Wirtschaft

Paukenschlag am Zinsmarkt Anleger fürchten um ihre Gewinne

Steigen die Zinsen weiter?

Steigen die Zinsen weiter?

(Foto: REUTERS)

An den Börsen dreht es sich derzeit vor allem um ein Thema: steigende Zinsen. Die Renditen für Staatsanleihen ziehen spürbar an - und an den Aktienmärkten geraten die Kurse plötzlich unter Druck.

Jahrelang war die Losung für deutsche Anleger einfach. Es gab keine Zinsen, dafür aber schob billiges Geld der Notenbanken die Aktienkurse nach oben. Seit zwei Wochen bleibt am Zinsmarkt aber kein Stein auf dem anderen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe kletterte von 0,25 auf 0,57 Prozent. Am Zinsmarkt ist dies ein Brett. Die Auswirkungen am Aktienmarkt sind spürbar. Woher kommt aber überhaupt die Zinsphantasie?

Nachdem die Chefs der englischen und der kanadischen Notenbank Ende Juni auf einem von der EZB veranstalteten Notenbanker-Treffen im portugiesischen Sintra gesagt hatten, sie würden über Zinserhöhungen nachdenken, waren die Zinsen rund um den Globus deutlich geklettert. Seither kam es beim Dax zu einem Kursrückgang um vier Prozent gegenüber dem Rekordhoch von Mitte Juni. Denn mit den steigenden Zinsen kommt nun ein weiterer wichtiger Belastungsfaktor für den Dax hinzu - der stärkere Euro. Damit kommt der Index nun von zwei Seiten in die Klemme: den steigenden Zinsen und dem höheren Euro.

In einem Umfeld steigender Zinsen schichten Investoren ihre Portfolios zügig um. Von den höheren Zinsen profitieren vor allem die Banken, weil sich die Perspektiven für den Zinsüberschuss verbessern. Daher waren zuletzt die Papiere von Deutscher Bank und Commerzbank auf dem Weg nach oben. Gleichzeitig hellen sich auch die Perspektiven für die Allianz und die Münchener Rück auf, weil sie eine höhere Rendite auf das verwaltete Vermögen erwirtschaften können. Versicherer und Banken gehörten zuletzt auch bei der Börse München zu den am meist gehandelten Basiswerten.

Hingegen sind steigende Zinsen schlechte Nachrichten für hochverschuldete Unternehmen, wie Deutsche Telekom, Eon oder RWE. So lagen die Nettoschulden der Telekom am Ende des ersten Quartals bei 50 Milliarden. Euro, während bei Eon 24,7 Milliarden und bei RWE 23,7 Milliarden zu Buche standen. Gleichzeitig werden in einem derartigen Umfeld auch Aktien mit hoher Dividendenrendite, wie Münchener Rück und Allianz, Daimler, BMW und Telekom weniger attraktiv. Steigende Zinsen belasten beispielsweise zudem die Aktie des Immobilienkonzerns Vonovia, weil der Aufwärtsdruck auf die Preise von Wohnungen nicht mehr so stark ist wie bislang.

Der Euro gewinnt an Wert

Gleichzeitig schauen Investoren, wie die einzelnen Dax-Werte von dem steigenden Euro betroffen sind. Viele von ihnen leiden etwas darunter, weil deutsche Produkte in den USA oder Großbritannien teuer werden, was die Nachfrage dämpft. So sind Konzerne wie Daimler, BMW, die Telekom oder Siemens, die über ein großes USA-Geschäft verfügen, negativ betroffen. Allerdings verkaufen die deutschen Unternehmen ihre Produkte nicht über den Preis, sondern über die bessere Qualität, weshalb die Dax-Unternehmen einen steigenden Euro deutlich besser verkraften als italienische, französische oder spanische Firmen.

Wer etwas Mut mitbringt, nutzt die Gunst der Stunde und kauft sich den Dax günstiger ein als vor ein paar Wochen. Bonuspapiere wie die DM3MA9 mit 9 Prozent Renditechance ohne Aufgeld zum Dax-Direktinvestment oder für sehr Mutige ein Discount-Call mit Seitwärtsrendite von 35 Prozent bei einem Cap von 12.000 Punkten mit Laufzeit Dezember können in der gegenwärtigen Lage ausgesprochen sinnvoll sein.

Zurück zu den Einzeltiteln: So profitieren die Lufthansa und Adidas vom steigenden Euro, denn die Lufthansa muss auf Euro-Basis weniger für ihren Treibstoff bezahlen. Der weltweit zweitgrößte Sportartikelhersteller kauft viele Schuhe, Textilien und Accessoires in Asien auf Dollar-Basis ein. Bei einem steigenden Euro muss Adidas dafür weniger Euro auf den Tisch legen.

Dax-Anleger sollten den Anleihenmarkt weiter genau im Auge behalten. Sollten die Zinsen weiter steigen, dürfte sich die Korrektur beim Dax ausweiten, woraufhin die Nervosität bei Anlegern weiter zunehmen dürfte. Umso wichtiger werden in den nächsten Wochen die Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi und Fed-Chefin Janet Yellen werden, zumal vor der EZB-Sitzung am 20. Juli und der Fed-Sitzung am 26. Juli.

Disclaimer: Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder Anlageprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

Quelle: ntv.de

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