Wirtschaft

Vermögenspreise steigen stark Die Inflation kommt

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(Foto: dpa)

Jahrelang zitterten die Finanzmärkte vor Deflation. Tatsächlich ist eher mit steigenden Preisen zu rechnen. Denn seit es Geld gibt, gibt es Inflation. Das wird dieses Mal nicht anders sein.

Die Verbraucherpreise sind in Deutschland im Mai um 1,5 Prozent gestiegen. In der Eurozone war die Teuerungsrate mit 1,4 Prozent ähnlich hoch. Damit ist das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp zwei Prozent fast erreicht. Trotzdem kauft EZB-Chef Mario Draghi fleißig weiter Anleihen - für 60 Milliarden Euro pro Monat. Das ist nichts anderes als Gelddrucken.

Die Bilanzsumme der EZB ist so groß wie noch nie. In den zurückliegenden drei Jahren hat sie sich auf 4100 Milliarden Euro mehr als verdoppelt und wird bis Ende des Jahres voraussichtlich auf 4500 Milliarden Euro weiter anschwellen. Auch die japanische und die amerikanische Notenbank haben in den vergangenen Jahren massenweise Liquidität in das Finanzsystem gepumpt.

Obwohl es immer mehr Geld gibt, steigen die Preise jedoch kaum. Die Aussage ist aber nur für die Verbraucherpreise richtig, also für das, was die Menschen für den täglichen Bedarf benötigen: Wohnen, Heizen, Tanken oder Essen. Die Vermögenspreise legen dagegen bereits seit Jahren zu. Aktien zum Beispiel – sie bewegen sich auf Rekordniveau. Die Börsenrally läuft jetzt schon seit mehr als acht Jahren. Auch das ist Inflation.

Häuser und Wohnungen immer teurer

Marco Herrmann verantwortet bei der FIDUKA-Depotverwaltung seit 2010 als Geschäftsführer die Anlagestrategie. Gemeinsam mit seinem Kollegen Urban Bacher und dem Volkswirtschaftsprofessor Hanno Beck hat er das Buch "Inflation – Die ersten zweitausend Jahre" veröffentlicht.

Marco Herrmann verantwortet bei der FIDUKA-Depotverwaltung seit 2010 als Geschäftsführer die Anlagestrategie. Gemeinsam mit seinem Kollegen Urban Bacher und dem Volkswirtschaftsprofessor Hanno Beck hat er das Buch "Inflation – Die ersten zweitausend Jahre" veröffentlicht.

Dasselbe gilt für die Immobilienpreise. Im vergangenen Jahr sind sie in Deutschland um durchschnittlich fast sieben Prozent gestiegen. In München zahlen Käufer einer Neubauwohnung mittlerweile im Durchschnitt 7500 Euro pro Quadratmeter. In Berlin und Hamburg sind es fast 5000 Euro. Kunst wird ebenfalls immer teurer. Ein guter Indikator dafür ist der Aktienkurs des Aktionshauses Sotheby`s, der vor Kurzem auf mehr als 50 Dollar stieg – den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren.

Nun gibt es gute Gründe anzunehmen, dass die Inflation nicht auf die Vermögenspreise beschränkt bleibt. So haben die großen Energie- und Rohstofffirmen in den zurückliegenden Jahren ihre Investitionen massiv gekürzt. Das Überangebot geht dadurch langsam zurück und die Preise stabilisieren sich. Ein Barrel Erdöl der Sorte Brent kostet seit einem knappen halben Jahr wieder 50 Dollar und mehr. Im Tief Anfang 2016 hatte der Preis bei weniger als 28 Dollar notiert und ist seitdem um 80 Prozent gestiegen. Das wirkt sich im Warenkorb der Inflationsindices spürbar aus.

Lohn-Preis-Spirale

Hinzu kommt, dass in großen Volkswirtschaften die Löhne zulegen. In Deutschland ist die Arbeitslosenquote auf 5,8 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken. In den USA belief sich die Arbeitslosenquote zuletzt sogar nur auf 4,4 Prozent – das ist ein Zehn-Jahres-Tief. Die annähernde Vollbeschäftigung sorgt für steigende Löhne, wodurch sich zunehmend Inflationsdruck aufbaut. Das ist der typische Beginn einer Lohn-Preis-Spirale, in der sich Arbeitsentgelte und Preise abwechselnd hochschaukeln.

Gleichzeitig hat sich in der Eurozone die Kreditnachfrage in den beiden zurückliegenden Jahren wieder erhöht. Das spricht für ein verbessertes konjunkturelles Umfeld. Steigende Nachfrage bedeutet jedoch fast immer auch steigende Preise.

Schließlich ist durch das Gelddrucken der EZB in Euroland in den vergangenen drei Jahren die Geldmenge (M3) fast doppelt so stark gestiegen wie das Brutto-Inlands-Produkt (BIP). In den USA vollzog sich diese Entwicklung analog. Einem nur mäßig gewachsenen Angebot von Waren und Dienstleistungen steht somit eine deutlich erhöhte Menge an Geld gegenüber.

2000 Jahre Inflation

Der wichtigste Grund aber, warum zumindest mittel- bis langfristig die Inflation wieder anziehen wird, lautet: Seit es Geld gibt, gibt es auch Inflation. Zu allen Zeiten, in allen Ländern haben in den vergangenen 2000 Jahren Herrscher, Kaiser, Potentaten und Politiker ihre Untertanen und Bürger enteignet, indem sie mit deren Geld Schindluder getrieben haben.

Die Zerstörung einer Währung durch den Staat ist ein systemisches Risiko, dem die Verbraucher und Anleger nicht so leicht entfliehen können. Dennoch gibt es wirksame Strategien gegen Inflation. Da kaum jemand den Zeitpunkt und Verlauf der nächsten Krise seriös vorhersagen kann, gilt es, das Vermögen möglichst breit zu streuen. Das Portfolio sollte aus Anlagen bestehen, die unterschiedliche Charakteristika besitzen und wenig korreliert sind. Fällt der eine Vermögenswert, steigt im Idealfall der andere. Eine solche entgegengesetzte Entwicklung gibt es zum Beispiel häufig beim US-Dollar und beim Gold. Anleger sollten Sachwerte wie Aktien - aufgeteilt in unterschiedliche Regionen und Anlagestiele, Immobilien und Gold, die sich historisch wacker gegen Inflation geschlagen haben, gegenüber Anleihen, Bargeld und Lebensversicherungen vorziehen. Das perfekte Portfolio, das zu jedem Gemüt passt, gibt es allerdings nicht.

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Quelle: ntv.de

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