Wirtschaft

Kurse können kräftig fallen Aktienrallye steuert auf Endphase zu

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(Foto: picture alliance / dpa)

Aktien befinden sich bereits im zehnten Rallyejahr. Ein Börsenzyklus dauert normalerweise nur sieben bis acht Jahre. Die überfällige Korrektur dürfte heftig werden.

Der aktuelle Wirtschaftszyklus hat wie alle seine Vorgänger begonnen: mit einer massenhaften Vernichtung unproduktiv gewordenen Kapitals. Damals war es die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise, die im Sommer 2007 mit dem Platzen der Immobilienblase in den USA begann und enorme Geldbeträge auslöschte. Der Internationale Währungsfonds schätzte die weltweiten Wertpapierverluste auf rund 4000 Milliarden US-Dollar. Seit dem Frühjahr 2009 findet jedoch eine wirtschaftliche Erholung statt.

Die ungewöhnliche Länge des aktuellen Aufschwungs hat im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen herrscht ein positives makroökonomisches Umfeld. Die Globalisierung, der rasante technologische Fortschritt und die Entstehung neuer Konsumentengruppen in den Schwellenländern haben für eine zusätzliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen geführt. Diese wurde von stabilen Preisen begleitet.

Zum anderen haben die Notenbanken die Finanzmärkte mit billigen Geld geflutet. Damit haben sie übliche, gesunde und marktwirtschaftliche Bereinigungsprozesse zwischenzeitlich außer Kraft gesetzt. Der Kostenfaktor "Zins" wurde auf ein Mindestmaß reduziert. Auch Firmen mit nicht funktionierenden Geschäftsmodellen konnten sich fast kostenlos Geld leihen und blieben dadurch am Leben. Unter normalen marktwirtschaftlichen Bedingungen wären diese "Untoten" längst bankrott und vom Markt verschwunden.

Notenbanken befeuern Rallye

Uwe Günther ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der "BPM - Berlin Portfolio Management GmbH".

Uwe Günther ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der "BPM - Berlin Portfolio Management GmbH".

Parallel mit der Erholung der Realwirtschaften sind die Kurse vieler Vermögenklassen gestiegen, allen voran die von Aktien und Anleihen. Hier gelten dieselben Ursachen. Vor allem das billige Notenbankgeld hat die Notierungen nach oben getrieben. Seit 2013 war es sowohl für Anleger als auch für Unternehmen hoch attraktiv, sich zu günstigen Konditionen zu verschulden und in die Aktienmärkte zu investieren.

Führende Investmentbanken schätzen, dass Aktienrückkäufe von Unternehmen auf Kredit in den vergangenen Jahren für circa 70 Prozent der Kurssteigerungen verantwortlich sind. Das reale laufende Geschäft, also Umsatz- und Gewinnverbesserungen machen nach Ansicht der Analysten nur rund 20 Prozent der Kursanstiege aus. Wir kommen zu einer ähnlichen Einschätzung.

Die aktuelle Aktienrallye läuft schon seit mehr als neun Jahren und damit länger als üblich. Für die überfällige Korrektur kommen verschiedene Auslöser und Ursachen infrage. Vor allem sind ein Aufleben der Inflation und damit eine Normalisierung der Zinsen zu nennen. In den USA haben sich die Verbraucherpreise im Februar schon wieder um 2,2 Prozent erhöht. Damit liegt die Teuerung über dem Zwei-Prozent-Ziel der amerikanischen Notenbank Fed.

Die Fed hat im laufenden Börsenzyklus bereits sechs Mal ihre Leitzinsen erhöht - zuletzt auf 1,5 bis 1,75 Prozent. Noch wichtiger: Die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen notieren mit 2,7 Prozent bereits in etwa doppelt so hoch wie vor knapp zwei Jahren. Dazu kommen noch der zunehmende Protektionismus und der unberechenbare US-Präsident Donald Trump.

Großes Korrekturpotenzial

Es muss davon ausgegangen werden, dass Anleger, die heute in den S&P 500 investieren, in den kommenden zehn Jahren eine negative Performance erzielen. Das Korrekturpotenzial bei dem amerikanischen Leitindex, der die 500 größten in den USA börsennotierten Unternehmen umfasst, taxieren wir auf 40 Prozent.

Die absehbare Neubewertung von Aktien birgt jedoch nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Denn während zahlreiche Finanzmärkte und Indizes wie der S&P 500, der Nasdaq-Index oder High-Yield-Anleihen zwischen 40 und 70 Prozent überbewertet sind, notieren andere Märkte im Vergleich auf einem extrem attraktiven Niveau. Zu nennen sind unter anderem die Aktienmärkte in Japan und in wichtigen Schwellenländern, die Anleihemärkte ebenfalls in Emerging Markets sowie Edelmetalle und Rohstoffe.

Zusätzlich führt die technologische Entwicklung zu massiver Knappheit bisher eher unbedeutender oder wenig genutzter Ressourcen. Dies betrifft sowohl Materialien für die "energy revolution" (Kupfer, Lithium, Cobalt, Wasser) als auch den Rohstoff des aktuellen Jahrhunderts: Daten.

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Quelle: ntv.de

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