Wirtschaft

Ausverkauf bei Nebenwerten Aktienanleger sind zu pessimistisch

An der Frankfurter Börsen ging es dieses Jahr abwärts.

An der Frankfurter Börsen ging es dieses Jahr abwärts.

(Foto: dpa)

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird 2018 nicht als gutes Börsenjahr enden. Schlimm hat es vor allem verschiedene Nebenwerte erwischt - häufig völlig zu Unrecht.

Auf Indexebene haben sich die deutschen Nebenwerte in diesem Jahr überraschend gut geschlagen. Der SDax hat seit Jahresanfang mit einem Minus von zwölf Prozent weniger stark nachgegeben als der Dax, der bereits 13 Prozent verloren hat. Normalerweise kommen Small Caps in Korrekturphasen stärker unter die Räder als große Standardwerte. Grund ist die geringere Liquidität. Kommt Verkaufsdruck auf, reichen bei den marktengen Titeln schon wenige Verkaufsorders, um den Kurs tief in den Keller schicken.

Häufig sind es Rückgaben von Fondsanteilen bei Small-Cap-Fonds, die dann gezwungen sind, ihre Aktien zu jedem Preis zu verkaufen. Gibt es gleichzeitig aufgrund der angeschlagenen Marktstimmung einen Käuferstreik, werden einzelne Aktien nach unten durchgereicht. So ist es auch bei der Korrektur in diesem Jahr passiert.

Diese heftigen Kursverluste standen in den meisten Fällen in keinerlei Zusammenhang mit den Fundamentaldaten der einzelnen Unternehmen. Selbst Firmen, die ihre Prognosen für 2018/19 bestätigt oder ganz aktuell sogar (mehrfach) angehoben haben, verloren 25 Prozent und mehr. Das traf sogar auf Aktien von Unternehmen zu, die in einem wenig konjunktursensiblen Umfeld agieren, also von den zuletzt aufgekommenen Rezessionsängsten weniger als die breite Masse betroffen sind.

Die Stimmung ist trübe

Nervöse (Klein-)Anleger, die wahrscheinlich nie hätten Aktien kaufen sollen, trennen sich jetzt nur aus Angst von den Aktien erstklassiger Firmen, ohne auf die Unternehmensentwicklungen zu achten. Dabei handelt es sich um ein typisches prozyklisches Verhalten, das an den Börsen immer wieder stattfindet. Anleger kaufen Aktien, wenn sie steigen und verkaufen sie, wenn sie fallen - oftmals aus nichtigen Gründen.

Entweder wird alles durch die rosarote Brille gesehen und niemand stoppt die Bullen - so geschehen zum Jahresanfang. Oder die Stimmung ist extrem negativ und positive Nachrichten werden weitestgehend ignoriert - so wie zurzeit. Weitere Ursachen für die Rückgänge dürften auch Stop-loss-Orders, markttechnische Begebenheiten oder sogenannte Knock-Out-Warrants, die einzelne Bewegungen noch verstärkt haben, gewesen sein.

Rein aus dem fundamentalen Blickwinkel betrachtet preist der Markt mit den zum Teil gravierenden Kursrückgängen im Einzelfall eine tiefe Rezession ein. Diese wird in nahezu keinem Fall aktuell von den Unternehmen tatsächlich befürchtet.

Es kommt einem manchmal vor, dass einzelne Marktteilnehmer in vorauseilendem Gehorsam befürchten, dass analog zur Finanzkrise 2008 wieder (gleich mehrere) schwarze Schwäne vor der Tür stünden und daher alles verkauft werden muss.

Begründet wird diese Situation mit den politischen Krisenherden wie dem Brexit, dem Streit um den italienischen Staatshaushalt zwischen Brüssel und Rom sowie dem Handelsstreit der USA mit dem Rest der Welt. Natürlich spielen auch Leerverkäufer eine Rolle, die die schlechte Stimmung nutzen, um Werte nach unten zu prügeln.

Auf einer Anlegermesse, die Ende November in Frankfurt/Main stattfand, haben Dutzende Vorstände von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen aus erster Hand berichtet. Eine große Mehrheit verzeichnet nach wie vor volle oder sogar weiter steigende Auftragsbücher. Stornierungen sind dagegen die Ausnahme.

Attraktive Einstiegschancen

Das Auseinanderklaffen der Stimmung der Anleger und der tatsächlichen Lage der Unternehmen führt dazu, dass diese fundamental völlig unbegründeten Kursrückgänge im Einzelfall hervorragende, mittel- und langfristige Kaufgelegenheiten darstellen.

Aktuell stehen trotz vereinzelter Abschwächungssignale die Zeichen bei den Unternehmen womöglich auf einem nachlassenden Gewinnwachstum, jedoch nicht auf rückläufigen Gewinnen. In solchen irrationalen Börsenphasen sind vor allem Stock-Picker gefragt, die nicht den breiten Markt - zum Beispiel per Indexfonds - kaufen, sondern auf vielversprechende Einzeltitel setzen. Da eine weitere Ausverkaufswelle jedoch nicht ausgeschlossen ist, insbesondere, sofern eine der genannten politischen Risiken eskaliert, sollten Anleger nicht ihre gesamte Liquidität investieren, sondern in Etappen die attraktiven Kaufkurse nutzen.

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Wamsler & Co. Vermögensverwaltung u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 30 Jahre Berufserfahrung. www.wamslervv.de

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Quelle: ntv.de

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