Wirtschaft

Blind kaufen funktioniert nicht Aktienmärkte driften auseinander

Arbeit für Analysten und Händler: Branchen, Regionen und einzelne Werte entwickeln sich auseinander. In Portfolios sollte nun stärker differenziert werden.

Arbeit für Analysten und Händler: Branchen, Regionen und einzelne Werte entwickeln sich auseinander. In Portfolios sollte nun stärker differenziert werden.

(Foto: imago/photothek)

Hohe Kursgewinne bei Tech-Werten wie Facebook, dagegen schmerhafte Verluste bei Pharma-Titeln wie Roche: Es ist nicht mehr einfach, an der Börse Geld zu verdienen. Chancen gibt es aber immer noch.

Die internationalen Aktienmärkte zeigen mittlerweile ein Bild, das typisch für die späte Phase im Zyklus ist: Regionen, Branchen und Einzelwerte laufen immer weniger synchron. Es reicht nicht mehr, einfach an der Börse investiert zu sein, um vernünftige Renditen zu erzielen. Das funktioniert nur noch mit der richtigen Auswahl der Märkte oder der einzelnen Aktien.

Auf Sicht eines Jahres notiert der Deutsche Aktienindex Dax mit drei Prozent im Minus. Die Zeiten, in denen der deutsche Standardwerteindex zuverlässig fast jedes Jahr Gewinne abwarf, scheinen erst einmal vorbei zu sein. Der EuroStoxx 50 hat in den zurückliegenden zwölf Monaten ebenfalls drei Prozent an Wert verloren. Noch schlimmer sieht es bei Schweizer Aktien aus. Der Swiss Market Index notiert sogar fast fünf Prozent tiefer als noch vor einem Jahr.

Im selben Zeitraum legten dagegen amerikanische und japanische Titel kräftig zu. Der S&P 500, der die 500 größten in den USA notierten Aktiengesellschaften umfasst, hat auf Jahressicht um 13 Prozent zugelegt. Der japanische Nikkei-Index liegt zwölf Prozent im Plus. Der amerikanische Technologie-Index NASDAQ ist in den vergangenen zwölf Monaten sogar um 25 Prozent gestiegen. Der deutsche TecDax hat sich ähnlich gut geschlagen.

Auch Einzelwerte lieferten völlig unterschiedliche Ergebnisse. Deutsche Automobilkonzerne wie BMW (-5 Prozent) oder Daimler (-12 Prozent) enttäuschten. Mit Schweizer Pharmawerten - Novartis (-16 Prozent) und Roche (-19 Prozent) - verloren Anleger sogar richtig viel Geld. In den USA flog mit General Electric (-56 Prozent) nach 110 Jahren der Zugehörigkeit sogar das letzte Gründungsmitglied aus dem Dow Jones. Gründe für die schwache Performance waren bei den Autowerten der Diesel-Skandal, bei den Pharmaaktien mangelnde Forschungsdurchbrüche und bei General Electric eine verfehlte Unternehmensstrategie.

Innovation ist der Schlüssel

Bei Technologieaktien kannten dagegen die Kursgewinne kaum eine Grenze. Während Facebook und Apple auf Sicht eines Jahres in etwa so stark wie der NASDAQ-Index zulegten, explodierten bei Amazon (+65 Prozent) und Netflix (+156 Prozent) die Kurse. Alphabet, die ehemalige Google, lief dagegen mit einem Plus von 15 Prozent schlechter als der breite Markt.

Die entscheidende Frage lautet, welche Entwicklungen werden sich im zweiten Halbjahr fortsetzen, welche nicht und gibt es neue Bewegungen? Kurzfristige Prognosen sind immer schwer zu machen, aber langfristig steht eins fest: Unternehmen, die nicht innovativ und dynamisch sind, verpassen im sich rasant verändernden Marktumfeld den Anschluss - siehe General Electric oder die Schweizer Pharmariesen.

Bei der Auswahl von Einzeltiteln sind Unternehmen zu bevorzugen, die das Potential haben, die Welt zu verändern. Diese Rolle übernahmen in den vergangenen Jahren die amerikanischen Technologie-Konzerne. Im Zeitalter der Digitalisierung lohnt sich somit ein Blick auf die Technologie-Indizes und deren Mitglieder. Trotz teils bereits stark gestiegener Kurse werden sich hier Unternehmen herauskristallisieren, die überdurchschnittliches Wachstum generieren und deren Aktienkurse sich weiterhin vervielfachen werden.

Anlegern, denen die Einzelanalyse zu arbeitsintensiv ist, können in entsprechende Indexfonds (ETFs) investieren. Sie verteilen damit gleichzeitig das Investmentrisiko auf mehrere Titel. Das empfiehlt sich insbesondere bei Technologie-Indizes wie dem TecDax oder NASDAQ-Index, da diese über ein deutlich höheres Risiko als der Dax oder der Dow Jones verfügen. Dies einzugehen, zahlt sich langfristig jedoch aus. Insbesondere kurzfristige Kurskorrekturen können als Einstiegsgelegenheit genutzt werden.

Dynamische Unternehmen aus dem Technologie-Sektor werden angesichts der fortschreitenden Digitalisierung der Welt weiter die beste Performance erzielen, auch wenn die Bewertungen wie Kurs-Gewinn-Verhältnisse teilweise schon recht hoch sind.

Unter dem Strich sind wir für das zweite Halbjahr verhalten optimistisch und rechnen mit seitwärts laufenden Märkten mit gegebenenfalls leichten Kursaufschlägen. Markttiming und Stockpicking werden in einem solchen Umfeld immer wichtiger.

Stefan Eberhardt ist Leiter des Portfoliomanagements der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung. Außerdem ist der Finanzexperte nebenberuflich als Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg tätig.

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Quelle: ntv.de

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