Wirtschaft

Börsenumfeld wird schwieriger Anleger setzen auf autonome Branchen

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(Foto: dpa)

Chaos in Italien, ein möglicher Handelskrieg mit den USA und sich eintrübende Fundamentaldaten: Aktien aus den Bereichen Technologie und Elektromobilität können sich von diesem Umfeld wahrscheinlich abkoppeln.

Italien entwickelt sich zur Zitterpartie. Es ist unklar, wie sich mittelfristig eine Koalition aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega Nord auf den Staatshaushalt, die Wirtschaftslage und letztlich auch auf den Euro auswirken wird. Auf diese Unsicherheiten reagieren die Finanzmärkte mit erhöhten Risikoaufschlägen für italienische Staatsanleihen. Doch gerade höhere Zinsen kann das hoch verschuldete Land überhaupt nicht gebrauchen. Auch in den USA verunsichert die Politik immer wieder die Anleger. Noch ist unklar, ob der Handelsstreit mit der EU und China eskaliert und sich zu einem Handelskrieg ausbreitet.

Zu den politischen Unsicherheiten kommen noch fundamentale Warnsignale. So ist in Deutschland der Ifo-Index seit seinem Hoch im November des vergangenen Jahres um drei Punkte auf zuletzt nur noch 102,2 Zähler gefallen. Ein Wert von mehr als 100 signalisiert zwar, dass vergleichsweise viele der befragten Unternehmen ihr Geschäft weiter ausbauen. Aber aus dem Wirtschaftswachstum ist erst einmal das Tempo draußen. Zudem kamen die Erwartungen an die künftige Entwicklung nur noch auf 98,5 Punkte. Optimismus sieht anders aus. Auch andere internationale Frühindikatoren fielen zuletzt schwach aus.

Es gibt jedoch auch Argumente, die für wieder steigende Kurse sprechen. Mit dem festeren US-Dollar sollte sich die Stimmung der Unternehmen wieder etwas verbessern. Der Euro hat in den zurückliegenden zwei Monaten immerhin um fast sechs Prozent an Wert verloren. Das erhöht die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Firmen außerhalb der Eurozone. Außerdem ist der Erwartungsdruck nicht mehr so hoch, so dass positive Überraschungen drin sein sollten. Beispielsweise fielen die Autoabsatzzahlen im April besser als erwartet aus. Unter dem Strich ist es zu früh, um die Konjunktur abzuschreiben.

Keine Frage: In diesem Spannungsfeld aus Argumenten für und gegen steigende Aktienkurse ist die Zusammensetzung des Portfolios komplizierter geworden. Zykliker dürften trotz erwartet besserer Wirtschaftsdaten nicht nachhaltig outperformen, während die klassischen Defensivwerte derzeit ihre eigenen Probleme haben. Unternehmen wie Nestle, Reckitt, Johnson & Johnson ist ihre Preissetzungsmacht vorerst abhandengekommen. Gleichzeitig zieht der höhere Ölpreis den Konsumenten Geld aus der Tasche und wirkt wie eine Steuererhöhung.

Auf Autonomie setzen

Einzelne Investment-Themen sind jedoch unabhängig von der Großwetterlage aussichtsreich: Dazu zählen vor allem der Bereich Technologie - hier sind insbesondere die Subsegmente Halbleiter und eSports interessant. So enthalten immer mehr Produkte immer mehr Computerchips und Sensoren: Zum Beispiel autonomes Fahren oder elektronische Assistenten wie Alexa & Co., die mit anderen Geräten wie der Haustechnik kommunizieren.

Bei eSports geht es schon lange nicht mehr darum, einsam vor dem Bildschirm ein Spiel zu zocken. Vielmehr ist hieraus eine regelrechte Entertainmentindustrie entstanden. Global gibt es mittlerweile rund zwei Milliarden Gamer, wovon fast 20 Prozent eSport-Events auf Internetkanälen oder im TV verfolgen. Führend sind hier derzeit League of Legends, Fortnite, Battlegrounds und DOTA 2. Diese Events werden wie große Sportveranstaltungen vermarktet. Was heute für Ü40 die Bundesliga ist, ist für die nachfolgende Generation eSports.

Auch im Bereich Elektromobilität bieten sich interessante Investmentchancen. Das gilt vor allem für die Produzenten von Lithium, von dem immer größere Mengen für die Herstellung der Akkus benötigt wird. In den nächsten zwei Jahren werden wir eine wahre Gegenoffensive der etablierten Autohersteller zu dem Angebot von Tesla erleben. Reichweite und Ladestationsnetze sind derzeit noch die Flaschenhälse für den Massenmarkt, aber auch diese Probleme werden sich lösen lassen.

Wie schon häufiger bei vorhergegangenen technologischen Innovationen, lässt sich Geld leichter mit den Zulieferern verdienen. Man muss kein Prophet sein, um eine stark wachsende Nachfrage nach Batterien vorherzusagen, deren wesentlicher Bestandteil Lithium ist. Zuletzt kamen die Branchenführer unter Druck, weil sie deutliche Produktionsausweitungen bekanntgaben - eine gute Einstiegsgelegenheit.

Marco Herrmann ist seit 1992 für renommierte Banken und Fondsgesellschaften tätig. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie der FIDUKA.

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Quelle: ntv.de

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