Wirtschaft

Wie dünn ist die Börsenluft? Dax-Crash wird für Sparer zur Falle

Die Sparer freuen sich bei einem Crash über die kletternden Zinsen. Doch die Freude könnte von kurzer Dauer sein.

Die Sparer freuen sich bei einem Crash über die kletternden Zinsen. Doch die Freude könnte von kurzer Dauer sein.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Kurseinbruch vor einer Woche beim Dax verunsichert viele Anleger. Sparer dagegen freuen sich über die gleichzeitig steigenden Zinsen. Doch ihre Hochstimmung dürfte nur kurz währen.

Wie schnell die Börsenstimmung von Gier in Angst umschlagen kann, haben die vergangenen Wochen eindrucksvoll gezeigt. Als der Dax am 23. Januar mit 13.596,89 Punkten sein Rekordhoch markierte, waren viele Investoren euphorisch. Nichts schien die Hausse aufhalten zu können. Doch viele Anleger hatten da die rosarote Brille auf. Drei Wochen später und nach einem zwischenzeitlichen Kursrutsch um mehr als 1600 Punkte - was am Tiefpunkt 12,0 Prozent entsprach - sind viele Investoren ziemlich nervös. Sie sehen nur noch die möglichen Risiken.

So befürchten Anleger, dass Trumps Steuerreform und das zweijährige Haushaltsabkommen in den USA die Neuverschuldung stark ausweiten wird. Zwar wird die Wirtschaft dadurch angekurbelt, aber das wird auch die Inflation anheizen. "In dem Umfeld könnte die US-Notenbank die Leitzinsen im laufenden Jahr stärker anheben als jene drei Male, die die Fed bislang signalisiert hat", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim britischen Broker ActivTrades gegenüber ntv.de.

Die Zinsen für zehnjährige Anleihen nähern sich vor diesem Hintergrund zusehends der Marke von 3,0 Prozent, womit Aktien im Verhältnis zu den steigenden US-Zinsen unattraktiver werden. Einige Börsianer befürchten deshalb bereits, dass sich die Spirale am Aktienmarkt in den nächsten Monaten nach unten drehen könnte. "Es ist schon merkwürdig, dass die US-Notenbank seit Jahren versucht, die niedrige Inflation zu bekämpfen. Und jetzt ist es so weit und die steigenden Inflationssorgen in den USA bringen Verunsicherung und die Aktienmärkte geraten weltweit unter Druck", sagt Alberto De Casa.

Die Sparer freuen sich zwar über die kletternden Zinsen, doch sollten die Inflationserwartungen Wirklichkeit werden, wird es nur ein kurzes Glück sein. Denn die Realverzinsung, nachdem die Inflation rausgerechnet ist, könnte am Ende unterm Strich niedriger sein. Sparer, die auskömmliche Renditen suchen, werden aus diesem Grund auch in Zukunft am Aktienmarkt unterwegs sein. Die jüngste Korrektur dürften sie daher mit einem weinenden und einem lachenden Auge sehen.

Kursdelle oder mehr?

Die Dynamik am Aktienmarkt gibt in der Tat Rätsel auf, vor allem, weil ein derart deutlicher Rückgang in so kurzer Zeit eher selten ist. Trotz der jüngsten Erholung des Dax wurde ein Börsenwert von 123,7 Milliarden Euro vernichtet. Ist es nun "eine Menge Holz"? Oder nur eine Delle oder gar "Peanuts", wie der ehemalige Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, einmal zweistellige Millionenverluste bezeichnete? 

Kopper bezog sich im April 1994 auf offene Handwerkerrechnungen in Höhe von 50 Millionen Mark aus der Milliardenpleite des Immobilienunternehmers Jürgen Schneider, die die Bank bezahlen musste. Diese Formulierung kam in der Öffentlichkeit allerdings gar nicht gut an. Im selben Jahr wurde "Peanuts" zum Unwort des Jahres gewählt.

Wie steht der Dax also nun da? Offiziell befindet er sich nach einem zwischenzeitlichen Kursrückgang um mehr als zehn Prozent in einer Korrektur. "Mit dem Tief vom vergangenen Freitag bei 12.003 Punkten hatte das Aktienbarometer das rechnerische Kursziel von 11.900 Punkten - abgeleitet aus dem jüngsten Doppeltop - binnen kürzester Zeit nahezu ausgeschöpft", erklärt Jörg Scherer, Leiter der Technischen Analyse bei HSBC. Die Situation im Dax hat sich also zuletzt verbessert. Eine weitere Erholung ist aus charttechnischer Sicht möglich, Scherer sieht die nächsten Widerstände rund um die 200-Tagelinie in einer Zone zwischen rund 12.750 und 12.780 Punkten.

Anleger sollten die Bewegung trotz der bestehenden Sorge um einen Zinsanstieg mit anschließender Korrektur an den Aktienmärkten richtig einordnen. Zwar ist etliches an Börsenwert vernichtet worden, im Langfristvergleich sind die Einbußen jedoch nicht mehr als eine Delle.

Damit die Korrektur nicht größere Ausmaße annimmt, müsste sich das Umfeld am US-Anleihenmarkt nun möglichst bald beruhigen. Denn nur so kann der Dax auch nachhaltig nach oben drehen.

Quelle: ntv.de

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