Wirtschaft

Graue Schwäne im Anflug Das sind die größten Börsenrisiken 2018

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(Foto: AP)

Die Börsianer sind tiefenentspannt. Risiken spielen bei ihren Anlageentscheidungen keine Rolle. Besser wäre es, die Gefahren auf dem Radar zu haben.

Gegen schwarze Schwäne, also Ereignisse, die plötzlich die Finanzmärkte erschüttern, ist kein Anleger gefeit. Denn schwarze Schwäne sind per Definition vor ihrem Anflug unsichtbar. Etwas anders sieht es bei den sogenannten grauen Schwänen aus: Dabei handelt es sich um bekannte Risiken. Doch auch denen wollen die Anleger kaum oder gar keine Beachtung schenken. Lieber werden sie ausgeblendet und ausgepreist. So lange, bis sie plötzlich relevant werden und für erhebliche Verwerfungen an den Finanzmärkten sorgen. Dass diese Gefahren tatsächlich eintreten ist zwar unwahrscheinlich, aber ausgeschlossen werden können sie eben auch nicht.

Von diesen grauen Schwänen gibt es derzeit eine Reihe:

1. Comeback der Inflation

In Deutschland ist die Teuerungsrate zuletzt auf 1,8 Prozent gestiegen. Damit ist das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von knapp zwei Prozent eigentlich erreicht - zumindest in der Bundesrepublik. Es ist durchaus denkbar, dass die Geldentwertung in Deutschland 2018 weiter anzieht. Denn die Mieten steigen wahrscheinlich weiter. Gleichzeitig kostet Öl (der Sorte Brent) mit knapp 70 Dollar je Fass rund ein Viertel mehr als vor einem Jahr. Wohnen und Verkehr sind im Verbraucherpreisindex zusammen mit 45 Prozent gewichtet.

Eine steigende Inflation ist in aller Regel auch mit anziehenden Zinsen verbunden, da diese nichts anderes als der Preis für geliehenes Geld sind. Dieser Zusammenhang könnte 2018 wenigstens in Deutschland relevant werden. Und steigende Zinsen sind wiederum ein Feind von Aktien, weil durch sie die alternative Anlageklasse der Anleihen an Attraktivität gewinnt.

2. Restriktiver Kurs der Notenbanken

Die amerikanische Notenbank Fed hat für dieses Jahr bereits drei weitere Leitzinserhöhungen in den Raum gestellt. Entsprechende Maßnahmen sind in Europa zwar noch nicht in Sicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich aber demnächst erklären müssen, ob, und wenn ja, wann sie ihr Anleihenkaufprogramm beenden wird. Denn angesichts der nicht nur in Deutschland anziehenden Inflation und der insgesamt in Euroland brummenden Konjunktur gibt es für die permanenten Liquiditätsspitzen der EZB immer weniger eine Daseinsberechtigung.

Liquidität zählt jedoch zu den wichtigsten Schmiermitteln des laufenden Börsenzyklus. Dreht die EZB den Geldhahn zu, könnte die Rally ihre letzten Tage gesehen haben.

3. Der Dollar wertet weiter ab

Mark-Uwe Falkenhain verfügt über insgesamt 30 Jahre Berufserfahrung bei der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden. Nach verschiedenen Stationen bei deutschen und internationalen Großbanken ist er bei Geneon seit neun Jahren als Vorstand tätig.

Mark-Uwe Falkenhain verfügt über insgesamt 30 Jahre Berufserfahrung bei der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden. Nach verschiedenen Stationen bei deutschen und internationalen Großbanken ist er bei Geneon seit neun Jahren als Vorstand tätig.

Anfang 2017 hat das Gros der Marktteilnehmer mit einem festeren Dollar gerechnet - nicht wenige sahen schon den Gleichstand mit dem Euro, die sogenannte Parität. Doch es kam anders: Der Greenback verlor gegenüber dem Euro rund 13 Prozent an Wert. Vielleicht wiederholt sich das ja auch in diesem Jahr. Schon wieder sind die meisten Börsianer positiv für den Dollar – gerade nach der deutlichen Abwertung im vergangenen Jahr.

Aber möglicherweise hält sich die Fed ja mit ihren Leitzinserhöhungen zurück, weil die US-Wirtschaft doch nicht so stark brummt wie es auf den ersten Blick scheint. Wenn dann noch die EZB das Ende ihrer Anleihekäufe ankündigen würde, könnte sich die Abwertung des Dollars weiter fortsetzen. Darunter würde die europäische Exportindustrie leiden – und mit ihr die entsprechenden Aktienkurse.

4. Chinas Wachstum flacht ab

Anfang 2015 haben Zweifel am chinesischen Wirtschaftswachstum die dortigen Festlandsbörsen und mit ihnen die internationalen Finanzmärkte einbrechen lassen. Das könnte sich in diesem Jahr wiederholen, denn die Volksrepublik bleibt weiterhin eine Black Box.

5. Zweifel an der Eurozone

Zudem könnten die internationalen Investoren wieder vermehrt am Zusammenhalt der Euroländer zweifeln. In Italien stehen im Frühjahr Parlamentswahlen an, bei denen europafeindliche Parteien gefährlich gut abschneiden könnten. Außerdem ist der Konflikt in und um Katalonien noch nicht beigelegt. Schließlich gehen die Brexit-Verhandlungen wahrscheinlich in die entscheidende Phase. Dem Euro könnten somit noch die schwersten Zeiten bevorstehen.

6. Krise in Osteuropa

Schließlich ist der Ukraine-Konflikt noch immer nicht gelöst. Ende des vergangenen Jahres sorgte eine geplante US-Waffenlieferung an die ukrainischen Streitkräfte für Aufregung. Jüngst probte Russland mit einem großangelegten Manöver den Angriff auf Europa. Eine Lageeskalation dort könnte durchaus wieder negative Einflüsse auf Europas Börsen heraufbeschwören.

Gemessen am Volatilitätsindex V-Dax New, der die Risikoaversion der Anleger widerspiegelt, machen sich die Anleger zurzeit kaum Sorgen. Diese Tiefenentspanntheit könnte sich als Fehler erweisen. Es ist zwar nicht gesagt, dass die genannten Risiken 2018 relevant werden, ausgeschlossen ist es jedoch auch nicht. Anleger sollten sie daher auf jeden Fall im Blick behalten, um gegebenenfalls rechtzeitig zu reagieren.

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Quelle: ntv.de

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