Wirtschaft

Crash oder Einstiegschance? Dax und Dow voller Unsicherheit

Die Börse bleibt wohl eine nervöse Achterbahnfahrt.

Die Börse bleibt wohl eine nervöse Achterbahnfahrt.

Nichts ist mehr so wie 2017. Nicht nur die Aktienmarktperformance schwächelt, auch die hohe Volatilität setzt Börsianern zu. Anleger sollten ihre Strategie anpassen.

Vanguard-Gründer und Investment-Legende Jack Bogle hat in seiner 66-jährigen Börsenkarriere schon einiges erlebt, aber die derzeitigen Schwankungen sind ihm unheimlich. Er spielt dabei nicht nur auf die heftigen Kursverluste in diesem Jahr an, sondern auch auf die schnellen Comebacks. Zum Beispiel als etwa der Dow im Tagesverlauf mehr als 500 Punkte im Minus lag und zum Handelsschluss noch ein Plus von rund einem Prozent geschafft hat.

DAX
DAX 18.161,01

Aber auch andere große Indizes haben eine erstaunliche Volatilität in diesem Jahr gehabt. Es gibt im S&P 500 in diesem Jahr bereits drei Mal so viele Handelstage mit einer Schwankungsbreite von einem Prozent oder mehr als im gesamten Börsenjahr 2017. Logische Konsequenz: Die Volatilitätsbarometer VDAX-New oder der VIX für den S&P 500 springen kräftig an, 118 Prozent für den VIX allein an einem Tag im Februar - Rekord. Im gesamten Februar hat sich der VDAX-New vom Tief bis zum Hoch fast vervierfacht. "Das Jahr 2018 könnte von wiederkehrenden starken Ausschlägen der Volatilität geprägt sein, wie es sich bereits Anfang des Jahres gezeigt hat", erklärt Marcus Landau, Derivate-Spezialist der DZ Bank.

Günstige Einstiegsgelegenheiten

Dafür gibt es gute Gründe wie etwa die Normalisierung der US-Geldpolitik durch die Federal Reserve, die den Leitzins seit Dezember 2015 zum fünften Mal angehoben hat. Die Verschärfung des Handelsstreits zwischen den USA und China, nachdem Maßnahmen und Gegenmaßnahmen angekündigt wurden. Für Anleger dürfte das bedeuten, dass sie sich an das neue Umfeld anpassen müssen. Wer einen längerfristigen Zeithorizont hat, kann die Schwächephasen gut nutzen, um weitere Positionen aufzubauen. Ähnlich wie bei einem Sparplan, bei dem regelmäßig eingezahlt und dann auch in Schwächephasen hinein, Anteile günstig erworben werden können. Über den günstigen Einstieg können Anleger dann an langfristig steigenden Aktienkursen wieder verdienen.

Mit der kräftig gestiegenen Volatilität ist auch die Korrelation am Aktienmarkt größer geworden. Einzelne Titel bewegten sich zuletzt also meist zusammen in eine Richtung. Dadurch fällt auch die Aktienauswahl schwerer, obwohl es Ausnahmen gibt wie der jüngste Sprung von mehr als 20 Prozent bei Nordex in nur wenigen Tagen gezeigt hat. Ein Groß-Investor hatte sich nach den heftigen Kursrückschlägen der vergangenen Monate beteiligt.

In einem solchen Umfeld sind auch einfache Investments in ein Börsenbarometer wie etwa ETFs (Exchange Traded Funds) gefragt. Hier setzen Anleger auf keine Outperformance bestimmter Titel, sondern legen etwa in einen Index wie den DAX oder den S&P 500 an. Die Beliebtheit dieser Titel zeigten auch die jüngsten Umsatzstatistiken für den europäischen ETF-Markt. Laut dem ETF Barometer von Lyxor sind niemals zuvor in den ersten zwei Monaten eines Jahres mehr Gelder in den europäischen ETF-Markt geflossen.  Im Februar wurde am stärksten in Aktien-ETFs investiert.

Produkte werden billiger

Aktive Anleger können auch über verschiedene Produkte von der höheren Volatilität profitieren, wie Dominik Storhas von Goldman Sachs erklärt: „Steigt die Unsicherheit an den Börsen und damit die implizite Volatilität, verbessern sich tendenziell die Konditionen von Seitwärtspapieren wie etwa Aktienanleihen, Discount- oder Bonuszertifikaten. Das spiegelt sich in höheren Renditechancen beziehungsweise größeren Sicherheitspuffern gegen fallende Kurse wider.“ Auf der Zertifikate-Plattform gettex finden diese Produkte daher auch wieder einen regen Zuspruch.

Doch der Volatilitätsanstieg könnte noch nicht vorüber sein, denn inzwischen pendeln VDAX-New und VIX auf historisch durchschnittlichen Niveaus aus. Daher könnten erneute Turbulenzen die Volatilität wieder ansteigen lassen. Marcus Landau gibt daher zu bedenken: „In der Regel gilt: je stärker ein Rücksetzer an den Märkten ist, desto heftiger schlägt auch die Volatilität aus“. Für langfristig ausgerichtete Schnäppchenjäger sowie für Fans von Seitwärtspapieren ergeben sich dadurch neue Renditechancen – vorausgesetzt ein Crash bleibt wie in den vergangenen neun Jahren aus.

Quelle: ntv.de

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