzern die Vorzugsaktien mit gerade einmal 0,11 Euro bedient. Daraus errechnet sich beim aktuellen Kurs eine Dividendenrendite von 0,1 Prozent. Die Stämme gingen sogar völlig leer aus. Scharfe Kürzungen oder sogar komplette Streichungen sind bei Dividenden immer wieder an der Tagesordnung.

Im Gegensatz dazu werden Zinsen für geliehenes Fremdkapital auch dann gezahlt, wenn ein Unternehmen rote Zahlen schreibt. Spezielle VW-Anleihen liefern auch jetzt noch eine Rendite von mehr als drei Prozent.

Strategie muss stimmen

Dennoch haben Aktien – und hier vor allem gute Dividendentitel – ihre Berechtigung. Langfristig betrachtet gibt es nach wie vor keine Vermögensklasse, die höhere Erträge abwirft. Dabei stammen im Durchschnitt rund 40 Prozent der Wertsteigerungen beziehungsweise Gewinne aus Dividenden. Voraussetzung ist aber ein langer Zeithorizont.

Anleger sollten vor allem stabile und nachvollziehbare Geschäftsmodelle bevorzugen. Entsprechende Unternehmen liefern erfahrungsgemäß am zuverlässigsten gleichbleibende oder sogar steigende Gewinnausschüttungen. Dividenden-Garanten wie Nestlé oder Roche haben selbst während der letzten Wirtschafts- und Finanzkrise ihre Gewinnausschüttungen angehoben.

Gleichzeitig sollte die Ausschüttungsquote nicht zu hoch ausfallen. Wird deutlich mehr als die Hälfte der erzielten Gewinne an die Aktionäre ausgeschüttet, ist das ein Indiz dafür, dass das Management nicht genug Ideen hat, in das operative Geschäft zu investieren. Da kann es für künftige Dividendenzahlungen eng werden.

Schließlich ist eine breite Streuung unerlässlich. Sonst entstehen Risiken wie 2008 bei den Banken, die bis 2007 noch als zuverlässige Dividendenzahler galten. Oder wie bei den Versorgern: Sie haben seit 2012 angesichts der Energiewende die Dividenden radikal zusammengestrichen. Und bei den Ölwerten standen 2014 scheinbar hohen Dividendenrenditen massive Kursverluste gegenüber.

Eine breite Streuung über Branchen und Regionen lässt sich am einfachsten durch Fonds umsetzen. Hier sind aktive Strategien passiven Ansätzen überlegen. Denn Dividenden-ETFs führen keine fundamentale Analyse von Unternehmen durch, sondern stellen meistens nur auf die Dividendenhöhe und die Marktkapitalisierung ab. Dadurch bleiben Risiken bezüglich der Regionen, der Branchen und der Einzelwerte unberücksichtigt. Doch genau hier liegen die gefährlichsten Fallstricke von Dividendenstrategien.

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Quelle: ntv.de

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